Frauen erkranken am meisten an Gebärmutterhalskrebs und es wird angenommen, dass Humane Papillomaviren fast zu 100 % mit der Erkrankung in Zusammenhang stehen. Einen ähnlich hohen Zusammenhang wird für das Analkarzinom angenommen. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 4.500 Frauen neu an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom), wobei etwa 1.500 daran versterben. Bei Männern wird bei Penis- und Analkarzinomen sowie Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle und des Rachens ein Zusammenhang mit HPV vermutet. 600 Männer erkranken demnach pro Jahr HPV-bedingt an einem Analkarzinom, mindestens 250 an einem Peniskarzinom sowie mindestens 750 an Karzinome in der Mundhöhle bzw. im Rachen.
Infektionsweg, Symptome und Behandlung einer HPV-Infektion
Die Viren dringen über die Haut oder Schleimhaut in den Körper ein
Die Infektion erfolgt durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch. Über kleine Haut- oder Schleimhautverletzungen gelangen die Viren in sogenannte Epithelzellen der Haut ein. Als Hauptübertragungswege im Bereich des Anus und der Genitalien gelten dabei Vaginal- und Analverkehr, wobei auch ein Kondom keinen vollständigen Schutz bietet. Zudem ist über orale Sexualpraktiken eine Übertragung in den Mund-Rachenbereich möglich. Außerdem können die Viren auch über eine Schmierinfektion, also über den gemeinsamen Gebrauch von Gegenständen, in den Körper gelangen. Als seltene Übertragungsmöglichkeit gilt dagegen die Weitergabe von der Mutter auf das Neugeborene während der Geburt.
Wie lange dauert es, bis sich Krebsvorstufen bzw. Krebs entwickeln?
Bis zum Auftreten von Genitalwarzen dauert es meist zwischen zwei und drei Monaten, wobei sie sich auch früher bilden können. Sind Hochrisiko-Typen in den Körper eingedrungen und haben sich im Gewebe festgesetzt, können etwa drei bis sechs Jahre vergehen, bis sich Krebsvorstufen im Bereich des Gebärmutterhalses entwickeln. Bis zur Ausbildung eines Karzinoms kann es hingegen zwischen zehn und 30 Jahren dauern. Für Männer liegen laut RKI keinen vergleichbaren Daten zur Entwicklung von Tumoren vor, die sich aufgrund von verbleibenden HPV-Viren in bestimmten Geweben entwickeln könnten.
Welche Symptome treten auf?
Mehrheitlich bemerken Betroffene eine HPV-Infektion nicht. Wenn Symptome auftreten, gibt es jedoch Unterschiede zwischen Infektionen mit Hochrisiko- und Niedrigrisiko-HPV-Typen.
Vor allem die Typen 6 und 11, die zu den Niedrigrisiko-HPV-Typen gehören, rufen Genitalwarzen hervor, die medizinisch als Condylomata acuminata bezeichnet werden. Sie zählen zu den häufigsten Erkrankungen, die mit HPV in Verbindung stehen und werden von Betroffenen als sehr unangenehm wahrgenommen. Sie können sich im Genital- und/oder Analbereich ausbilden und sich im Laufe der Zeit vermehren und zu Juckreiz führen.
Zellveränderungen, die von den Hochrisiko-HPV-Typen wie HPV 16 und 18 ausgelöst werden können, wenn sie sich in Geweben festgesetzt haben, verursachen zunächst keine Symptome. Damit eine frühzeitige Erkennung möglich ist, wurde in Deutschland das Zervixkarzinom-Screening als Früherkennungsprogramm eingeführt. Für die weiteren Erscheinungsformen an Vulva, der Scheide, am Penis oder Anus gibt es solche Früherkennungssysteme nicht. Zudem sind für Krebserkrankungen im Mund-Rachen-Raum bisher keine Krebsvorstufen entdeckt worden. Mediziner*innen gehen davon aus, dass die Ansteckungsfähigkeit während der akuten bzw. anhaltenden Infektion gegeben ist.
Es existiert keine Therapie für eine Infektion mit Hochrisiko-HPV-Typen
Während Genitalwarzen äußerlich mit Salben oder Lösungen behandelt oder operativ abgetragen werden können, gibt es momentan keine Therapie für eine Infektion mit Hochrisiko-HPV-Typen. Sollte sich eine Krebsvorstufe ausgebildet haben, kann diese mittels einer Konisation entfernt werden. Hierbei wird die Mündung des Gebärmutterhalses kegelförmig ausgeschnitten. HPV-bedingte Karzinome werden je nach Lage chirurgisch sowie mit Strahlen- oder Chemotherapie behandelt.
