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Lebensmittel verantwortlich für erhöhtes Hautkrebs-Risiko? Studie mit verblüffendem Ergebnis


Autor: Andreas Hofbauer

Deutschland, Montag, 20. Juni 2022

Eine groß angelegte Studie von Forschenden aus den USA legt einen Zusammenhang zwischen einem eigentlich gesunden Lebensmittel und dem Auftreten von Hautkrebs nahe. Allerdings machen die Forschenden eine Einschränkung.
Hautkrebs ist vor allem bei weißen Amerikanern weit verbreitet. Symbolbild.


Ein erhöhter Konsum von nicht gebratenen Fischen wie Thunfisch wurde mit einem erhöhten Melanom-Risiko in Verbindung gebracht. Das legt eine groß angelegte Studie von Forschenden aus den USA nahe. Die Studie wurde unter Erwachsenen aus den USA durchgeführt und am 9. Juni 2022 in der Zeitschrift „Cancer Causes and Control“ veröffentlicht.

Im Rahmen der Studie analysierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten von 491.367 Menschen, welche durch das „National Cancer Institute NIH-AARP Diet and Health Study“ ermittelt wurden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren im Durchschnitt 62 Jahre alt und gaben für die Studie an, wie häufig sie gebratenen Fisch, nicht gebratenen Fisch und Thunfisch essen. Auch die Größe der Portionen wurde erfasst. 

Groß angelegte Studie zeigt potenziellen Zusammenhang zwischen Fischkonsum und Hautkrebs

"Diese Studie ist wichtig, weil sie sehr umfangreich und zukunftsgerichtet angelegt ist. Der Fischkonsum wurde vor der Entstehung von Krebs untersucht”, erklärte die Autorin Eunyoung Cho, Professorin für Dermatologie und Epidemiologie an der Brown University. "Obwohl der Fischverzehr in den letzten Jahrzehnten in den USA und Europa zugenommen hat, waren die Ergebnisse früherer Studien, die den Zusammenhang zwischen Fischverzehr und Hautkrebsrisiko untersuchten, nicht einheitlich. Unsere Ergebnisse haben einen Zusammenhang aufgezeigt. Der muss nun weiter erforscht werden", führte sie weiter aus. 

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In der Studie der Forschenden konnte nachgewiesen werden, dass Menschen, die durchschnittlich pro Tag 42,8 Gramm Fisch aßen, ein um 22 Prozent höheres Risiko hatten, ein Melanom zu entwickeln. Verglichen wurden die Zahlen mit den Menschen, welche im Durchschnitt die niedrigste tägliche Menge an Fisch zu sich nahmen, rund 3,2 Gramm. Menschen, die durchschnittlich 42,8 Gramm Fisch täglich aßen, hatten zudem ein 28 Prozent höheres Risiko anormale Zellen in der äußeren Schicht der Haut zu entwickeln, ein sogenanntes „Melanom in situ“. 

Studienteilnehmer, welche durchschnittlich 14,2 Gramm Thunfisch pro Tag zu sich nahmen, hatten ein um 20 Prozent erhöhtes höheres Risiko für ein „malignes Melanom“ (schwarzen Hautkrebs) und ein 17 Prozent höheres Risiko für ein Melanom in situ, verglichen mit Menschen, die durchschnittlich 0,3 Gramm Thunfisch pro Tag zu sich nahmen. 

Weiße Menschen mit größerem Hautkrebsrisiko

Ein Melanom ist die fünfthäufigste Krebserkrankung der USA. Im Laufe des Lebens daran zu erkranken liegt laut der American Cancer Society bei einer Chance von eins zu 38 für Weiße Menschen. Bei Schwarzen Menschen liegt das Risiko bei eins zu 1000, bei Hispanoamerikaner bei eins zu 167. Obwohl Melanome nur einen kleinen Teil aller Hautkrebserkrankungen ausmachen, sind sie laut Informationen der American Cancer SocietyTrusted Source (ACS) überwiegende verantwortlich für Todesfälle durch Hautkrebs.

