"Boomer-Soli": DRV-Präsidentin äußert sich - "genau hinschauen"
Autor: Ellen Schneider, Agentur dpa
Deutschland, Freitag, 14. November 2025
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zur Einführung des "Boomer-Soli" wurde im Sommer heiß diskutiert. Nun ordnet die Deutsche Rentenversicherung (DRV) den Vorschlag ein.
Der "Boomer-Soli" sorgte im Sommer für gemischte Reaktionen. Die Idee der Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): Wer im Alter ein hohes Einkommen hat, zum Beispiel durch eine hohe Rente oder andere Alterseinkünfte, zahlt einen Extra-Beitrag. Dadurch könnten niedrige Renten aufgestockt werden - das Geld würde somit innerhalb der Generation umverteilt. Nun hat sich die Deutsche Rentenversicherung (DRV) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk (BR) zu dem Vorschlag geäußert.
Für sinnvoll halte der DRV die Idee demnach nicht. Präsidentin Gundula Roßbach begründet: Wer auf dem Papier eine geringe gesetzliche Rente bekomme, beziehe häufig noch andere Altersbezüge und stehe dadurch unterm Strich teilweise sogar besser da, als Ruheständler mit einer durchschnittlichen gesetzlichen Rente. "Da muss man genau hinschauen", betont sie.
Deutsche Rentenversicherung (DRV) äußert sich: Boomer-Soli mit Irrtum
Ein Beispiel: Die Gruppe der Männer, die weniger als 500 Euro aus der gesetzlichen Rentenkasse bekommen, erhielten insgesamt mit allen Altersbezügen 2.752 Euro brutto. Männer, die Renten zwischen 1.000 und 1.500 Euro beziehen, kämen hingegen im Schnitt letztendlich auf 1.873 Euro.
Das sei dem Mix verschiedener Altersversorgungssysteme geschuldet. Beispielsweise gebe es viele Rentner, die erst als Angestellte tätig waren, sich anschließend jedoch selbstständig machten oder als Beamte arbeiteten.
Laut Roßbach erhielten durch den Boomer-Soli also möglicherweise Rentner zusätzliche Zahlungen, die eigentlich keinen Solidarausgleich brauchen. Auch das Geld von vermögenden Rentnern zu holen sei schwierig, denn auf mehr als 2.400 Euro Rente im Monat kommen derzeit nur 16 Prozent der Männer und nur rund drei Prozent der Frauen. Für sinnvoller halte sie es daher, Menschen mit geringen Altersbezügen über die Steuer besser zu stellen.
"Boomer-Soli": So sinnvoll ist die Extra-Abgabe für Rentner laut Experten
Das DIW argumentierte jedoch im Sommer: Der "Boomer-Soli" könnte die Renten stabilisieren, ohne jüngere Generationen direkt mehr zu belasten. Das ließe sich laut den Experten recht kurzfristig umsetzen.
Dieses Geld soll dann nicht in den allgemeinen Bundeshaushalt fließen, sondern ausschließlich zur Finanzierung der Renten genutzt werden. Dazu könnte ein Sondervermögen, speziell für die Umverteilung der Alterseinkünfte, geschaffen werden. DIW-Steuerexperte Stefan Bach betont in der Mitteilung zur Studie: Die Abgabe "träfe in erster Linie gut versorgte Ruheständler, denen es nicht allzu weh tut, einen zusätzlichen Beitrag zu leisten."