An der eigenen Haut zupfen, drücken oder kratzen – grundsätzlich ein ganz normales Verhalten. Wird dies jedoch unkontrollierbar, kann eine Skin Picking Disorder dahinter stecken.
Im Gesicht oder anderen Hautpartien hat sicher jede*r von uns schon einmal herumgedrückt oder gekratzt. Das Knibbeln, Pulen, Drücken und Bearbeiten der Haut kann jedoch auch zu einem Zwang werden. In diesem Fall spricht man von einer Skin Picking Disorder. Wir verraten dir, was dahinter steckt und wie sich die Erkrankung äußert.
Skin Picking Disorder: Grundlagen und zuständige Anlaufstelle
Der Begriff "Skin Picking Disorder" stammt aus dem Englischen und setzt sich aus den Wörtern "skin", also Haut, "picking", das Kratzen, und "disorder", was Störung bedeutet, zusammen. Im medizinischen Sinne wird die psychische Erkrankung auch Dermatillomanie genannt. Von einer Skin Picking Disorder spricht man dann, wenn die betroffene Person einen zwanghaften Drang dazu verspürt, die eigene Haut immer wieder zu berühren, zu kratzen oder zu quetschen.
Durch das permanente Skin Picking können Hautveränderungen entstehen, die in der Regel den Grund für einen ersten Besuch in einer dermatologischen Praxis darstellen. Dazu gehören unter anderem Krusten, juckende Knötchen, Infektionen oder Narben. Die Dermatolog*innen können zwar Hilfe gegen die Auswirkungen auf der Haut in Form von Cremes oder Medikamenten leisten, jedoch nicht das eigentliche Problem lösen. Denn bei dem Skin Picking handelt es sich um eine psychische Erkrankung.
Sicherlich kann es einige Fälle geben, bei denen tatsächlich eine klassische Hautkrankheit das Skin Picking verursacht. Eine dermatologische Fachkraft kann in der Regel schnell einschätzen, ob eine Hautkrankheit vorliegt oder nicht. Steckt jedoch eine psychische Ursache hinter dem zwanghafte Knibbeln an der Haut, wird dich die Dermatologie vermutlich an eine psychotherapeutische Praxis weiterleiten. Wichtig ist, dass du dich als Betroffene*r dem hautärztlichen Personal anvertraust und reflektierst, ob die Hautveränderungen durch dein eigenes Verhalten zustande gekommen sind.
Häufigkeit und Symptome: Ein Überblick
Wie häufig die Skin Picking Disorder vorkommt, unterscheidet sich von Studie zu Studie. Wie die Barmer Krankenkasse offenlegt, kann man von einer Anzahl von 1,4 bis 5,2 Prozent der Deutschen ausgehen, die einmal im Leben unter der Erkrankung leiden. In den meisten Fällen beginnt das Skin Picking im Jugendalter; es kann jedoch auch in höherem Alter beginnen. Meist sind es Frauen, die von der psychischen Erkrankung betroffen sind.
Als Betroffene*r ist es nicht immer leicht, ehrlich zu sich selbst zu sein. Damit du Hilfe bekommen kannst, ist dies jedoch sehr wichtig. Beobachte dich und frage dich selbst: Kann ich meine Haut im Gesicht, an den Fingern, Armen oder Beinen in Ruhe lassen? Das Skin Picking kann dabei nicht nur mit den eigenen Händen geschehen, sondern auch mithilfe von Pinzetten, Nadeln, Zähnen oder Hautscheren. Die Intensität und der Ablauf des Skin Pickings können sich von Person zu Person stark unterscheiden.