Aussteiger und Selbstversorger - Warum sich immer mehr für Konsumboykott entscheiden?
Autor: Vanessa Höfner
Deutschland, Donnerstag, 17. Januar 2019
Lebensmittel, Kleidung, Gebrauchsgegenstände - der Großteil von uns gibt tagtäglich Geld für diverse Produkte aus. Doch es gibt Menschen, die sich bewusst gegen das Kaufen von Gütern entscheiden. Wir erklären, wer den Konsum boykottiert und welche Idee dahinter steckt.
Aussteiger – jedem dürfte dieses Wort ein Begriff sein, dennoch weiß kaum jemand, was genau einen Aussteiger ausmacht. Es sind Menschen, die sich bewusst gegen ein Leben innerhalb der Zwänge unserer kapitalistisch geprägten Gesellschaft entscheiden. Dieser Schritt in die Individualität kann ganz unterschiedlich und von verschiedener Tragweite sein. Der folgende Artikel soll einen Überblick über Arten des Ausstiegs geben und über Vor- und Nachteile informieren.
Aussteiger und Selbstversorger: Leben ohne Geld
Es gibt Aussteiger, die sich dem System komplett entziehen und ohne Geld leben. Das heißt, dass sie weder Einkommen haben, noch Ausgaben tätigen. Diese Personen zahlen keine Steuern oder ähnliche gesetzliche Abgaben und sind nicht krankenversichert. Diese Form des Aussteigertums ist radikal und zum Teil gesetzeswidrig. In Deutschland besteht eine Krankenversicherungspflicht, die ohne Ausnahme für jeden Bürger gilt.
Ein komplett geldfreies Leben ist also in Deutschland kaum möglich, da man zumindest den Betrag für die eigene Krankenversicherung aufbringen muss. Alle anderen Bereiche des Lebens werden durch ein wachsendes Angebot für Aussteiger und ökologisch bewusst lebende Menschen abgedeckt. Lebensmittel und Kleidung können kostenlos in sogenannten Umsonst-Läden oder bei Foodsharing-Stellen abgeholt werden.
Auch in Bamberg gibt es solche Einrichtungen: Der Umsonst-Laden Mosaik bietet gebrauchte Alltagsgegenstände aller Art an, die Initiative Lebensmittelretten bietet Lebensmittel an, die nicht mehr verkäuflich, auf jeden Fall aber noch genießbar sind. Schwieriger wird es bei der Wahl des passenden Wohnraumes. Um geldfrei leben zu können, ist es notwendig, einen Lebensraum zu finden, der mietfrei bewohnt werden kann.
Viele Aussteiger nutzen Projekte sozialer Einrichtungen, kaufen sich vom Erlös ihres verkauften Besitzes ein kleines Gehöft oder leben im Wald.
Selbstversorger
Neben dieser sehr konsequenten und allumfassenden Variante des Aussteigertums existieren auch abgeschwächte Formen. Es gibt beispielsweise Selbstversorger, die krankenversichert sind und sämtliche gesetzlichen Abgaben leisten, ihre Lebensmittel und Dinge des alltäglichen Gebrauchs jedoch komplett selbst anbauen und herstellen.
Diese Menschen sind trotz ihrer Integration in die kapitalistische Gesellschaft als Aussteiger zu bezeichnen, da sie sich bewusst gegen die Verschwendung von Lebensmitteln entscheiden und wirtschaftliche Unabhängigkeit anstreben. Das Ziel des autarken Lebens bezieht sich nicht nur auf Gemüse, Obst, Getreide und Fleisch oder Milchprodukte, sondern auch auf andere Bedarfsgüter wie Kleidung, Möbel und Ähnliches.
Selbstversorger sein allein bedeutet harte Arbeit und wenn noch Geld für Miete und Krankenversicherung dazuverdient werden muss, stellt diese Lebensweise einen Fulltimejob dar.