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Ungebildet, unsportlich und unsozial: Erhöhtes Demenzrisiko durch bestimmte Charakterzüge?
Autor: Claudia Lindenlaub-Sauer
Deutschland, Mittwoch, 18. Mai 2022
Können bestimmte Charaktereigenschaften darüber entscheiden, wie wahrscheinlich es ist, dass du an Demenz erkrankst? Hier erfährst du alles zu der Erkrankung, über die genetischen Voraussetzungen und die Möglichkeiten, frühzeitig zu handeln.
Alzheimer und andere Demenzformen: Das sind die Unterschiede
Genetische Bedingungen und weitere Risikofaktoren: Wie wahrscheinlich erkrankst du?
Charaktereigenschaften: Diese Eigenheiten könnten dein Demenzrisiko erhöhen
Wichtige Tipps zur Vorbeugung
Verflixt, wo war nochmal gleich der Autoschlüssel? Schon wieder zu spät, weil der Schlüssel mal wieder nicht am gewohnten Ort zu finden war. Diese Vergesslichkeit in letzter Zeit. Ob das vielleicht schon eine erste Form von Demenz ist? Diese Frage stellen sich sicher viele häufiger, vielleicht gibt es in der Familie jemanden, der bereits an Demenz erkrankt ist oder eine Form der Alzheimer-Erkrankung hat. Doch halten sich die vergessenen Dinge in Grenzen, so gibt es zunächst keinen Grund zur Beunruhigung. Es gibt eine ganz normale Vergesslichkeit, die bei einigen Menschen mehr, bei anderen weniger stark ausgeprägt ist. Treten jedoch über einen längeren Zeitraum vermehrt Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, der Konzentration oder der Orientierung auf und sind die Stimmungsschwankungen ausgeprägt, so ist ein Arztbesuch ratsam, denn es können ganz verschiedene Ursachen der Grund dafür sein und Demenz nicht immer die Ursache. Doch was ist überhaupt Demenz? Gibt es auch noch andere Formen und was sind die möglichen Ursachen für eine Erkrankung?
Alzheimer und andere Demenzformen: So erkennst du die Erkrankung
Zunächst einmal müssen Unterschiede zwischen den Bezeichnungen "Alzheimer" und "Demenz" geklärt werden. Im allgemeinen Sprachgebrauch finden sich selten Differenzierungen zwischen beiden Begriffen. Doch was ist Alzheimer überhaupt und welche anderen Formen von Demenz gibt es?
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"Demenz" und "Alzheimer" sind nicht dasselbe. Unter "Demenz" versteht man ein Muster von Symptomen, das viele verschiedene Ursachen haben kann. Eine Demenz führt dazu, dass sich verschiedene geistige Fähigkeiten im Vergleich zum früheren Zustand verschlechtern.
Die Alzheimer-Krankheit ist mit rund zwei Dritteln aller Fälle die häufigste Demenzform. Die Krankheit, auch "Alzheimer-Demenz" oder "Morbus Alzheimer" genannt, ist eine unheilbare Störung des Gehirns. Durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn werden Menschen mit Alzheimer zunehmend vergesslicher, verwirrter und orientierungslos. Auch die Persönlichkeit und das Verhalten verändern sich im Verlauf der Erkrankung. Viele Patient*innen werden unruhig, aggressiv oder auch depressiv, weiter können das Urteilsvermögen und die Sprachfähigkeit nachlassen. Unter dem Begriff "Demenz" werden also über 50 Krankheiten zusammengefasst, bei denen die Gehirnleistung abbaut. Neben Alzheimer kommen die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz und die frontotemporale Demenz am häufigsten vor. Sie unterscheiden sich in Ursache, Symptomen und Verlauf von der Alzheimer-Krankheit. Doch wie entsteht Alzheimer und gibt es bestimmte Veranlagungen, welche ein Ausbrechen begünstigen?
Symptome häufiger Demenzformen
Alzheimer und vaskuläre Demenz sind die beiden häufigsten Formen von Demenz. Die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Krankheiten betreffen unter anderem den Beginn und den Verlauf der Erkrankung, aber auch die Symptome unterscheiden sich häufig.
