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Toxisches Schocksyndrom durch Verwendung von Tampons: Das sind die Symptome


Autor: Bianca Bonacci

Deutschland, Freitag, 31. März 2023

Das Toxische Schocksyndrom wird durch eine bakterielle Infektion verursacht, die zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Die Verwendung von Tampons kann das Risiko erhöhen.
Das Toxische Schocksyndrom kann auch bei Männern und Kindern auftauchen.


  • Was ist das Toxische Schocksyndrom?
  • Symptome, Diagnose und Behandlung des Toxischen Schocksyndroms
  • Tipps, wie du ein Toxisches Schocksyndrom vermeidest

Das Toxische Schocksyndrom (TSS) ist eine akute und lebensbedrohliche Erkrankung, die durch giftige Stoffwechselprodukte zweier Bakterienarten verursacht wird. Da das Syndrom mit der Verwendung von hochsaugfähigen Tampons in Verbindung gebracht wird, erhielt es die Bezeichnung "Tampon-Krankheit". Allerdings tritt TSS häufig unabhängig von der Periode auf und kann auch Männer und Kinder betreffen. 

Was ist das Toxische Schocksyndrom?

Beim Toxischen Schocksyndrom (TSS) handelt es sich um eine akute bakterielle Infektion, die unbehandelt zu Multiorganversagen und zum Tod führen kann.

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Ursache sind giftige Stoffwechselprodukte der Bakterienarten Staphylokokkus aureus und seltener von Streptokokkus pyogenes. Bakterien der Gattung Staphylokokkus aureus befinden sich natürlicherweise in geringer Menge auf unserer Haut und den Schleimhäuten, wie zum Beispiel in der Nase oder im Vaginalbereich. Hier verursachen sie im Normalfall auch keine Probleme, denn die natürliche Barriere der Haut und Schleimhäute hindern die Bakterien daran, ins Innere des Körpers zu gelangen und sich dort zu vermehren. Auch unser Immunsystem ist wachsam und kann spezifische Antikörper ausbilden, die die Erreger bekämpfen, sobald sie die Barriere durchbrechen. Das sogenannte nicht-menstruelle Toxische Schocksyndrom, das bei Männern, Kindern und Frauen nach der Menopause auftreten kann, wird sowohl durch Staphylokokkus aureus als auch Streptokokkus pyogenes hervorgerufen.

Bei menstruierenden Frauen kommt noch hinzu, dass der pH-Wert im Vaginalbereich während der Periode basischer wird, wodurch ein geeigneter Nährboden für sämtliche Keime entsteht. Wenn kleinste Verletzungen in der Schleimhaut der Vagina auftreten, zum Beispiel durch den Gebrauch von Tampons, Menstruationstassen oder beim Geschlechtsverkehr, können diese Keime ins Blut übergehen. Aus diesem Grund wurde TSS früher als „Tampon-Krankheit“ bezeichnet. Die Gefahr steigt, wenn Tampons nicht regelmäßig gewechselt werden und zu lange in der Scheide verbleiben, denn dann kann sich die Bakterienvermehrung rasant steigern. Zudem binden Tampons häufiger Magnesiumionen und dadurch können im magnesiumarmen Scheidenmilieu ansässige Bakterienstämme vom Typ Staphylokokkus aureus vermehrt Giftstoffe bilden. Auf vielen Tamponverpackungen findest du einen entsprechenden Hinweis auf TSS. Insgesamt schätzen Gynäkologen*innen das Erkrankungsrisiko durch die Verwendung von Tampons als gering ein, da hochsaugfähige Tampons mittlerweile vom Markt genommen wurden. Eine gründliche Monatshygiene ist jedoch Voraussetzung. 

Warum ist das Toxische Schocksyndrom so gefährlich?

Kritisch wird es, wenn die Menge an Bakterien stark ansteigt, aber das Immunsystem vorher noch keinen Kontakt zu den Bakterien hatte. Denn dann konnte dein Körper noch keine Antikörper ausbilden. Das führt dazu, dass sich die Keime ungehemmt im Blut vermehren können und Giftstoffe ausschütten. Diese massive Ausschüttung von Bakteriengiften löst das Toxische Schocksyndrom aus, was im schlimmsten Fall zu einem Multiorganversagen und damit zum Tod führen kann.

Bei einer Infektion mit Streptokokken kann die Sterblichkeitsrate 50 % übersteigen, besonders wenn die Diagnose spät erfolgt. Sind keine Streptokokken beteiligt, versterben weniger als 3 % der Betroffenen. Eine französische Studie konnte zeigen, dass das nicht-menstruelle Toxische Schocksyndrom mit einer höheren Sterblichkeitsrate (22 %) verbunden ist als das menstruelle mit 0 %.

TSS ist in Deutschland keine meldepflichtige Erkrankung. Exakte Angaben über die Erkrankungshäufigkeit sind daher schwierig. Insgesamt betrachtet ist TSS eher selten. Häufig erkranken jüngere Frauen an TSS, die noch keine Immunität entwickeln konnten. Bei ihnen wird TSS meist durch das Bakteriengift (TSST-1) von Staphylokokkus aureus hervorgerufen. Das RKI (Robert-Koch-Institut) gibt an, dass rund 92 % aller beschriebenen Fälle bei Frauen auftraten, die im Schnitt 23 Jahre alt waren und während ihrer Menstruation Tampons verwendeten. Jährlich erkranken dem RKI zufolge etwa drei bis sechs von 100.000 Frauen im sexuell aktiven Alter an TSS. Im späteren Erwachsenenalter haben mehr als 90 % aller Menschen Antikörper gegen die Bakteriengifte (TSST-1) von Staphylokokkus aureus ausgebildet, weshalb eher jüngere Menschen betroffen sind. 

