Polio: So infiziert man sich mit der hochansteckenden Kinderlähmung
Autor: Werner Diefenthal
Deutschland, Mittwoch, 13. März 2024
Obwohl Polio als beinahe ausgerottet gilt, tauchen immer wieder Fälle der Krankheit auf, die auch unter dem Begriff Kinderlähmung bekannt ist. Eine Impfung kann vor einer Infektion schützen - aber für wen kommt sie infrage?
- Polio: So kann man sich mit der Krankheit infizieren
- Impfung gegen Kinderlähmung: Für wen sie wann relevant ist
- Die Geschichte hinter Polio: So breitete sich die Viruserkrankung aus
In den 1960er und 70er Jahren grassierte Polio in der BRD, während sie in der DDR quasi ausgerottet war. Erst mit der Einführung der freiwilligen Schluckimpfung und einer massiven Kampagne wurde sie auch in der BRD erfolgreich bekämpft. Doch auch heute noch kann man sich infizieren. Wie sinnvoll ist eine Impfung und wer sollte sie in Anspruch nehmen?
Impfung gegen Polio: Für wen ist sie sinnvoll und für wen nicht?
Polio wird hauptsächlich fäkal-oral übertragen, also durch eine sogenannte Schmierinfektion. Allerdings kann die Krankheit auch über Tröpfchen beim Husten oder Niesen übertragen werden, auch verschmutztes Trinkwasser gilt als Infektionsquelle. Weltweit wurden 2018 noch 33 Erkrankungen gemeldet, dennoch gibt es immer wieder Ausbrüche der Krankheit, wie 2019 auf den Philippinen. Afghanistan und Pakistan gelten weiterhin als "endemisch". Europa, und damit auch Deutschland, sind seit 2002 als "poliofrei" von der WHO zertifiziert.
Es besteht jedoch immer noch die Gefahr, dass die Polioviren aus Endemiegebieten wieder importiert und sich damit auch in Ländern, in denen es kaum noch Erkrankte gibt, wieder ausbreiten können. Hier hilft nur die Impfung, um sich zu schützen. Diese sollte daher regelmäßig kontrolliert und aufgefrischt werden. Auch bei Reisen in die Risikoländer wird eine Impfung empfohlen.
Der Schutz gegen Polio wird bereits in den ersten Lebensmonaten vorgenommen. In den ersten 12 Monaten erfolgt eine Impfung mittels dreier Dosen, damit erreicht man die Grundimmunisierung. Die erste Auffrischung erfolgt zwischen dem neunten und siebzehnten Lebensjahr. Erwachsene, welche die vollständige Impfung erhalten haben, benötigen danach keine Auffrischung mehr, sondern nur noch dann, wenn sie in mögliche Risikogebiete reisen.
Möglich ist, dass durch die weltweiten Flüchtlingsbewegungen die Polio wieder eingeschleppt wird, da nicht immer eindeutig zu bestimmen ist, ob die Flüchtlinge geimpft sind. Hier sind Impfungen des Personals unabdingbar. Nicht geimpft werden sollte bei bekannten Allergien gegen den Impfstoff oder bei bestimmten chronischen Erkrankungen. Hier sollte der Arzt oder die Ärztin konsultiert werden.
Kinderlähmung: Das steckt hinter der Krankheit
In den 1950er Jahren breitete sich die Polio, auch Kinderlähmung genannt, in Deutschland aus. Tausende erkrankten, viele starben daran. 1961 hatte Westdeutschland die höchste Polio-Rate in Europa. 4600 Erkrankte, über 3300 Gelähmte und 272 Tote waren zu beklagen. Zwar hatten die USA und Kanada bereits 1955 einen Totimpfstoff eingeführt, dieser hatte allerdings eine nur geringe Wirksamkeit.