Harter Büro-Alltag: So stark verändert geistige Anstrengung den Hirnstoffwechsel
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Mittwoch, 01. Februar 2023
Geistige Arbeit ist bei weitem nicht so anstrengend wie körperliche, mag man im ersten Moment denken. Doch eine neue Studie zeigt, wie sich geistige Anstrengung auf den Hirnstoffwechsel auswirkt.
- So viele Büroarbeiter*innen gibt es in Deutschland
- Durchführung der Studie
- Beobachtungen & Ergebnisse
- Fazit
Nach einem vollen Tag im Büro fühlt man sich oftmals müde und ausgelaugt; fast so, als hätte man harte körperliche Arbeit hinter sich. Wie dies möglich ist, hat ein Forschungsteam vom Paris Brain Institute in einer Studie herausgefunden.
Büroarbeit in Deutschland und die Durchführung der Studie
2020 hat das Institut der deutschen Wirtschaft in ihrer Vierteljahresschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung festgehalten, dass in Deutschland insgesamt rund 14,8 Millionen Menschen in Büros arbeiten. Dabei ist im Zeitraum von 2012 bis 2018 die Anzahl der Büro-Beschäftigten um knapp 3 Millionen angestiegen. Diejenigen, die täglich einen harten Büro-Alltag hinter sich haben, kennen sicherlich das Gefühl, sich abends so erschöpft wie nach körperlicher Arbeit zu fühlen.
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Wieso dies so ist, hat ein Forschungsteam rund um Antonius Wiehler vom Paris Brain Insitute herausgefunden. Seine Ergebnisse veröffentlichte das Team in der Fachzeitschrift "Current Biology". Herausgefunden werden konnte, dass sich beim intensiven Nachdenken ein Stoff anhäuft, der den Nervenstoffwechsel stören kann und in hohen Konzentrationen sogar giftig ist.
Die Studie lief wie folgt ab: 40 Proband*innen mussten an einem Bildschirm arbeiten. Auf diesem bekamen sie im Sekundentakt Buchstaben angezeigt, welche sie nach Merkmalen wie der Farbe ordnen mussten. Überdies sollten sie in kurzen Gedächtnistests angeben, ob sie den dargestellten Buchstaben bereits kurz vorher gesehen hatten. 16 der Teilnehmer*innen bekamen eine vereinfachte Version der Aufgaben, während die restlichen 24 eine schwierigere Version bewältigen mussten. Mehrere tausend dieser Tests wurden täglich von den Proband*innen erledigt, was rund sechseinhalb Stunden in Anspruch nahm. Ziel des Ganzen war, dass sich die Versuchspersonen bis zur Ermüdung verausgaben und dies einem anstrengenden Bürojob nahekommt.
Eine weitere Aufgabe für die Proband*innen und die Beobachtungen
Das Forschungsteam gestaltete die Aufgabe noch etwas abwechslungsreicher, um die Disziplin der Männer und Frauen zu testen. So war es den Proband*innen ab und an möglich, zwischen zwei verschiedenen Geldbeträgen zu wählen. Eine kleinere Summe war mit weniger Mühe und einer kürzeren Wartezeit verbunden. Entsprechend mussten sie sich für die höhere Summe mehr anstrengen und länger warten. Fazit: Diejenigen, welche schwere Aufgaben erledigen mussten, stimmten häufiger für den geringeren Geldbetrag. Ein Zeichen für Ermüdung und nachlassender Bereitschaft, sich weiter zu verausgaben.
Im Zuge der Studie mussten sich die Proband*innen regelmäßig einer Magnetresonanzspektroskopie (MRS) unterziehen. Das Verfahren wird zur Messung der Konzentration einzelner Moleküle im Nervensystem eingesetzt. Bei den Teilnehmer*innen, die sich geistig extrem anstrengten, konnte in der vorderen Großhirnrinde eine erhöhte Konzentration der Substanz Glutamat festgestellt werden. Glutamat ist einer der wichtigsten erregenden Botenstoffe im Gehirn und sorgt unter anderem für die Entgiftung von Ammoniak und das Entstehen weiterer Botenstoffe. In sehr stark erhöhten Konzentrationen wirkt der Botenstoff toxisch.