"Love Bombing": Wenn zu viel Liebe zum emotionalen Missbrauch wird
Autor: Redaktion
Berlin, Dienstag, 06. April 2021
Jemanden mit Liebe zu überschütten - klingt eigentlich gar nicht übel. Trotzdem kann zu viel Anhänglichkeit und Emotion gefährlich für den Partner werden.
- Jemanden mit "Liebe überschütten" bezeichnet man auch als "Love Bombing"
- Was sich im ersten Moment nett anhört, kann zu emotionalem Missbrauch führen
- Hier erfahren Sie, wie Sie dem Love Bombing entkommen
Benching, Ghosting, Gaslighting. Datingphänomene wie diese sind nicht neu, werden aber erst seit kurzer Zeit öffentlich diskutiert. Jetzt macht ein neuer Begriff die Runde, der im ersten Moment eigentlich gar nicht mal so übel klingt: Love Bombing! Was es damit auf sich hat und warum dieses Phänomen für Beziehungen so gefährlich ist.
Love Bombing: Was es bedeutet und woher es kommt
Love Bombing heißt übersetzt so viel wie "jemanden mit Liebe bombardieren". Was sich im ersten Augenblick eigentlich ganz schön anhört - schließlich sehnen wir uns ja alle nach mehr Liebe - ist in Wirklichkeit eine Form des emotionalen Missbrauchs. Das Phänomen an sich ist schnell erklärt: Der ausübende Partner, also "Love Bomber", macht einen anderen Menschen von sich abhängig, indem er ihn mit Aufmerksamkeit und Zuneigung überschüttet und immer wieder das einzigartige Verhältnis zwischen ihm und seinem Opfer betont. Typische Schlüsselsätze, die ein Love Bomber dabei benutzt, sind etwa:
- "Mich hat noch nie ein Mensch so sehr berührt wie du!"
- "Wir müssen Seelenverwandte sein!"
- "Nach jemandem wie dir habe ich mein ganzes Leben lang gesucht!"
- "Ich war noch nie jemandem emotional so nah wie dir!"
- "Ich will nie wieder ohne dich sein müssen!"
Auffällig dabei ist, dass solche Äußerungen schon sehr kurz nach dem Kennenlernen fallen und nicht etwa, wie sonst oft in einer Beziehung, nachdem man bereits eine Weile zusammen ist. Die Opfer, die sich nach Liebe sehnen, glauben dem Love Bomber, was er erzählt, fühlen sich geschmeichelt und haben häufig das Gefühl, die große Liebe gefunden zu haben. Warnzeichen, wie etwa, dass der Love Bomber zu schnell zu viel will, werden aufgrund der eigenen Verliebtheit vom Opfer schnell beiseitegeschoben. Und gerade in frischen Beziehungen, in denen man nur Augen füreinander hat, fehlt oftmals der spiegelnde Blick von außen, der einem sagt, dass hier etwas nicht ganz stimmt.
Doch wie unterscheidet man eigentlich gesunde Zuneigung von missbräuchlichem "Love Bombing"? Und warum sollte irgendeine Person das überhaupt tun, also jemanden mit Liebe überschütten, wenn das alles gar nicht ehrlich gemeint ist?
Love Bombing: Es geht um Macht
Wie bei fast allen missbräuchlichen Datingphänomenen, geht es auch beim "Love Bombing" um das Ausüben von Macht. Indem der Love Bomber sein Opfer zu Beginn der Beziehung mit Aufmerksamkeit regelrecht überschüttet und so eine emotionale Abhängigkeit schafft, kann er es später besser kontrollieren - etwa dann, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, die zum zwischenmenschlichen Miteinander einfach dazu gehören. In solch einem Moment neigt ein Love Bomber nämlich dazu, seine Zuneigung auf geschickte Art und Weise zu entziehen, statt den Konflikt, um den es geht, zu lösen. Die Folge ist: Das Opfer, das beispielsweise angesprochen hat, dass es sich wünscht, der Love Bomber würde mehr im Haushalt tun, fühlt sich plötzlich ungeliebt und schuldig. Es übernimmt aus diesem Grund wieder die Haushaltsarbeit, die Konfliktthema war. Der Love Bomber wird anschließend wieder so wie das Opfer ihn kennt, also liebevoll und fürsorglich, die Beziehung ist wieder harmonisch, nach außen hin ist alles gut.