Druckartikel: Warum gibt es so wenige Menschen mit roten Haaren?

Warum gibt es so wenige Menschen mit roten Haaren?


Autor: Redaktion

Franken, Mittwoch, 17. Juni 2020

Nur circa ein bis zwei Prozent der Weltbevölkerung haben von Natur aus rot-orangefarbene Haare. Davon leben die meisten in Schottland. Doch warum gibt es so wenige Rotschöpfe? inFranken.de klärt auf.
Rothaarige haben zwar meist weniger Haare, dafür sind die einzelnen Haare dicker.


Um rote Haare kursieren viele Sagen und Aberglauben: Allen voran wurde rothaarigen Menschen früher oft Hexerei und Kontakt zum Teufel unterstellt. 

Studien haben herausgefunden, dass Rotschöpfe weniger empfindlich gegenüber Nadelstichen oder Druckschmerz sind. Auf Temperaturreize hingegen reagieren sie sensibler.

Ein Gendefekt als Grund für rote Haare

Die Farbe von Haaren ist abhängig vom sogenannten Melanin. Es ist ein Pigment, von dem zwei Arten im Körper vorkommen: Eumelanin, das für eine schwarz-braune Farbe verantwortlich ist, und Phäomelanin, das für eine rot-blonde Färbung der Haare sorgt.

Bei Menschen mit dunklen Haaren überwiegt die Produktion an Eumelanin. Bei Rothaarigen produzieren die Haarfollikel mehr Phäomelanin. Blonde Menschen haben von beiden Pigmenten nur sehr wenig.

Eines der wichtigsten Gene bei der Haarfarbe ist MC1R. Dieses Gen trägt normalerweise dazu bei, dass Proteine gebaut werden, die mehr Eumelanin produzieren. Ist das Gen defekt, werden mehr Proteine für die Produktion von Phäomelanin zur Verfügung gestellt.

Erbbiologie: Rezessive und dominante Gene entscheiden über die Farbe

Bei einem doppelten Chromosomensatz liegen Gene jeweils paarweise vor. Ein Gen befindet sich auf einem Chromosom. Dabei können sich die Gene in ihren Ausprägungen (Allelen) unterscheiden. Es gibt dominante ("herrschende") Allele und rezessive ("zurücktretende") Allele.

Die Eigenschaft der dominanten Allele setzt sich immer gegen ein rezessives durch. Damit ein rezessives Merkmal zur Erscheinung tritt, müssen zwei rezessive Allele vorhanden sein.

Diese Eigenschaft liegt dann homozygot vor, also reinerbig. Dieses Gesetz der Vererbungslehre zählt zu den "Mendelschen Regeln".

Warum Eltern, die selbst keine roten Haare haben, rothaarige Kinder bekommen können

Die Mutation des Gens MC1R wird rezessiv vererbt. Damit ein Kind rote Haare bekommt, müssen beide biologischen Eltern das Gen für rote Haare ins sich tragen. Deshalb müssen Eltern aber nicht unbedingt selbst rote Haare haben. Es ist trotzdem möglich, dass sie das Gen in sich tragen, wenn ihre Vorfahren rote Haare hatten.

Beispiel: Die Mutter und der Vater haben beide schwarze Haare. Beide haben aber rothaarige Vorfahren. So kann es sein, dass beide Elternteile jeweils ein rezessives Allel für rote Haare und ein dominantes Allel für schwarze Haare in sich tragen. Vererben sie nun beide ihr rezessives Allel weiter, wird ihr Kind rote Haare haben.

Vererbt nur der Vater sein rezessives Allel weiter und die Mutter ihr dominantes Allel, so wird das Kind schwarze Haare haben, weil sich das dominante Allel, was für die schwarzen Haare verantwortlich ist, durchsetzt.