Neue Studie: Haare könnten zeigen, ob du später Herzprobleme bekommst
Autor: Svenja Hentschel
Deutschland, Montag, 22. Mai 2023
Eine neue Studie bringt einen ungewöhnlichen Zusammenhang ans Licht. Laut den Forscher*innen soll man an den Haaren erkennen können, wie hoch das eigene Risiko ist, an Herz-Krankheiten zu erkranken.
- Neue Studie: Zusammenhang zwischen Haaren und Herzerkrankungen
- Stress: So wird die Gesundheit beeinflusst
- Hoffnung: Darauf setzen die Forscher*innen
Neue Forschungsergebnisse, die auf dem diesjährigen European Congress on Obesity (ECO) in Dublin (Irland) vorgestellt wurden, legen nahe, dass der sogenannte Glukokortikoid-Spiegel in den Haaren von Menschen darauf hinweisen kann, ob man in Zukunft an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden wird. Glukokortikoide sind eine Klasse von Steroidhormonen, die als Reaktion auf Stress ausgeschüttet werden. Darüber berichtet das Wissenschaftsmagazin EurekAlert.
Studie zeigt Zusammenhang: Risiko für Herz-Erkrankungen an den Haaren erkennbar
"Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass chronischer Stress ein wichtiger Faktor für die allgemeine Gesundheit ist. Unsere Ergebnisse deuten nun darauf hin, dass Menschen mit höheren Langzeit-Glukokortikoidspiegeln im Haar ein deutlich höheres Risiko haben, insbesondere Herz- und Kreislauferkrankungen zu entwickeln", erklärt die Hauptautorin Dr. Eline van der Valk vom Erasmus University Medical Center Rotterdam in den Niederlanden gegenüber EurekAlert.
Die Forscher*innen hatten Haarproben von 6341 erwachsenen Frauen und Männern, die mindestens 18 Jahre alt waren, auf ihren Cortisol- und Cortison-Spiegel hin analysiert. Cortisol zählt zur Gruppe der Glukokortikoide. Die Studienteilnehmer*innen wurden durchschnittlich fünf bis sieben Jahre lang beobachtet, um den langfristigen Zusammenhang zwischen den Stresshormonen Cortison und Cortisol und dem Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt zu beurteilen. In der Beobachtungszeit entwickelten 133 der Teilnehmer*innen eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zufolge für über ein Drittel aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Die Sterblichkeit an diesen Erkrankungen sei höher als bei Krebs.
Um Verzerrungen zu vermeiden, bereinigten die Wissenschaftler*innen ihre Untersuchung um Faktoren, von denen bekannt ist, dass sie mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind, darunter Alter, Geschlecht, Taillenumfang, Rauchen, Blutdruck und Typ-2-Diabetes. Letztendlich fanden die Forscher*innen heraus, dass bei Menschen mit höheren Langzeit-Cortisonwerten die Wahrscheinlichkeit für kardiovaskuläre Erkrankungen doppelt so hoch ist als bei Menschen mit niedrigeren Werten. Bei jungen Menschen ist das Risiko sogar dreimal so hoch. Bei den Älteren (57 Jahre und älter) waren Cortison und Cortisol in den Haaren jedoch nicht stark mit dem Auftreten der Krankheiten verbunden.
Stress vermeiden: So kannst du dein Herz schützen
"Wir hoffen, dass sich die Haaranalyse letztlich als Test erweisen wird, mit dem Ärzte feststellen können, welche Personen ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Dann könnte vielleicht in Zukunft die gezielte Beeinflussung der Auswirkungen von Stresshormonen im Körper zu einem neuen Behandlungsziel werden", betont Professorin Elisabeth van Rossum, die Leiterin der Studie vom Erasmus University Medical Center gegenüber EurekAlert.
Die Autor*innen räumen allerdings auch einige Einschränkungen ihrer Studie ein. Unter anderem handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, die nicht beweist, dass Stress eine kardiovaskuläre Krankheiten verursacht, sondern lediglich zeigt, dass es einen Zusammenhang gibt. Sie weisen auch darauf hin, dass die meisten Teilnehmer*innen sich selbst als "weiß" bezeichneten und aus einem bestimmten Gebiet der Niederlande stammten, sodass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar sind. Und obwohl Alter, Geschlecht, Taillenumfang, Rauchen, Blutdruck und Typ-2-Diabetes in der Analyse berücksichtigt wurden, gibt es möglicherweise andere, nicht gemessene Faktoren, die die Ergebnisse beeinflusst haben könnten.