Kein Tabuthema: Die Bipolare Störung - was du wissen solltest

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Die bipolare Störung ist eine psychische Krankheit, die häufig erst spät diagnostiziert wird.
Die bipolare Störung ist eine psychische Krankheit, die häufig erst spät diagnostiziert wird.
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Das bipolare Krankheitsbild ist von vielen wechselnden Phasen geprägt..
Das bipolare Krankheitsbild ist von vielen wechselnden Phasen geprägt..
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Bist du für die Person da, ist das oft schon eine große Hilfe.
Bist du für die Person da, ist das oft schon eine große Hilfe.
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Psychische Krankheiten wie die bipolare Störung sind häufig immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft. Dabei sollte man unbedingt auch über diese Themen sprechen, da viele Menschen davon betroffen sind.

  • Erklärung der bipolaren Störung
  • typischer Verlauf der Krankheit
  • Symptome und Behandlung
  • Hilfestellung: Das kannst du als Angehöriger tun!

Für eine psychische Störung muss sich niemand schämen. Wichtig ist nur, dass das Umfeld aufgeklärt ist: So ist es sowohl für Betroffene als auch für Angehörige einfacher, richtig mit Krankheiten wie der bipolaren Störung umzugehen.

Was ist die bipolare Störung?

Allgemein werden bipolare Erkrankungen auch manisch-depressive Krankheiten genannt. Erkennungsmerkmale der bipolaren Störung sind meist sehr stark ausgeprägte Stimmungsschwankungen: Hierbei spricht man häufig auch von Hoch- und Tiefphasen. Grundsätzlich wird von einer Zahl von etwa drei von 100 Menschen gesprochen, die im Laufe Ihres Lebens an einer bipolaren Störung erkranken. In Deutschland sind zwischen 1,5 und 5 % der Bevölkerung von der Störung betroffen.

Erste Symptome der bipolaren Störung tauchen in Regelfall ab dem zwanzigsten Lebensjahr auf. Oftmals ist die Abtrennung zwischen einer unipolaren Depression und einer bipolaren Störung nicht direkt klar erkennbar; dennoch machen Unterschiede im Verlauf der Krankheit eine Abgrenzung möglich. Zudem treten bipolare Erkrankungen häufig in Kombination mit weiteren psychischen Erkrankungen wie beispielsweise einer Angststörung, einer Suchterkrankung oder einer Persönlichkeitsstörung auf.

Die Gründe, aus denen sich eine bipolare Störung entwickelt, können nicht verallgemeinert werden. Es wird davon ausgegangen, dass sowohl die genetischen, als auch die psychischen und sozialen Voraussetzungen eine signifikante Rolle spielen. Genetisch veranlagte Störungen, die das Gleichgewicht der Neurotransmitter beeinflussen, steigern die Anfälligkeit für die Störung. Des Weiteren können größere Lebensereignisse, negative Erlebnisse wie der Tod von Angehörigen, Alkoholmissbrauch, unregelmäßige Schlafrhythmen oder soziale Unzugehörigkeit die Anfälligkeit für die Krankheit erhöhen.

Klassischer Krankheitsverlauf bei der bipolaren Störung

Im klassischen Verlauf der bipolaren Störung wird zwischen verschiedenen Zuständen differenziert: Je nach Ausprägung der Merkmale wird zwischen einer Manie, einer Hypomanie, einer Depression, dem Rapid Cycling und einem sogenannten Mischzustand gewechselt.

Eine einfache Manie meint, dass die Stimmung der betroffenen Person im Laufe von mindestens einer Woche sehr stark gehoben ist. Die Person ist dabei von vielen Ideen ergriffen, handelt oft rücksichtslos ohne soziale Hemmungen und ist sehr gesprächig. Sie wird in dieser Zeit von überhöhten Ideen und einer Rastlosigkeit gelenkt. Die etwas abgeschwächte Form der Manie ist die Hypomanie, bei welcher die Gefühlslage nur an vier Tagen in Folge stark euphorisch oder gereizt ist. Auch hierbei sind Unruhe sowie eine ungewöhnliche Gesprächigkeit, Konzentrationsbeschwerden und ähnliche Symptome bemerkbar. Gegenteilig dazu kann auch eine verstärke Form der Manie auftreten: Diese wird Psychose genannt und weist als ergänzende Symptome Größen- oder Verfolgungswahn auf.

Eine Depression liegt dann vor, wenn die betroffene Person zwei Wochen lang an den Hauptsymptomen wie einer depressiven Stimmung, einem Interessen- und Freudeverlust und generellem Antriebsmangel leidet. Dazu kommen individuelle Nebensymptome wie der Verlust des Selbstwertgefühls, Schuldgefühle, Suizidgedanken oder suizidales Verhalten, Schlaf- und Appetitstörungen, Unentschlossenheit oder Konzentrationsunfähigkeit.

