Erbkrankheiten verstehen: Auswirkungen und Tipps bei Kinderwunsch
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Sonntag, 17. Dezember 2023
Erbkrankheiten beeinflussen nicht nur das Leben einer Person. Auf welche Weise sie sich auf das Leben weiterer Generationen auswirken, haben wir für dich zusammengefasst.
- Was passiert mit dem Erbgut?
- Welche Erbkrankheiten gibt es und welche sind die häufigsten?
- Spielen Erbkrankheiten eine Rolle beim Kinderwunsch?
Erbkrankheiten können über das genetische Material an die nächste Generation weitergegeben werden. Doch was genau sind das für Krankheiten? Welche kommen häufig vor und welche Auswirkungen haben sie? Und wie geht man damit um?
Ein Blick auf unser Erbgut: Das sind Erbkrankheiten
Das Erbgut von jedem Menschen besteht in der Regel aus 46 Chromosomen; und dennoch ist jede Person einzigartig und besitzt eine individuelle genetische Varietät. Es ist allerdings möglich, dass Unregelmäßigkeiten, auch Anomalien genannt, im Erbgut auftreten. Diese bleiben oft unbemerkt. Einige davon können jedoch zu Erbkrankheiten führen, deren Auswirkungen von Person zu Person variieren.
Erbkrankheiten entstehen durch Veränderungen im Erbgut, sogenannte Mutationen. Manchmal wird diese Mutation von den Eltern an die nächste Generation weitergegeben, ohne dass die Eltern selbst betroffen sind. Wenn beide Eltern an der gleichen Stelle im Erbgut eine Veränderung haben, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung in der nächsten Generation.
Zu den Erbkrankheiten gehören auch genetisch bedingte Krankheiten, die durch sogenannte "Spontanmutationen" oder "Neumutationen" entstehen. Hier ändert sich das Erbgut in einer elterlichen Keimzelle, ohne dass eine Anomalie bei den Eltern vorliegt. Unter den elterlichen Keimzellen versteht man die Eizellen und die Spermien. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass nur in dieser einen Zelle der Mutter oder des Vaters eine Veränderung aufgetreten ist, die dann an das Kind weitergegeben wird. Mutationen können auch nach der Befruchtung einer Eizelle, also während der folgenden Zellteilung, auftreten. Eine genetisch bedingte Krankheit kann also auch dann entstehen, wenn es bei der Zellteilung zu einer Mutation kommt.
Erbkrankheiten: Ihre Einteilung in Gruppen
Die Erbkrankheiten können in drei verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Die erste Gruppe sind die chromosomalen Anomalien. Darunter fällt beispielsweise Trisomie 21. Weitere chromosomale Anomalien sind das Ullrich-Turner-Syndrom oder das Klinefelter-Syndrom. Chromosomale Anomalien resultieren aus einer fehlerhaften Weitergabe des elterlichen Erbguts. Das führt wiederum zu einer Veränderung der Chromosomenzahl oder -struktur beim Kind. Das Risiko dafür steigt mit dem Alter der Mutter. Bei einer 20-jährigen Mutter beträgt das Risiko für eine chromosomale Anomalie 1 von 2.000 Geburten, bei einer 35-Jährigen 1 von 365 und bei einer 40-Jährigen 1 von 100. Die Rolle des Vaters in diesem Zusammenhang ist umstritten. Allerdings gibt es Studien, die darauf hinweisen, dass eine späte Vaterschaft das Mutationsrisiko ebenfalls erhöht. So beispielsweise eine Studie aus dem Jahr 2012 von Forschern aus Island, Dänemark und Großbritannien. Sie konnte herausfinden, dass ein 40-jähriger Vater etwa 65 Mutationen an sein Kind überträgt. Bei einem 20-jährigen Vater sind es durchschnittlich etwa 25 neue Mutationen.
Die zweite Gruppe sind die monogenen Krankheiten. Sie sind im Vergleich zu chromosomalen Anomalien selten. So ist durchschnittlich nur eines von 10.000 Neugeborenen betroffen. Hier ist nur ein Gen defekt, entweder aufgrund erblicher Ursachen oder einer Spontanmutation. Beispiele sind Mukoviszidose, Phenylketonurie und Hämophilie.