Symptome, Diagnose und Behandlung des Toxischen Schocksyndroms

Typischerweise entwickelt sich ein Toxisches Schocksyndrom innerhalb kürzester Zeit. Nach wenigen Stunden können sich bereits folgende Frühsymptome zeigen:

  • Plötzliches hohes Fieber über 39 °C und Schüttelfrost
  • Kopf- und Muskelschmerzen 
  • Halsschmerzen und Schmerzen beim Schlucken
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall

Zusätzlich können folgende Symptome auftreten:

  • Sonnenbrandähnlicher Hautausschlag nach 12 bis 48 Stunden
  • Hautabschuppungen an den Handinnenflächen und Fußsohlen
  • Blutdruckabfall (Hypotonie)
  • Multiorganversagen je nach Erregerbefall

In der Regel entwickelt sich die Erkrankung sehr schnell weiter und der Körper wird mehr und mehr mit den Bakteriengiften überschwemmt. Dadurch gerät der Organismus in einen Schockzustand, sodass der Blutdruck stark absackt. Die Durchblutung der Organe reicht in der Folge nicht mehr aus und es kann binnen Stunden zu Multiorganversagen kommen. 

Wie wird ein Toxisches Schocksyndrom diagnostiziert?

Die Diagnose gilt als gesichert, wenn mindestens drei Organsysteme betroffen sind. Dazu zählen:

  • Magen-Darm-Trakt: typische Symptome sind Erbrechen, Übelkeit oder Durchfall 
  • Die Muskulatur: ausgeprägte Muskelschmerzen und veränderte Blutwerte, zum Beispiel Kreatinin
  • Schleimhäute: Rötungen im Bereich des Rachens, der Vagina oder der Bindehäute
  • Nieren: erhöhte Blutwerte bei Harnstoff und Kreatinin, eitrige Urinausscheidung, Harnwegsinfektionen
  • Leber: erhöhte Blut-Leberwerte 
  • Zentrales Nervensystem: Bewusstseinsstörungen und Desorientiertheit

Zusätzlich kann labortechnisch das Bakterium bestimmt werden, das für die Erkrankung verantwortlich ist.

Wie wird ein Toxisches Schocksyndrom behandelt?

Wenn der Verdacht auf ein TSS vorliegt, erfolgt eine intensivmedizinische Behandlung. Hierbei wird die Ursache der Infektion beseitigt und Antibiotika gegen die Bakterien gegeben. Zeitgleich werden die Schocksymptome behandelt, das heißt in erster Linie Flüssigkeitszufuhr, Stabilisierung des Blutdrucks und Sauerstoffgabe. 

Tipps, um Toxisches Schocksyndrom zu vermeiden

Ein Toxisches Schocksyndrom kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden. Besonders nach Haut- und Schleimhautverletzungen sowie nach Infektionen solltest du auf die möglichen Symptome eines TSS achten. Bei Verdacht auf ein Toxisches Schocksyndrom solltest du dich umgehend untersuchen lassen, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Bei früher Diagnose können Ärztinnen und Ärzte TSS schnell und unkompliziert behandeln.

Achte auf folgende Risikofaktoren:

  • Unbehandelte Streptokokken- oder Staphylokokken-Infektionen an der Haut, im Vaginalbereich oder an der Nasenschleimhaut können die Haut- oder Schleimhautbarrieren verletzen.
  • Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen können zu Bakterienbefall führen.
  • Immungeschwächte Personen oder Menschen, die kürzlich eine Influenza-Erkrankung durchgemacht haben, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
  • Empfängnisverhütende Mittel wie Diaphragmen, Membranen und Schwämme können bei Frauen das Gleichgewicht der Vaginalflora durcheinanderbringen.

Menstruierende Frauen sollten zusätzliche Folgendes beachten:

  • Junge Frauen haben ein erhöhtes Risiko. Neben der Menstruation stellen auch Geburten und die Phase im Wochenbett erhöhte Risiken dar.
  • Tampons und Menstruationstassen können einen Nährboden für Bakterien bereiten und die Schleimhäute verletzen. Wenn du Tampons benutzt und du die typischen Symptome während der Periode bei dir feststellst, solltest du den Tampon sofort entfernen.
  • Achte auf gute Intimpflege: Insbesondere während der Menstruation solltest du vor und nach dem Einsetzen des Tampons oder der Menstruationstasse die Hände gründlich waschen. Dies gilt auch für den Gebrauch von Diaphragmen oder anderen Verhütungsmethoden.
  • Verwende die richtige Tampongröße: Nutze besser zu kleine als zu große Tampons, damit ein regelmäßiger Wechsel in kurzen Abständen gewährleistet ist.
  • Wechsle den Tampon vor dem Zubettgehen und direkt nach dem Aufstehen. Auch tagsüber solltest du darauf achten, den Tampon häufig zu wechseln. 
  • Auch eine Menstruationstasse solltest du regelmäßig leeren und säubern.
  • Bist du bereits im Vorfeld am TSS erkrankt, solltest mit dem Gebrauch von Tampons und anderen Fremdkörpern in der Vagina vorsichtig sein.

Hinweis: Das Toxisches Schocksyndrom ist noch relativ unbekannt und es gibt viele Symptome, die darauf hindeuten, aber auch sehr unspezifisch sind. Das macht es schwierig, die Diagnose zu stellen. Es ist daher wichtig, dass du deine Umgebung auf diese Erkrankung aufmerksam machst, damit der Bekanntheitsgrad steigt und Menschen sensibilisiert werden.