Alzheimer-Demenz beginnt schleichend, die vaskuläre Demenz dagegen beginnt meist plötzlich. Vaskuläre Demenz tritt häufiger bei Männern auf, wohingegen sich bei Alzheimer keine geschlechtlichen Unterschiede finden lassen. Patienten mit vaskulärer Demenz haben oft Schlaganfälle in der Vorgeschichte, Alzheimer-Patienten normalerweise nicht. Lähmungen und Taubheitsgefühle kommen bei vaskulärer Demenz häufig vor, während sie bei der Alzheimer-Demenz normalerweise fehlen. Alzheimer tritt meist nach 65 - 70 Jahren auf, die frontotemporale Demenz beginnt dagegen oft schon früher (im 5. bis 7. Jahrzehnt). Alzheimer kommt nur in seltenen Fällen familiär verstärkt vor, die frontotemporale Demenz dagegen häufig (in etwa 50 Prozent der Fälle). Das charakteristische Kennzeichen von Alzheimer ist eine Gedächtnisstörung, während sich bei frontotemporaler Demenz eine solche dagegen relativ selten entwickelt.
Bei Alzheimer werden Persönlichkeitsveränderungen meist erst spät deutlich erkennbar. Eine frontotemporale Demenz geht sehr oft mit vermindertem Antrieb, Euphorie/Enthemmung und fehlender Krankheitseinsicht einher. Bei Alzheimer sind solche Symptome selten. Störungen der Gesichtserkennung, der Sprache und des Sprechens sowie Inkontinenz treten bei Alzheimer meist erst spät, bei Demenz schon früher auf. Bewegungen und Handlungen sind bei Alzheimer-Demenz bereits in frühen Krankheitsstadien gestört. Alzheimer-Patienten zeigen selten und erst in späteren Stadien Unruhe, Menschen mit frontotemporaler Demenz dagegen oft und sind schon in frühen Stadien unruhig. Der Verlauf ist bei der Demenz im Durchschnitt etwas schneller als bei Alzheimer. Oft mischen sich jedoch die beiden Demenzformen, die Krankheitsanzeichen überschneiden sich. Nach Angaben der WHO ist Demenz derzeit die siebthäufigste Todesursache weltweit und eine der Hauptursachen für Behinderungen und Pflegebedürftigkeit bei älteren Menschen. Die globalen Kosten werden für 2019 auf mehr als eine Billion US-Dollar geschätzt.
Risikogeneerhöhen die Wahrscheinlichkeit, eine Krankheit zu entwickeln, sind aber keine Garantie dafür, dass sie ausbricht. Die Forscher haben mehrere Gene gefunden, die das Alzheimer-Risiko erhöhen. ApoE4 ist das erste identifizierte Risikogen und eine der drei häufigsten Formen des APOE-Gens. Man erbt von jedem Elternteil eine Kopie der einen oder anderen Form von APOE. Diejenigen, die eine Kopie von ApoE4 von ihrer Mutter oder ihrem Vater geerbt haben, haben ein erhöhtes Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Bei denjenigen, die zwei Kopien von Mutter und Vater geerbt haben, ist das Risiko noch höher, aber nicht sicher. ApoE4 erhöht nicht nur das Risiko, sondern kann auch dazu führen, dass die Symptome in einem jüngeren Alter als gewöhnlich auftreten.
Familiäre Alzheimer-Erkrankungen
Die vererbbare / familiäre Alzheimer-Erkrankung ist nur in 1 % der Fälle eindeutig erblich. Bisher sind drei Gene bekannt, die dafür verantwortlich sind: APP (Chromosom 21), Presenilin-1 (Chromosom 14) und Presenilin-2 (Chromosom 1). Wenn eines dieser Gene mutiert, dann bricht die Alzheimer-Erkrankung auf jeden Fall aus. Betroffene erkranken zwischen 30 und 65 Jahren. Die Krankheit gilt als autosomal-dominant, das bedeutet, wenn ein Elternteil betroffen ist, besteht eine Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent für die Kinder ebenfalls daran zu erkranken. Festgestellt wurde auch, dass zwei verschiedene Eiweißablagerungen eine Rolle in Bezug auf eine Erkrankung spielen, Plaques aus Beta-Amyloid und Fibrillen aus Tau. Beta-Amyloid ist einer der Hauptverdächtigen beim Verfall und Absterben von Gehirnzellen.
