Druckartikel: Als Erwachsener einen Kinderteller bestellen: Wann der Wirt dir das verweigern darf

Als Erwachsener einen Kinderteller bestellen: Wann der Wirt dir das verweigern darf


Autor: Andrea Blatzky, Nadine Wüste

Deutschland, Donnerstag, 10. Juli 2025

In Lokalen gibt es spezielle Kinderteller und auch Seniorenteller, die nicht jedem Gast serviert werden. Diese Mahlzeiten sind Teil einer wirtschaftlichen Strategie der Gastwirte.
Kinderteller und Seniorenteller in Restaurants werden oft aus wirtschaftlichen Gründen nicht an erwachsene Gäste serviert, um Einnahmeeinbußen zu vermeiden.


In vielen Lokalen und Restaurants werden neben den regulär großen Gerichten auch kleinere Portionen zu günstigeren Preisen für ältere Gäste oder Kinder angeboten - die sogenannten Kinderteller oder Seniorenteller. Häufig erleben Gäste jedoch, dass ihre Bestellung abgelehnt wird, wenn sie kein Senior oder Kind sind. Darf das wirklich so sein, oder gilt das Motto "der Kunde ist König"?

Es kommt immer wieder zu Diskussionen, wenn Gäste, die ein vollwertiges Hauptgericht essen könnten, einen Seniorenteller bestellen möchten, aber die Bedienung sich weigert, die meist halbe Portion zu servieren.

Offizielle Altersgrenze: Wann du ein Recht auf einen Kinder- oder Seniorenteller hast

Die Gründe hierfür sind vielfältig: Vielleicht möchte der Kunde keine vollständige Mahlzeit, ist auf Diät oder möchte einfach Geld sparen. Es gibt sogar Regelungen, wann man für sein Essen im Restaurant nichts zahlen muss.

Bei unterschiedlichen Auffassungen sind die Gäste auf das Entgegenkommen des Personals angewiesen. Zwar gibt es keine offizielle Altersgrenze für Seniorenteller, aber ebenso wenig eine Verpflichtung, solche Wünsche zu erfüllen.

Der Gast muss am Ende die Entscheidung des Personals akzeptieren und ein anderes Gericht wählen. Kommt man mit dem Personal nicht auf einen Nenner, bleibt nur noch der Abschied aus dem Lokal, denn der Gastwirt hat das Hausrecht und kann entscheiden, wer welche Portionsgröße bestellen darf. Ferner kann sich der Wirt weigern, Gerichte zuzubereiten, die nicht auf der Karte stehen.

Essensreste vermeiden: Darum gibt es kleinere Portionen

Zu den Favoriten bei Kindern gehören Chickennuggets, Fischstäbchen oder Nudeln mit Soße. Senioren genießen gerne ein Schnitzel oder einen geschmorten Braten mit wenigen Beilagen. Seniorenteller sind nicht speziell für ältere Menschen zubereitet, um leicht verdauliche oder einfach zu kauende Mahlzeiten anzubieten.

Sie stehen vielmehr auf der Karte, weil ältere Menschen oft schneller satt werden. Zudem sollen die kleineren Portionen helfen, Essensabfälle zu reduzieren, da Reste oft weggeworfen werden müssen.

Auf Wunsch packen die meisten Wirte übrig gebliebenes Essen ein. Ist es erlaubt, auch ohne Konsum in einem Restaurant die Toilette zu nutzen? Hierzu gibt es eine klare Regelung.

Warum lehnen Wirte die Zubereitung eines Seniorentellers ab?

Grundsätzlich ist die Speisekarte nicht verbindlich, sondern stellt eine Einladung zu einem Angebot dar ("invitatio ad offerendum"). Deshalb kann der Wirt jederzeit Gerichte von der Karte streichen oder die Zusammenstellung ändern. Gibt der Besucher seine Bestellung auf, macht er dem Wirt rechtlich gesehen ein Angebot.

Dieser kann es annehmen oder ablehnen. Werden sich beide Partien nicht einig, weil der Kunde beispielsweise einen Seniorenteller will, kommt kein Vertrag zustande. Willigt der Gastwirt ein, ist der Vertrag für beide Seiten bindend. Dann musst du eine bestellte Speise zahlen, auch wenn du die Hälfte stehen lässt. 

Die Verweigerung eines Seniorentellers hat hauptsächlich wirtschaftliche Gründe, denn an diesen Mahlzeiten verdienen die Wirte weniger. Die günstigeren Kinder- und Seniorenteller werden durch die normal großen Hauptgerichte "subventioniert". Das ist vergleichbar mit der Preisgestaltung bei Getränken, die durch ihren relativ hohen Preis die Kosten der Speisen ausgleichen, die ansonsten wesentlich teurer angeboten werden müssten.

Umsatz zu gering? Kinderteller im Preis-Leistungs-Check

Deshalb fragen die Bedienungen bei einem leeren Glas möglichst schnell nach einem weiteren Getränk. Entscheiden sich Erwachsene für die billigere Version einer Speise, führt das bei den Gastronomen zu einem geringeren Umsatz. Und in jedem Restaurant gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen. Darum muss der Wirt die Speisekarte verkaufsfördernd gestalten und sämtliche Ein- und Ausgaben in die Kalkulation einfließen lassen, um gewinnbringend wirtschaften zu können. 

Andererseits möchte jeder Gaststättenbesitzer, dass die Kunden wiederkommen. Als zusätzlichen Service gibt es auf einigen Karten einfache Gerichte, die von allen Gästen bestellt werden dürfen.

Diese werden oft mit den Bezeichnungen "Für den kleinen Hunger" oder "Für zwischendurch" betitelt. Alternativ könntest du auch einfach eine Vorspeise oder einen Salatteller bestellen. Bittest du höflich um eine kleinere Portion, erfüllen viele Gastronomen den Wunsch, denn sie möchten neue Stammgäste gewinnen. Allerdings hast du keinen Anspruch darauf und die Entscheidung liegt einzig und allein im Ermessen des Inhabers. Erklärt das Personal, warum kein Seniorenteller möglich ist, haben die meisten Verbraucher Verständnis für ein Nein.