Studie zeigt: Darum fällt es uns schwer, Lügner zu entlarven
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Mittwoch, 05. Oktober 2022
Ob aus Not oder mit einer bösen Absicht: Menschen lügen aus verschiedenen Gründen. Eine Lüge zu entlarven, fällt dem Gegenüber dabei meist nicht so leicht - doch warum?
- Einführung in die Lügen- und Emotionsforschung
- Historische Einordnung der Forschung
- Bedeutsamkeit der nonverbalen Merkmale
- Kritik und weitere Forschungsmeinungen
- Fazit
Unterhältst du dich mit jemandem, hoffst du natürlich immer, dass deine Gesprächspartner*in ehrlich zu dir ist. Lügt uns doch einmal jemand an, ist es nicht immer einfach, dies auch zu bemerken. Weshalb wir Lügner*innen nur schwer erkennen, ist mit Blick auf die Forschung besser verständlich.
Häufigkeit von Lügen und ein Einblick in die Forschung
Eine repräsentative Umfrage unter 1.024 Deutschen aus dem Jahr 2015 zum Thema Ehrlichkeit zeigte: Rund 58 % logen täglich. Dabei wurde zu 73 % im persönlichen Gespräch gelogen. Auch, wenn die Umfrage eine eher kleine Personenzahl befragte und bereits einige Jahre her ist, geben die Ergebnisse einen groben Überblick. Weshalb es heute keine neueren und größeren Studienergebnisse gibt, liegt vermutlich daran, dass niemand von uns gerne zugibt, zu lügen. Die Motivation des Einzelnen ist dabei sehr unterschiedlich und individuell. So lügen beispielsweise einige, um gemocht zu werden, andere, um in Ruhe gelassen zu werden und noch einmal andere, um jemanden aufzumuntern.
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In Gesprächen überlegen wir selbst immer wieder, bewusst oder unbewusst, ob unser Gegenüber ehrlich zu uns ist oder nicht. Fernsehen und Medien zeichnen dabei ein Bild, das uns das Gefühl gibt, dass das Erkennen von Lügen sehr einfach sei. In Filmen sind es häufig die Mundwinkel oder die Schultern, die kurz zucken und dadurch eine*n Lügner*in entlarven. Aber was sagt die Forschung?
Mt der Lügen- und Emotionsforschung beschäftigte sich unter anderem Paul Ekman. Er gilt als einer der bekanntesten Forscher in dem Bereich und beriet nicht nur die Macher der Serie "Lie to me", sondern auch eine Vielzahl von US-Behörden, wie das FBI und die CIA. Dabei ist sein Glaubenssatz: Die Wahrheit steht uns ins Gesicht geschrieben.
Geschichte der Forschung und die Bedeutsamkeit der nonverbalen Merkmale
Paul Ekman konzentrierte sich vorwiegend auf nonverbale Indizien, die Mikroexpressionen. Er versuchte herauszufinden, welche beobachtbaren Merkmale auf Lüge und Wahrheit hinweisen. Er selbst forschte von 1971 bis 2004 als Professor an der University of California. Besonders bekannt wurde seine Theorie der universellen menschlichen Mimik aus den 1960er Jahren.
In dieser ordnete er die Grundemotionen Wut, Ekel, Angst, Trauer, Freude und Überraschung in ein "Facial Action Coding System" ein. Letzteres ist eine Art Bestimmungsbuch für die Mimik. In einem Artikel aus dem Jahr 1969 legte er dann den Grundbaustein für seine Lügentheorie. Seine Grundannahme war, dass Emotionen, die verborgen bleiben sollen, sich über die Mimik oder kurze Bewegungen in Armen, Händen, Beinen oder Füßen verraten. Diese Bewegungen sind höchstens eine viertel bis halbe Sekunde lang und für Beobachter*innen, die nicht speziell darin geschult sind, kaum bis nicht wahrnehmbar. Neben den Mikroexpressionen könne man laut Ekman häufiger abgebrochene oder unvollständige Emotionen betrachten. Dies bedeutet, dass beispielsweise bei unechter Trauer die sonst charakteristischen Falten auf der Stirn fehlen.