Wie Schichtarbeit krank macht: Diese schweren Krankheiten können gefördert werden
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Dienstag, 23. Januar 2024
Schichtarbeit ist nicht gut für die Gesundheit. Vor allem viele Nachtschichten führen zu Erkrankungen. Gegenüber der Tagesarbeit sind es Erschöpfungen und Schlafstörungen, die den Menschen zu schaffen machen.
- Schichtarbeit als ergonomischer Gestaltungsauftrag
- Begünstigt kontinuierliche Nachtarbeit Krebs?
- Gestaltungsempfehlungen für Schichtarbeit
- Zuschlag und Anreize bei der Steuer machen Schichtarbeit attraktiv
- Ernährung während der Nachtschicht
Schichtarbeit zu verbieten, weil sie krank macht, ist keine Lösung. Oftmals ist sie zwingend notwendig, wie beispielsweise im Krankenhaus oder bei der Feuerwehr. Niemand käme auf die Idee, hier nur "Nine to Five" zu arbeiten. Manchmal geht es aber nicht darum, Menschenleben zu retten. Es sind profanere Dinge, warum Maschinen nachts laufen. Es geht darum, die Rendite der Betriebe zu erhöhen oder die Maschinen schneller zu amortisieren. Egal, wie es auch sei: Solange diese Arbeiten notwendig sind und Arbeitnehmer bereit sind, die belastenden Arbeitsplätze zu akzeptieren, dann gilt es wenigstens, die Arbeitsbedingungen erträglicher zu gestalten. Aber wie kann das konkret aussehen?
Schichtarbeit als ergonomischer Gestaltungsauftrag
Arbeiten, wenn andere schlafen, das ist nicht ohne. Die Auswirkungen von Schichtarbeit sind hinreichend untersucht. Wer regelmäßig abends, nachts oder am Wochenende arbeitet, bringt seine biologische Uhr durcheinander. Und: Nachts oder am späten Abend fällt die Arbeit besonders schwer. Schichtarbeit ist nicht gesund. Der Stressreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund liefert dafür bereits 2012 die Zahlen: allgemeine Müdigkeit, Erschöpfung nimmt zu, es kommt zu Schlafstörungen. Gesundheitliche Störungen treten häufiger auf als bei der Normalarbeit am Tag.
Video:
In vielen Unternehmen ist Schichtarbeit unverzichtbar. Etwa 6,8 Millionen Menschen arbeiteten 2021 in Deutschland in Schichten, davon rund 3,2 Millionen Menschen in regelmäßiger Nachtarbeit. Schichtarbeit kommt in vielen Bereichen vor, etwa im Krankenhaus, bei Polizei und Feuerwehr, im Justizvollzug oder Verkehr. Genauso gibt es Industriesektoren mit ausgeprägter Schichtarbeit: der Betrieb von Kraftwerken, in der Stahlindustrie, Chemieanlagen, in Rechenzentren, der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, bei Fertigungsstraßen, im Flugverkehr und im Customer Service (Hotlines). Schichtarbeit komplett abzuschaffen, funktioniert also nicht. Einzudämmen und nicht weiter auszubauen, wäre sie allerdings schon.
Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Gefährdungen für die Gesundheit zu minimieren oder abzubauen: Firmen, Arbeitsschützer, Betriebsräte und Gewerkschaften müssen anpacken und Schichtarbeit gesünder machen. "Dort, wo Nacht- und Schichtarbeit unumgänglich ist, muss sie mit vereinten Kräften ergonomisch gestaltet werden: durch betriebliche Initiativen, über tarifvertragliche Regelungen sowie durch politische Leitplanken", fordert Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandmitglied der IG Metall und zuständig für den Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Begünstigt kontinuierliche Nachtarbeit Krebs?
Eigentlich geht es also darum, wie es in den Betrieben gelingt, gesünder in Schichten zu arbeiten. Aber es geht nicht nur um Müdigkeit, Erschöpfung und Schlafstörungen. Vor einiger Zeit macht die Aussage, dass kontinuierliche Nachtarbeit wahrscheinlich Krebs auslöst, Schlagzeilen. So schrieb das Nachrichtenmagazin Der Spiegel: Nachtarbeit könnte Krebs fördern.
Zu diesem Urteil kam ein Gremium aus 27 Wissenschaftlern, die den Zusammenhang von regelmäßiger Nachtarbeit und Krebs für die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) untersucht hat. Das Forschungsteam hat alle relevanten Studien analysiert und kommt zum Fazit, dass Nachtschichten ein möglicher Grund für bösartige Tumore in Brust, Prostata und Darm sind. Diese Einschätzung hat das IARC bereits zum zweiten Mal in Folge bestätigt. Anlass für die Neu-Bewertung war die hohe Zahl aktueller Studien zum Thema.