Kokosöl gegen Zecken: Hilft die Maßnahme wirklich gegen Bisse?
Autor: Bianca Bonacci
Deutschland, Montag, 27. Juni 2022
Zecken können Krankheiten wie Borreliose oder FSME übertragen. Kokosöl soll helfen, sich davor zu schützen. Aber erzielt das Öl wirklich die gewünschte Wirkung gegen die gefährlichen Spinnentiere?
- Zecken: Das macht sie so gefährlich
- Anwendung: So soll Kokosöl gegen Zecken helfen
- Maßnahmen: Was kannst du machen, wenn du gestochen wurdest
Zecken sind in Überträger von gefährlichen Krankheiten. In Deutschland übertragen Zecken am häufigsten Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Vor allem die Verbreitung von FSME nimmt immer weiter zu. Kokosöl soll neben chemischen Mitteln ebenfalls wirksam sein gegen Zecken.
Zecken: Das macht sie so gefährlich
Die Hauptgefahr, die von Zeckenstichen ausgeht, ist deren Übertragungsfähigkeit von bestimmten Infektionskrankheiten. In Europa übertragen Zecken vor allem die Erreger der FSME und der Lyme-Borreliose. Überträger der Viren, die FSME auslösen kann und der Borrelien, die die Lyme-Borreliose auslösen können, ist die Zeckenart Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus). Zecken werden bei einer Mindesttemperatur von etwa 5 °C aktiv, welche in unseren Breiten auch im Herbst und Winter erreicht werden kann und nicht nur in den milderen Jahreszeiten.
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FSME ist die Kurzbezeichnung für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Hinter dem Begriff verbergen sich Entzündungen, die im Bereich des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks auftreten können. Hervorgerufen wird FSME durch bestimmte Viren, die nach dem Zeckenstich in den Blutkreislauf gelangen. Innerhalb der FSME-Verbreitungsgebiete in Deutschland sind etwa 0,1 bis 5 % der Zecken mit den Viren infiziert. Sehr selten kann eine Infektion auch über virusinfizierte Rohmilch von Ziegen, Schafen und Kühen übertragen werden. Menschen können sich untereinander allerdings nicht infizieren. Nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich sieben bis 14 Tage können erste Symptome auftauchen, wobei die Krankheit meist in zwei Phasen (biphasisch) verläuft. Nach grippeähnlichen Beschwerden kommt es nach einem kurzen symptomfreien Intervall zu den neurologischen Erscheinungen wie Hirnhautentzündung (Meningitis), Gehirnentzündung (Enzephalitis) und Rückenmarksentzündung (Myelitis). Allerdings verläuft diese zweite Entzündungsphase in 70 bis 95 % ohne Symptome oder die zweite Phase bleibt ganz aus. Bei schweren Verläufen ist jedoch mit bleibenden neurologischen Ausfällen zu rechnen und bei etwa einem Prozent der Erwachsenen verläuft die Erkrankung tödlich. Gemäß Infektionsschutzgesetz muss der direkte oder indirekte Nachweis des FSME-Virus, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet werden. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt bestimmten Personengruppen eine FSME-Impfung.
Zecken mit Erregern der Lyme-Borreliose kommen bundesweit vor: Der Name leitet sich von dem Ort Lyme in Connecticut, USA ab, da hier auffällig oft Gelenkentzündungen nach Zeckenstichen auftraten. Verbreitet ist die Lyme-Borreliose auf der Nordhalbkugel und in Asien und gilt in Europa als die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit. Hier werden keine Risikogebiete beschrieben, denn man geht hier von einer Infektionsgefährdung in sämtlichen deutschen Gebieten aus, wobei die Häufigkeit von Borrelien in Zecken stark schwankt. Da die Lyme-Borreliose nicht meldepflichtig ist, ist die genaue Erkrankungshäufigkeit unbekannt. Fachleute gehen davon aus, dass etwa 0,3 bis 1,4 % der Menschen, die von Zecken gestochen werden, Symptome entwickeln. Nach dem Stich wandern die Borrelien aus dem Darm der Zecke in die Speicheldrüsen und werden dort mit dem Zeckenspeichel auf den menschlichen Organismus übertragen. Es ist also eine mehrstündige Saugdauer der Zecke nötig, bis eine Übertragung erfolgt ist. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass du die Zecke schnellstmöglich entfernst. Bis zum Auftreten der ersten Symptome können 3 bis 30 Tage vergehen. Häufig zeugt sich dann rund um die Einstichstelle die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Die Neuroborreliose, bei der das Nervensystem befallen wird, dauert meist nur unwesentlich länger. Anders ist es bei der Spät-Neuroborreliose, der Lyme-Arthritis mit Gelenkbeschwerden, der Lyme-Karditis mit Herzbeschwerden und weiteren Hauterscheinungen, die noch Monate bis Jahre später auftreten können. Im Frühstadium kann die Lyme-Borreliose mit geeigneten Antibiotika behandelt werden. Eine Impfung gibt es bisher nicht.
So soll Kokosöl helfen
Zecken werden aktiv, wenn die Temperaturen über 5 °C steigen und wir durch Wiesen, Sträucher und Wälder streifen. Dann lassen sich die winzigen Blutsauger von Halmen und Zweigen abstreifen und beißen sich mit ihren mächtigen Kieferwerkzeugen in der Haut fest. Dabei sind nicht nur Menschen betroffen, sondern auch Haustiere, die die Spinnentiere auch mit ins Haus bringen können. Zecken lassen erst wieder von ihrem Opfer ab, wenn sie sich vollgesaugt haben. Umso wichtiger, dass es gar nicht erst zum Zeckenstich kommt.
Kokosöl - die natürliche Zeckenabwehrkraft wurde wissenschaftlich bewiesen: Grund für die zeckenabwehrende Wirkung von Kokosöl ist die enthaltene Laurinsäure (Dodecansäure, DDA), wie Mitarbeiter eines Berliner Labors bei einer Studie feststellten. Sie setzten eine zehnprozentige Laurinsäurelösung ein und beobachteten, dass zwischen 81 und 100 % aller Zecken von der getesteten Oberfläche abließen. Eine weitere Studie verglich die Wirkung von Kokosöl mit einem chemischen Repellent. Die Forschenden stellten fest, dass Kokosöl zwei Zeckenarten besser abhielt als das chemische Mittel. Dabei hielt die Wirkung etwa acht Stunden an. Zecken scheinen auf den Geruch der Laurinsäure stark zu reagieren und meiden Hautpartien, auf denen sich die Säure befindet. Da unbehandeltes Kokosöl bis zu 60 % Laurinsäure enthält, kann es als mögliches Zeckenabwehrmittel eingesetzt werden. Der große Vorteil dabei: Kokosöl enthält keine chemischen Inhaltsstoffe, die Nebenwirkungen und allergische Reaktionen auslösen können. Im Gegensatz zu chemischen Wirkstoffen ist Kokosöl sehr hautverträglich und kann auch bei Kindern angewendet werden. Bevor du Kokosöl großflächig anwendest, solltest du zuerst auf dem Handrücken eine kleine Fläche bestreichen, um eine Unverträglichkeit auszuschließen.