Tests für Geschlechtskrankheiten: Der unseriöse Heimtest aus dem Internet
Autor: Agentur dpa
Berlin, Donnerstag, 06. Sept. 2018
Sich auf HIV, Syphilis oder Tripper zu testen funktioniert nicht nur beim Arzt, sondern auch Zuhause. Die Selbsttests erlauben Blut, Urin sowie Abstrich Abnahmen in den eigenen vier Wänden. Doch häufig sind diese nicht verlässlich.
"Ich doch nicht!", "Das geht schon von alleine wieder weg!" oder "Deshalb muss ich nicht zum Arzt." - Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für sexuell übertragbare Infektionen (STI) , kennt die Mechanismen der Verdrängung, wenn es um Geschlechtskrankheiten geht. Syphilis, Tripper und ähnliche Krankheiten nehmen seit Jahren wieder zu in Deutschland. Und auch wenn sich oft keine akuten Symptome zeigen, sind die Folgen keineswegs harmlos. Die Hürden beim Zugang zu Tests müssten deshalb schwinden, fordern Experten vor dem Welttag der sexuellen Gesundheit am 4. September.
Bisher ist es so, dass Testwillige sich nicht nur selbst ihr Risiko eingestehen müssen, sie müssen sich auch jemandem offenbaren - beim Arzt, dem Gesundheitsamt oder etwa in den sogenannten Checkpoints von Aids-Hilfen. In anderen Ländern wie Großbritannien kann man sich ohne jeglichen Kontakt zum Arzt Tests nach Hause schicken lassen, selbst die Proben entnehmen und diese ins Labor schicken, wie Armin Schafberger, Medizinexperte bei der Deutschen Aids-Hilfe, sagt. Die Kosten würden übernommen. Körperliche Untersuchungen, peinliche Momente und die Angst, moralisch verurteilt zu werden, fallen so weg.
Viele Schnelltests für den Heimgebrauch
Geschäftsleute haben die Lücke in Deutschland erkannt und bieten über das Internet diverse STI-Schnelltests für den Heimgebrauch an. Die Seiten seien auf Deutsch, sähen seriös aus und Tests hätten oft das CE-Zeichen, sagt Experte Klaus Jansen vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Antibiotika würden gleich mit angeboten.
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Käufer bekämen jedoch Tests, die nicht auf bewährten Methoden beruhten und wenig aussagekräftige Ergebnisse lieferten. Auf dem deutschen Markt sei die Abgabe von Heimtests ohne vorherigen Arztkontakt bisher nicht möglich, sagt Jansen. Grund ist das Fernbehandlungsverbot - dessen Lockerung ist aber bereits beschlossen.