Depression bei Kindern und Jugendlichen: Symptome erkennen und richtig reagieren
Autor: Magdalena Belz
Deutschland, Donnerstag, 08. Dezember 2022
Depressionen gelten als "unsichtbare Krankheit". Besonders bei Kindern und Jugendlichen werden sie allerdings oft übersehen. Wie du Symptome erkennst, erfährst du im Folgenden.
- Welche Symptome können bei Kindern und Jugendlichen auf eine Depression hinweisen?
- Welche Ursachen stecken dahinter?
- Wie sollte man sich verhalten, wenn man Anzeichen beobachtet?
- Welche professionelle Unterstützung gibt es?
- Womit kann man selbst helfen?
Jedes vierte Kind leidet an psychischen Auffälligkeiten - das zeigen die Ergebnisse einer Studie der DAK aus dem Jahr 2019. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Lage verschärft: Soziale Isolation, fehlende Alltagsstruktur und Ängste schlagen sich besonders in der Psyche von Heranwachsenden nieder. Wie kann man feststellen, ob sich eine behandlungsbedürftige Erkrankung wie etwa eine Depression entwickelt hat?
Welche Symptome können bei Kindern und Jugendlichen auf eine Depression hinweisen?
Depressionen bei Heranwachsenden zu erkennen ist schwieriger als bei Erwachsenen. Das liegt zum Beispiel daran, dass die Symptome je nach Altersstufe verschieden ausfallen. Besonders zwischen Kindern und Jugendlichen bestehen große Unterschiede:
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- Kleinkinder (circa 1-3 Jahre): vermehrtes Weinen; ausdrucksarmes Gesicht; erhöhte Reizbarkeit; überanhänglich; Kind kann schlecht alleine sein; selbststimulierendes Verhalten: Schaukeln des Körpers, exzessives Daumenlutschen; Teilnahmslosigkeit; Spielunlust oder auffälliges Spielverhalten; gestörtes Essverhalten; Schlafstörungen
- Vorschulalter (circa 3-6 Jahre): trauriger Gesichtsausdruck; verminderte Gestik und Mimik; leicht irritierbar; stimmungslabil; auffällig ängstlich; mangelnde Fähigkeit, sich zu freuen; Teilnahmslosigkeit und Antriebslosigkeit, introvertiertes Verhalten; vermindertes Interesse an motorischen Aktivitäten; innere Unruhe und Gereiztheit; unzulängliches oder auch aggressives Verhalten
- Schulkinder (circa 6-12 Jahre): verbale Berichte über Traurigkeit; Denkhemmungen; Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen; Schulleistungsstörungen; Zukunftsangst, Ängstlichkeit; unangemessene Schuldgefühle und unangebrachte Selbstkritik; psychomotorische Hemmung (zum Beispiel langsame Bewegungen, in-sich-versunkene Haltung); Appetitlosigkeit; (Ein-) Schlafstörungen; Suizidgedanken
- Pubertäts- und Jugendalter (circa 13-18 Jahre): vermindertes Selbstvertrauen, Selbstzweifel; Ängste, Lustlosigkeit, Konzentrationsmangel; Stimmungsanfälligkeit; tageszeitabhängige Schwankungen des Befindens; Leistungsstörungen; Gefühl, sozialen und emotionalen Anforderungen nicht gewachsen zu sein; Gefahr der Isolation und des sozialen Rückzugs; psychosomatische Beschwerden (zum Beispiel Kopfschmerzen); Gewichtsverlust; Schlafstörungen; Suizidgedanken
Wenn diese Symptome länger andauern, ohne erklärbaren Grund auftreten oder von mehreren Personen beobachtet werden, könnte es sich um eine größere psychische Belastung handeln. Die Diagnose erfolgt ausschließlich durch fachärztliches Personal, etwa durch Kinder- und Jugendpsychiater*innen oder -psycholog*innen. Dabei werden idealerweise wichtige Bezugspersonen mit einbezogen. Außerdem sollte abgesichert sein, dass keine körperliche und keine andere psychische Erkrankung für die Beschwerden verantwortlich ist. Je älter man wird, desto leichter lassen sich Depressionen feststellen. Trotzdem bleibt die Dunkelziffer hoch: Etwa 70 bis 80 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen werden nicht behandelt.
Welche Ursachen stecken dahinter?
So vielseitig wie die Symptome können auch die Ursachen von Depressionen im Kinder- und Jugendalter sein. Mögliche Auslöser sind beispielsweise
Ratgeber 'Traurigkeit, Rückzug, Depression: Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher' ansehen- familiäre Probleme
- Schwierigkeiten in der Schule
- Verluste (zum Beispiel eines Elternteils)
- soziale Isolation
- genetische Veranlagung
- Mangel an positiven Erlebnissen
- erlernte Hilflosigkeit
- Gewalt oder Missbrauch
- negatives Selbst- oder Körperbild
- körperliche Erkrankungen
- Nebenwirkung von Medikamenten