Wie Darm und Hirn zusammen funktionieren - und wie Darmbakterien Depressionen auslösen können
Autor: Michi Standl
Deutschland, Mittwoch, 06. Juli 2022
Forscher*innen haben herausgefunden: Fehlende Bakterien im Darm haben Auswirkungen auf das Hirn und können zu einer Depression führen. Wie kannst du deinen Darm unterstützen?
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Lange haben Forscher*innen keine Wechselwirkung zwischen Gehirn und Darm erkannt. Erst seit einigen Jahren erforschen Wissenschaftler*innen die Zusammenhänge: Die Darmflora kann neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), Parkinson oder auch einen Schlaganfall auslösen. Dass die sogenannte Darm-Hirn-Achse auch für Depressionen verantwortlich sein kann, haben Mikrobiolog*innen der Katholischen Universität Leuven in Belgien nachgewiesen.
Was ist die Darm-Gehirn-Achse?
Laut dem Kölner Max-Planck-Institut steht der Magen-Darm-Trakt im ständigen Austausch mit dem Gehirn. Durch die "Datenstränge" reguliert der Körper zum Beispiel das Sättigungsgefühl oder den Blutzuckerspiegel. Eine wichtige Verbindung ist der Vagusnerv. Auf Basis der ausgetauschten Informationen kann das Gehirn entscheiden, ob wir weiter essen oder nicht.
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Der Informationsaustausch erfolgt über Botenstoffe. Aber auch in der Darmflora angesiedelte Mikroben, zu denen auch die Darmbakterien zählen, sind in die Kommunikation mit eingebunden.
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Buchtipp: Darm mit Charme - Alles über ein unterschätztes Organ (Neuauflage)Fehlende und negative Bakterien
Dass ein Zusammenhang zwischen der Darmflora und der Psyche besteht, hatten Studien schon vorher gezeigt. Diese basierten aber auf Versuchen mit Mäusen. Das Forschungsteam der Universität Leuven hat in dem Zusammenhang zum ersten Mal Menschen untersucht. Die Wissenschaftler*innen haben dazu den Stuhlgang von 1.054 depressiven sowie unzufriedenen und psychisch gesunden Proband*innen analysiert.
Dabei stellten sie fest, dass die beiden Bakteriengattungen Coprococcus und Dialister in der Ausscheidung depressiver Menschen nur in geringen Mengen vorkommen. Die Bakterien sind an der Produktion der Botenstoffe Gamma-Aminobuttersäure und Dopamin beteiligt. Diese sind wichtig für die Motivation und den inneren Antrieb. In einer separaten Studie mit 1.063 anderen Proband*innen im Rahmen des niederländischen LifeLines-Projektes wurde das Ergebnis der belgischen Wissenschaftler*innen bestätigt.