Kreisrunder Haarausfall: Erste Anzeichen und Symptome - Betroffene: "Plötzlich war die ganze Wanne voller schwarzer Haare"
Autor: Joachim Tiefenthal
Deutschland, Mittwoch, 01. Februar 2023
Kreisrunder Haarausfall (Alopecia Areata) ist, neben erblich bedingtem Haarausfall (Androgenetische Alopezie), die zweithäufigste Form von Haarverlust. Circa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Die Heilungserfolge sind wechselnd.
- Ursache von kreisrundem Haarausfall
- Anzeichen, Verlauf und Behandlung
- Wie du damit umgehen kannst
- Hilfe und Kontaktmöglichkeiten
Kreisrunder Haarausfall zählt zu den sogenannten multifaktoriellen Erkrankungen. Einerseits werden genetische, andererseits auch Umweltfaktoren als Ursache angenommen. Exakt ist die Krankheit noch nicht erforscht bzw. sind ihre Ursachen noch nicht vollständig geklärt. Ein erkannter Grund besteht jedoch in Zusammenhang mit einer Autoimmunreaktion. Hier greifen körpereigene Abwehrzellen die Haarfollikel an und lösen eine Entzündungsreaktion aus. Chronische Entzündungen an den Haarwurzeln lassen so die Haare ihren Halt verlieren.
Anzeichen, Verlauf und Behandlung
Die Krankheit setzt meist plötzlich und ohne Vorwarnung ein. Es bilden sich zunächst kleinere, kreisrunde, kahle Stellen, die sich von der Mitte ausgehend weiter ausbreiten. Größtenteils sind junge Erwachsenen betroffen, so wie Michaela: Als junges Mädchen mit 15 Jahren entdeckte sie morgens beim Aufstehen, dass plötzlich ganze Büschel von Haaren verloren gingen. "Ich werde das nie vergessen. Ich habe über der Badewanne gehangen, die Haare gewaschen und plötzlich war die ganze Wanne voller schwarzer Haare. Ich habe geschrien."
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Überwiegend (ca. 70 Prozent) entstehen die kahlen Stellen auf der Kopfhaut. Allerdings kann auch der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen werden. In dem Fall wachsen zum Beispiel keine Augenbrauen und auch an anderen üblichen Körperstellen fehlt die Körperbehaarung gänzlich (Alopecia Universalis). Dabei sind die kahlen Stellen in der Regel nicht schmerzhaft. Betroffene empfinden meist jedoch ein leichtes Jucken. In der Forschung geht man bei Alopecia Areata von einer genetisch komplexen Vererbung mit einer Vielzahl krankheitsbeitragender Gene aus. Das Risiko zu erkranken liegt für Verwandte ersten Grades zwischen 6 und 8 %. Für Verwandte zweiten Grades entspricht die Wahrscheinlichkeit die der Allgemeinbevölkerung und liegt bei etwa 1 bis 2 %. In Deutschland gibt es über 1,5 Millionen Menschen, die an unterschiedlichen Formen von kreisrundem Haarausfall leiden.
Die kahl werdenden Areale werden innerhalb nur weniger Wochen größer. Die Haut sieht dabei nicht besonders verändert oder gar entzündet aus. Der Verlauf und die Intensität von kreisrundem Haarausfalls sind recht unterschiedlich. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen bildet sich der Haarausfall nach sechs bis zwölf Monaten von selbst wieder zurück. Bei Michaela war es leider nicht so. Vielmehr ist ihr ganzer Körper betroffen und mitten in der Pubertät steckend, stellten sich vermehrt auch psychische Probleme ein und sie litt an Depressionen. Verschiedenste Therapien wie Behandlungen mit kortisonhaltiger Creme, Vitamin-C-Spritzen oder Blutwäsche blieben erfolglos. Mit Anfang 20 bekam Michaela dann ihre erste Perücke - mit feuerroten Haaren.
Wie du damit umgehen kannst
Besteht die Erkrankung an Alopecia Areata bereits länger, ist die Wahrscheinlichkeit für einen chronischen Verlauf sehr hoch. Eine Behandlung führt eher zum Erfolg, wenn der kreisrunde Haarausfall noch nicht sehr lange besteht. Die Aussicht auf Heilung ist bei kahlen Stellen, die drei Jahre oder älter sind, daher sehr ungünstig. Betroffene sind also gezwungen, sich mit ihrer Krankheit zu arrangieren und mit den für die Umwelt deutlich sichtbaren optischen Veränderungen umzugehen.
So drehte sich Michaelas Leben auch deshalb nur noch um ihre Haare. "Ich war einfach nur noch traurig, weil ich nicht verstehen konnte, dass mir alle Haare ausfallen." Da alle Versuche erfolglos waren, begann eine jahrelange Tortur. Ohne Perücke fühlte sie sich unansehnlich und hässlich. Selbst ihr Ehemann, von dem sie mittlerweile getrennt lebt, und mit dem sie einen gemeinsamen Sohn hat, hat sie über fünfzehn Jahre nie ohne Haare gesehen. Zwar war er eingeweiht, aber es war ein großes Tabuthema. Michaela perfektionierte ihr Versteckspiel - privat und beruflich. Ihre Seele litt dagegen Höllenqualen. "Das war einfach Stress pur. Immer wieder, jeden Tag und das über Jahre hinweg."