Linkshänder: Weshalb Sie so selten sind
Autor: Tobias Utz
Franken, Freitag, 29. November 2019
Die Mehrheit der Menschen sind Rechtshänder, doch wieso gibt es so wenige Linkshänder? inFranken.de klärt über Seltenheit, Umerziehung und weiteres auf.
Albert Einstein, Leonardo da Vinci, Julia Roberts, Isaac Newton, Johann Wolfgang von Goethe, Charlie Chaplin - die Liste berühmter Linkshänder ist lang. Jedoch sehen sich Menschen, die ihre linke Hand als ihre starke bezeichnen und damit vorzugsweise Tätigkeiten ausführen, in der Minderheit.
Die Schätzungen verschiedener Experten und Wissenschaftler bewegen sich zwischen einem zehn- und 15-prozentigen Linkshänderanteil weltweit. Rechtshänder sind folglich in der eindeutigen Überzahl. Am konkretesten wird dabei eine Studie der Universität Oxford, die von einem 90-prozentigen Rechtshänderanteil auf der Erde spricht.
Weshalb sind die Linkshänder eine Minderheit?
Die Frage, warum so wenige Menschen Linkshänder sind, kann pauschal nicht beantwortet werden. Allerdings haben Wissenschaftler bereits aufwendige Ursachenforschung betrieben und dabei zwei Faktoren identifiziert: Dem Neurologen Waldemar Schuster zufolge, bestimmen Genetik und Gewohnheit, welche Hand wir für unsere starke halten.
Video:
Grundsätzlich ist die linke Gehirnhälfte für logisches und analytisches Denken verantwortlich. Die rechte Hälfte des Gehirns steuert hingegen die Emotionen und Sinneseindrücke. Auffällig ist, dass das Sprachzentrum von Rechtshändern genetisch bedingt von der linken Hirnhälfte gesteuert wird. Bei Linkshändern steuert dies die rechte Gehirnhälfte, wie Schuster web.de sagte.
Schuster spricht von "echten" Händern. Dabei kommt der zweite Faktor ins Spiel: die Gewohnheit. Um zu überprüfen, ob wir ein "echter Linkshänder" oder ein "echter Rechtshänder" sind, oder ob die starke Hand antrainiert wurde, wären Untersuchungen an den Hirnhälften nötig, wobei eine der Hälften betäubt werden müsste. Würde dabei das Sprachzentrum ausfallen, wäre klar, dass dieses von der betäubten Hirnhälfte gesteuert wird. Allerdings beinhalten operative Eingriffe wie diese ein enormes Gesundheitsrisiko.
Links- und Rechtshänder: Was sind die Unterschiede?
Aufschluss über diese Fragestellung brachte die eingangs erwähnte Studie der Universität Oxford. Das Forscherteam um Akira Winberg stellte fest, dass bei Linkshändern die linke sowie die rechte Gehirnhälfte miteinander kommunizieren. Die Annahme, dass diese autark voneinander arbeiten würden, widerlegt dieser Befund.
In Zukunft werden uns Fragestellungen rund um das Sprachzentrum weiter beschäftigen. Da die genetische Präposition und Beschaffenheit der Gehirnhälften möglicherweise stärker zusammen arbeiten als bisher angenommen, rückt der Aspekt der Gewohnheit weiter in den Fokus.