Die Forschenden berechneten die Inzidenz neuer Melanome, welche sich in einem Zeitraum von 15 Jahren entwickelten, mithilfe der Daten aus Krebsregistern. Dabei wurden laut eigenen Angaben auch „soziodemografische Faktoren sowie den Body-Mass-Index der Teilnehmer, das Maß an körperlicher Aktivität, die Raucherhistorie, Krebserkrankungen in der Familie, die tägliche Aufnahme von Alkohol, Koffein und Kalorien sowie die durchschnittliche UV-Strahlung in der Umgebung der Teilnehmer“ berücksichtigt.  Sie stellen fest: Menschen, die rund 17,8 Gramm nicht gebratener Fisch täglich aßen, hatten ein 18 Prozent höheres Risiko ein „malignes Melanom“ zu entwickeln, verglichen mit den Menschen, die rund 0,3 Gramm täglich aßen.

Die Gefahr ein „In-situ-Melanom“ zu entwickeln erhöhte sich ebenfalls um 25 Prozent. Die Forschenden konnten keinen Zusammenhang zwischen dem Risiko für eine der beiden Melanom-Arten und dem Verzehr von gebratenem Fisch feststellen. Sie merkten jedoch an, dass Personen, welche am meisten gebratenen Fisch täglich aßen, nur rund 7,1 Gramm zu sich nahmen.

Forschende machen wichtige Einschränkungen zur Studie

Jedoch machten die Expertinnen und Experten auch einige Einschränkungen hinsichtlich ihrer Erhebung. So wurden in der Analyse Risikofaktoren für Melanome, etwa Muttermale, die Haarfarbe oder die ärztliche Vorgeschichte wie schwere Sonnenbrände, nicht berücksichtigt. Zudem wurde der durchschnittliche Fischverzehr pro Tag am Anfang der Studie erhoben und sei potenziell nicht repräsentativ für die bisherige Ernährung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Außerdem merken die Forschenden an, dass die Beobachtungsstudie keine Rückschlüsse auf Kausalitäten zwischen Fischkonsum und der Entstehung von Hautkrebs zulässt. Die Autorin der Studie Eunyoung Cho untersuche bereits in der Vergangenheit Zusammenhänge zwischen der Entstehung von Hautkrebs und der Ernährung. Sie war an Forschungen beteiligt, die belegten, dass es einen Zusammenhang zwischen Hautkrebs und erhöhten Quecksilberwerten gibt. "Der Quecksilberkonsum in den USA stammt hauptsächlich aus Fisch", erklärte Cho. "Wenn also Quecksilber mit Hautkrebs in Verbindung steht, dann liegt es nahe, dass auch der Fischkonsum damit in Verbindung steht. Wir spekulieren, dass unsere Ergebnisse möglicherweise auf Schadstoffe im Fisch zurückzuführen sind, wie polychlorierte Biphenyle, Dioxine, Arsen und eben Quecksilber", ergänzte die Forscherin.

Bereits veröffentliche Studien zeigten, dass erhöhter Fischkonsum mit mehr Schadstoffen im Körper einhergeht. Zudem gibt es einen Zusammenhang zwischen Schadstoffen und einem größeren Risiko für Hautkrebs. Cho mahnte jedoch: „Wir haben in unserer Studie nicht die Konzentrationen dieser Schadstoffe im Körper der Teilnehmer untersucht. Daher sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diesen Zusammenhang zu bestätigen". Laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern brauche es mehr Studien, um Bestandteile von Fisch zu untersuchen, besonders auf Verunreinigungen. So könnte eine genauere Aussage zwischen Fischkonsum und Melanom-Risiko getroffen werden. Aktuell empfehlen die Forscherinnen und Forscher jedoch keine Änderungen des Fischkonsums.