Deterministische Gene dagegen verursachen direkt eine Krankheit und garantieren, dass jeder, der ein solches Gen erbt, eine Krankheit entwickeln wird. Wissenschaftler haben seltene Gene gefunden, die die Alzheimer-Krankheit in nur wenigen hundert Großfamilien weltweit verursachen. Diese Gene machen circa 1 % oder weniger der Alzheimer-Fälle aus. Erbliche Gene sind selten, werden jedoch durch die Verarbeitung oder Produktion von Beta-Amyloid, dem Proteinfragment, das der Hauptbestandteil der Plaques ist, verursacht.
Die heutige Demenz Forschung ist ein wachsendes Forschungsfeld weltweit, mit dem Ziel der Behandlung und Früherkennung einer Demenz-Erkrankung. Es wurde unter anderem nachgewiesen, dass die Gehirne von Alzheimer-Patienten mit fortschreitender Krankheit erheblich schrumpfen, das Hirnvolumen nimmt ab. Hier könnten weiter Früherkennungsuntersuchungen zur Risikominimierung helfen. Zur Diagnosestellung sind kostengünstige und leicht verfügbaren Diagnoseinstrumente wie Bluttests eines der Forschungsziele.
Sind die genetischen Gegebenheiten so ungünstig, dass im Alter mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Demenz-Erkrankung zu rechnen ist, oder möchte man generell dem vorbeugen, so gibt es einige Tipps, mit welchen sich der Beginn einer Demenz zwar nicht vollständig verhindern lässt, der Altersvergesslichkeit jedoch entgegengewirkt werden kann. Zunächst sollten sogenannte "Demenztreiber", die das Risiko erhöhen, weitgehend vermieden werden. Grundlagen für eine Demenz werden ungefähr 25 Jahre vor Ausbruch gelegt. Bewegungsmangel, Übergewicht im mittleren Lebensalter, Rauchen, Bluthochdruck im mittleren Lebensalter und Depressionen erhöhen das Alzheimer-Risiko, aber auch Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ II sind gefährdet.
Dagegen sind das Risiko minimierende Faktoren eine gesunde Ernährung. Gemüse, Obst sowie Fisch haben einen positiven Effekt auf das Herz-Kreislaufsystem und auf die Hirnfunktion. Bildung und lebenslanges Lernen verringern ebenso das Alzheimer-Risiko, denn eine hohe geistige Reserve, sowie eine aktive Freizeitgestaltung wirken sich günstig auf die Hirnfunktion aus. Im Alter sind viele Sozialkontakte mit Freunden oder in Interessensgemeinschaften bedeutend, diese halten geistig fit und sorgen für Abwechslung.
Generell gilt gesund leben, sich viel bewegen und sich geistig fit halten. Im Alter lieber früher als später ein Hörgerät nutzen, Kontakt zu Freunden halten. Kopfverletzungen sollten gemeinhin vermieden werden. Depressionen können schwieriger umgangen werden, ebenso wie der Luftverschmutzung zu entgehen und der sozialen Ungleichheit mit unterschiedlichen Bildungschancen. Ärmere Menschen sind auch in puncto Gesundheit benachteiligt, eine adäquate Behandlung ist später deutlich Betreuungs- und Kosten intensiver. Dennoch besteht grundsätzlich die Möglichkeit, sich körperlich zu betätigen, nicht zu rauchen und auf Alkoholkonsum zu verzichten. Auch kann das Gewicht im Auge behalten werden und ein Mindestmaß an gesunder Ernährung mit dadurch gesenkten Blutdruck-, Cholesterin- und Blutzuckerwerten.
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