Mit dem Rapid Cycling bezeichnet man einen raschen Gefühlswechsel. Dies bedeutet, dass Manie, Hypomanie oder Depression innerhalb von 12 Monaten mindestens viermal aufgetreten sind. Mischzustände, meist eine Kombination aus Manie und Depression, können bei schlimmen Krankheitsformen ebenfalls auftauchen.

Je nach Intensität der einzelnen Zustände ist eine normale Lebensführung für die Person in diesem Zeitraum nicht oder nur eingeschränkt möglich. Die verschiedenen Phasen können nicht nur durch negative, sondern auch durch positive Erlebnisse oder eher neutral einzuordnende Lebensveränderungen ausgelöst werden. Es können auch Intervalle auftauchen, in denen die Betroffenen vollkommen beschwerdefrei sind.

Erkennung und Behandlung einer bipolaren Störung

Die Krankheit äußert sich bei jedem Menschen individuell. Neben dem für das Krankheitsbild typischen Wechsel zwischen Hoch- und Tiefphasen treten in der Regel noch mindestens drei weitere Merkmale auf: Zu diesen gehören gesteigerte Aktivität, Unruhe, Gesprächigkeit, Ideenflucht, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedankenrasen, Verlust sozialer Hemmungen und des Schlafbedürfnisses, Wechsel zwischen Aktivitäten, ein rücksichtsloses Verhalten und eine gesteigerte Libido.

Die vielen verschiedenen Symptome machen es meist erst nach vielen Jahren möglich, eine konkrete Diagnose zu stellen. Unterschieden wird bei der Behandlung zwischen der Bipolar-I-Störung und der Bipolar-II-Störung. Bei der ersten Verlaufsform kommt es sowohl zu manischen als auch zu depressiven Phasen, während die zweite Verlaufsform durch vorwiegend depressive Phasen und mindestens einer hypomanischen Phase gekennzeichnet ist.

Erkennst du Symptome, ist es wichtig, dass du so früh wie möglich den Kontakt mit einem Therapeuten suchst. Nur in einem ausführlichen Gespräch über das eigene Verhalten kann eine reflektierte Diagnose erfolgen. Sprich am besten auch mit Freunden oder Angehörigen, die dein Verhalten oft auch aus einer anderen Perspektive beschreiben können und dem Therapeuten weiterführende, hilfreiche Informationen geben können. Im nächsten Schritt werden in der Regel Untersuchungen durchgeführt, die körperliche Ursachen ausschließen können. Im Anschluss findet eine Psychotherapie statt, die oft mit speziellen Medikamenten unterstützt wird. Bei schweren Fällen ist eine klinische Behandlung die beste Möglichkeit: hier wird individuell von Fall zu Fall entschieden. Ein Psychotherapeut kann in der Regel dabei helfen, eine geeignete Klinik zu finden und eine Überweisung erteilen. 

Das kannst du als Angehöriger tun

Es ist wichtig, dass schnellstmöglich Hilfe erfolgt, wenn du Symptome der bipolaren Störung bei Angehörigen oder Freunden erkennst. Statistisch gesehen unternehmen etwa 25 bis 50 Betroffene im Laufe der Krankheit einen Suizidversuch. Oft werden diese im Voraus angekündigt: Dies ist bei etwa 8 bis 9 von 10 Suiziden der Fall. Eine solche Ankündigung sollte also unbedingt ernst genommen werden.

Grundlegend ist es für Personen mit einer psychischen Erkrankung sehr schwierig, sich selbst Hilfe zu suchen. Die verschiedenen Phasen der Störung sind dabei nicht nur für den Betroffenen selbst ein Leidensweg, sondern auch für Freunde und Angehörige. Deshalb ist es ratsam, die Person zu unterstützen und ihr zu helfen, wenn sie nicht selbst in der Lage dazu ist. Oftmals sind Betroffene offen dafür, ihre Beschwerden aktiv durch therapeutische Hilfe zu lindern, wenn ihnen auf dem Weg dorthin geholfen sind.

Wichtig ist also, dass du dich gemeinsam mit dem Betroffenen über Angebote informierst. Geht ihr die Sache gemeinsam an, fällt es oft leichter, über die Stimmungslagen und Verhaltensweisen der Person zu sprechen. So kann es auch nicht dazu kommen, dass der Betroffene denkt, du würdest etwas hinter seinem Rücken planen und ihn ausschließen. Oftmals ist es schwierig, sowohl aufmerksam als auch gelassen zu reagieren. Dennoch ist es wichtig, dass du die richtige Balance zwischen Mitgefühl und Distanz, zwischen Zurückhaltung und Offenheit dem Betroffenen gegenüber findest. Deshalb gibt es auch für Angehörige entsprechende Hilfegruppen, in welchen diese sich offen über Empfindungen, Probleme oder Ideen austauschen können.

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