Wissenswertes zu HPV-Impfung
Der deutsche Forscher Harald zu Hausen erhielt 2008 den Nobelpreis für Medizin. Er belegte Anfang der 1980er Jahre, dass Humane Papillomaviren (HPV) Gebärmutterhalskrebs auslösen. Diese Ergebnisse ermöglichten die Entwicklung eines Impfstoffs. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit Juni 2018 auch für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Auch nach diesem Zeitraum ist noch eine Immunisierung bis zum 17. Lebensjahr möglich. Eine Grundimmunisierung besteht dabei aus zwei Impfungen, die im Abstand vom mindestens fünf Monaten verabreicht werden. Haben die Jugendlichen bereits ein Alter von 15 Jahren oder älter erreicht, sind je nach Impfstoff drei Impfungen notwendig. Im besten Fall sollte die HPV-Impfung vor der ersten sexuellen Kontaktaufnahme erfolgen, da kein Schutz mehr gegen die HPV-Typen in den Impfstoffen erfolgen kann, wenn sich das Virus bereist in Körpergewebe eingenistet hat.
Je nach individueller Lebensführung kann auch nach Erreichen des 18. Lebensjahres eine Impfung sinnvoll sein. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft liegen Daten bei Frauen bis 45 Jahre vor. Demnach ist der Impfschutz wesentlich geringer und wird von der STIKO nicht empfohlen.
Welche Impfstoffe gibt es?
Momentan sind in Deutschland zwei verschiedene HPV-Impstoffe zugelassen: Cervarix® und Gardasil® 9. Sie enthalten ein Virusprotein, das in verschiedenen HPV-Virus-Stämmen vorkommt und durch Aluminiumsalze verstärkt wird. Diese Impfstoffe schützen vor den beiden Hochrisiko-Typen 16 und 18. Der Impfstoff Gardasil® 9 schützt zusätzlich vor den Typen 6 und 11, die als Erreger von Genitalwarzen gelten und vor den Typen 31, 33, 45, 52 und 58, die als potenziell krebserregend eingestuft sind. Das bedeutet, dass beide Impfungen nicht gegen alle HPV-Viren wirksam sind. Mediziner sehen das auch nicht als notwendig an, denn die Papillomaviren ähneln den Hochrisiko-Typen und das Immunsystem kann sie aufgrund dessen ebenfalls erkennen. Dies wird als Kreuzimmunität bezeichnet, also eine Form der Immunität, bei der der Kontakt zu einem Erreger gleichzeitig auch eine Immunität gegen einen anderen Erregern bewirkt.
Warum empfiehlt die STIKO eine HPV-Impfung für Mädchen?
Hintergrund der Empfehlung ist eine Reduktion von Tumorerkrankungen, die durch Humane Papillomaviren hervorgerufen werden. In der wissenschaftlichen Begründung wird angenommen, dass HPV-Infektionen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten gehören. Zudem infizierten sich die meisten sexuell aktiven Menschen mindestens einmal in ihrem Leben mit HPV. Auch wenn die Mehrzahl an Infektionen nach einigen Jahren nicht mehr nachweisbar seien, könnten sie sich auch im Körper festsetzen und über Krebsvorstufen zu Krebserkrankungen führen. Bei Frauen sei das Hauptziel die Vermeidung von Gebärmutterhalskrebs, aber auch von Krebserkrankungen im Bereich der Vagina, der Vulva und des Anus, aber auch im Bereich des Mundes und Rachens.
In einer Übersichtsstudie kamen Forschende zu dem Schluss, dass HPV-Impfstoffe vor Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen bei jugendlichen Mädchen und Frauen, die zwischen 15 und 26 Jahren geimpft werden, wirksam schützen. Der Schutz fällt allerdings geringer aus, wenn bereits eine HPV-Infektion vorliegt. Die Autor*innen gaben allerdings zu bedenken, dass längere Nachbeobachtungszeiten erforderlich seien, um die Wirksamkeit von HPV-Impfstoffen auf die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs zu bewerten. Die Studie erbrachte keine Beweise dafür, dass die Impfstoffe das Risiko für schwere unerwünschte Ereignisse, Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüche erhöhen. Außerdem lieferten die Studien nur sehr wenige Daten darüber, wie sich die Impfstoffe auf die Anzahl der Todesfälle, Totgeburten und die Anzahl von Neugeborenen mit Fehlbildungen auswirkten.
Warum können auch Jungen von einer HPV-Impfung profitieren?
Obwohl nur Frauen an Gebärmutterhalskrebs erkranken können, kann eine HPV-Impfung auch für Jungen sinnvoll sein. Denn neben dieser typischen Krebserkrankung bei Frauen, können bestimmte HPV bei Jungen das Risiko erhöhen, an Penis- oder Analkrebs oder an Tumoren im Mund-Rachen-Raum zu erkranken. Zudem schützt der Neunfach-Impfstoff auch Jungen vor Feigwarzen. Des Weiteren können Jungen, die vor einer Infektion mit bestimmten Humanen Papillomaviren geschützt sind, die Viren beim Geschlechtsverkehr nicht weitergeben. Somit profitieren auch Mädchen von der HPV-Impfung für Jungen. Als weiteren Grund führt das RKI an, dass Jungen, die später sexuelle Kontakte zu Männern unterhalten, mit der Impfung schon in jungen Jahren einen Impfschutz vor dem ersten sexuellen Kontakt aufbauen können. Und schließlich erlaubt die gleichzeitige Empfehlung für Mädchen und Jungen, die Reduktion der Krankheitslast in Deutschland auf beide Geschlechter zu verteilen.
Welche Kontraindikationen gibt es?
Die Impfstoffe Cervarix® und Gardasil® 9 sollten laut RKI nicht verabreicht werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen einen Wirkstoff des Impfstoffs oder dessen Bestandteile besteht. Auch wenn einer der beiden Impfstoffe bei vorheriger Verabreichung Überempfindlichkeitsreaktionen hervorgerufen hat, sollte von einer weiteren Dosis abgesehen werden. Dies gilt auch bei einer bestehenden Schwangerschaft und bei fieberhaften Erkrankungen.
Gibt es auch Kritik an der HPV-Impfung?
Wie bei jeder anderen Impfung, gibt es bei der HPV-Impfung Kritikpunkte, die auch hier nicht unerwähnt bleiben sollten:
- Ob eine HPV-Impfung sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen ihre volle Wirkung entfalten kann, hängt maßgeblich davon ab, ob zum Zeitpunkt der Impfung bereits eine HPV-Infektion stattgefunden hat. Ist der Körper bereits mit HPV infiziert, kann die HPV-Impfung gegen den bereits vorhandenen Typ keine Wirkung mehr erzielen.
- Die HPV-Impfung bietet keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Tumorerkrankung, weshalb Mädchen und Frauen regelmäßig an den Krebsvorsorgeuntersuchungen teilnehmen sollten. Durch eine Impfung könnten sich Mädchen und Frauen in scheinbarer Sicherheit wiegen und die Vorsorgeuntersuchungen (PAP-Abstrich) nicht mehr regelmäßig in Anspruch nehmen.
- Die HPV-Impfung wirkt nur gegen einen kleinen Teil der HPV-Typen.
- Nach erfolgter Grundimmunisierung könnte die Risikobereitschaft steigen und auf zusätzliche Verhütungsmaßnahmen mit Kondomen verzichtet werden.
- Die Wirkdauer beträgt je nach Impfstoff circa fünf bis zehn Jahre, da die Nachbeobachtungszeit noch viel zu kurz ist.
- Die Kosten für die Impfung werden nur bis zum 18. Lebensjahr übernommen.
Wie kannst du dich neben der Impfung vor HPV-Viren schützen?
Da nicht alle Menschen erkranken, die mit sich mit Humanen Papillomaviren infiziert haben, gehen Expert*innen davon aus, dass weitere Faktoren das persönliche Risiko beeinflussen, sogenannte Kofaktoren. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat verschiedene Studien durchgeführt bzw. koordiniert, die einige dieser Kofaktoren ermittelt haben. Daraus lassen sich folgende Hinweise ableiten:
- Verwende konsequent Kondome bei wechselnden Geschlechtspartnern, um die Übertragungswahrscheinlichkeit zu senken.
- Nutze die jährliche Krebsvorsorge bei Frauenärztinnen und Frauenärzten, damit eventuelle Krebsvorstufen vorzeitig erkannt werden. Auch wenn du vollständig gegen HPV immunisiert bist, ist die regelmäßige Vorsorge wichtig, da die Impfung nicht gegen alle HPV-Typen schützt.
- Hole ärztlichen Rat ein, wenn du die Pille einnimmst und bei dir gleichzeitig eine Infektion mit Humanen Papillomaviren der Hochrisikogruppe diagnostiziert wurden. Der Krebsinformationsdienst informiert, dass Verhütungsmittel mit Östrogen-Gestagen-Kombination, die länger als fünf oder mehr Jahre eingenommen werden, das Risiko für Gebärmutterhalskrebs leicht erhöhen können.
- Achte auf einen gesunden Lebensstil, damit dein Immunsystem nicht beeinträchtigt wird und eine mögliche Infektion spontan ausheilen kann.
- Insbesondere Rauchen erhöht laut Krebsinformationsdienst bei Frauen mit und ohne HPV-Infektion das Risiko für Gebärmutterhalskrebs.