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Früherkennung und Vorsorgeuntersuchungen: Was zahlt deine Krankenkasse?


Autor: Lena Horrwarth

Deutschland, Sonntag, 19. Dezember 2021

Warum zum Arzt oder zur Ärztin gehen, wenn nichts wehtut? Durch Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen können Risiken frühzeitig entdeckt und somit schlimmere Krankheitsverläufe verhindert werden.
Vorsorge ist besser als Heilung.


  • Vorsorgeuntersuchungen - was zahlt die Kasse?
  • Welche Untersuchungen sind möglich?
  • Vorsorgeuntersuchungen für Frauen, Männer und Kinder
  • Extraleistungen

Viele Krankheiten beginnen unauffällig und können dann zu ernsthaften Verläufen führen. Das Angebot an Früherkennung- und Vorsorgeuntersuchungen, das man als  Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse hat, sollte deshalb ernst genommen werden. Folgender Artikel gibt einen Überblick darüber, welche Untersuchungen wann möglich sind.

Welche Vorsorgeuntersuchungen sind Kassenleistungen?

Wer krankenversichert ist, hat Anspruch auf eine ausreichende Gesundheitsversorgung. Dazu gehört auch die Früherkennung mit ihren Untersuchungen. Das heißt, dass zahlreiche Vorsorgeangebote von allen Krankenkassen gleichermaßen übernommen werden. Um sie in Anspruch zu nehmen, muss es keine Krankheitsanzeichen geben. Das Ziel dieser Angebote ist es, Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Bei gesundheitlichen Leiden wie Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen, Diabetes und Nierenproblemen kann das die Therapie und Heilungschancen verbessern.

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"Bei Männern machen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durch den Hausarzt und Dermatologen in der Regel ab einem Alter von 35 Jahren Sinn. Ab 40 Jahren kommen Checks beim Urologen dazu, ab 55 auch beim Gastroenterologen", sagt Dr. Ulrike Thieme, Fachärztin bei der Online-Arztpraxis ZAVA. "Frauen werden bereits ab 20 Jahren regelmäßig beim Frauenarzt untersucht, unter anderem auf Krebserkrankungen im Bereich der Geschlechtsorgane. Ab 35 Jahren führen auch der Hausarzt und der Dermatologe Vorsorgeuntersuchungen durch, ab 50 Jahren der Gastroenterologe."

Der Gemeinsame Bundesausschuss bestimmt, was zur Früherkennung gehört und regelt, welche Leistungen die Kassen übernehmen. Dabei muss immer der aktuelle Stand der Medizin berücksichtigt werden, weshalb sich die Angebote ändern und immer wieder neu angepasst werden. Je nach Alter und Geschlecht gibt es unterschiedliche Untersuchungen, jedoch auch einige, die vom Geschlecht unabhängig sind. Früherkennungsuntersuchungen sind freiwillig. Eine Ausnahme stellen die ersten U-Untersuchungen bei Kinderärzten in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen dar. Diese sind verpflichtend. Seit Oktober sind zu den bisherigen Vorsorgeuntersuchungen ein einmaliger Test auf Hepatitis B und C beim Check-up der Gesundheitsuntersuchung ab 35 Jahren und zwei zusätzliche Tests im Rahmen des Neugeborenen-Screenings verfügbar.

Aufgrund der ärztlichen Aufklärungspflicht muss dein*e Ärzt*in dir den Ablauf, den Nutzen und die Risiken der jeweiligen Untersuchung nennen. Beim Check-up werden Herz, Lunge, Kopf, Hals, Bauch, Wirbelsäule, Bewegungsapparat, Nervensystem und Sinnesorgane untersucht und auch mittels Blutprobe der Cholesterinwert und der Blutzucker ermittelt. Der Urin wird auf Nieren- und Blasenerkrankungen getestet.

Was es zu beachten gibt

Manchmal kann eine Vorsorgeuntersuchung belastend sein. Es gibt beispielsweise immer wieder zunächst auffällige Befunde, die sich jedoch nach weiteren Tests als harmlos erweisen. Das kann beim Patienten psychischen Stress verursachen. Außerdem belasten Röntgenuntersuchungen den Körper mit Strahlung und Darmspiegelungen können zu Blutungen führen. Dennoch überwiegt der Nutzen der Untersuchungen in der Regel die daraus entstehenden Belastungen. Die Risiken und Nutzen von Vorsorgeuntersuchungen kann man beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen nachlesen.

Zudem zählen IGeL-Leistungen nicht zur Früherkennung, individuelle Gesundheitsleistungen sind also keine Kassenleistung. Ärzt*innen bieten diese oft im Rahmen der Vorsorge kostenpflichtig an, bei einigen dieser Untersuchungen ist der Nutzen aber umstritten. Dazu zählt die Glaukom-Vorsorge bei den Augenärzt*innen. Dabei wird der Augeninnendruck gemessen, wovon nur wenige Personen profitieren. Andere IGeL-Leistungen können individuell hingegen sehr sinnvoll sein. 

Wichtig zu wissen ist, dass sobald es einen konkreten Krankheitsverdacht gibt oder die Patient*innen Beschwerden haben, die Kassen alles Nötige bezahlen, auch beispielsweise die Augeninnendruck-Messung.

Vorsorgeuntersuchungen für Frauen

Hier findest du die Früherkennungsuntersuchungen für Frauen der gesetzlichen Krankenkasse:

  • ab 18 Check-up: Früherkennung u.a. von Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes (einmalig im Alter von 18-35 Jahren)
  • ab 20: Früherkennung Gebärmutterhalskrebs und Krebserkrankungen des Genitals; zusätzlich ab 30: Früherkennung Brustkrebs (jährlich)
  • ab 35 Check-up: Früherkennung u.a. von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes (alle drei Jahre)
  • ab 35: Früherkennung Hautkrebs (alle zwei Jahre)
  • ab 35: Screenings auf Hepatitis B und C (einmalig)
  • ab 50: Früherkennung Brustkrebs - Mammographie-Screenings (alle 2 Jahre bis zum Ende des 70. Lebensjahres)
  • ab 50: Früherkennung Darmkrebs - Darmkrebs-Screening

Im Rahmen der Darmkrebsvorsorge sind zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren für Frauen ab 55 sowie ein regelmäßiger Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl möglich.

Für folgende Untersuchungen gibt es keine Altersbegrenzung:

  • Screening auf Schwangerschaftsdiabetes (6.-7. Schwangerschaftsmonat)
  • Basis-Ultraschalluntersuchungen bei schwangeren Frauen zur Früherkennung von Komplikationen (dreimal während der Schwangerschaft)
  • HIV-Antikörper-Test für Schwangere (einmal während der Schwangerschaft)
  • Chlamydien-Screening (einmal während der Schwangerschaft)

Vorsorgeuntersuchungen für Männer

Hier findest du die Früherkennungsuntersuchungen für Männer der gesetzlichen Krankenkasse:

  • ab 18 Check-up: Früherkennung u.a. von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes (einmalig im Alter von 18-35 Jahren)
  • ab 35 Check-up: Früherkennung u.a. von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes (alle drei Jahre)
  • ab 35: Früherkennung Hautkrebs (alle zwei Jahre)
  • ab 35: Screenings auf Hepatitis B und C (einmalig)
  • ab 45: Früherkennung Krebserkrankungen der Prostata und des äußeren Genitales (jährlich)
  • ab 50: Früherkennung Darmkrebs - Darmkrebs-Screening 
  • ab 65: Früherkennung Bauchaortenaneurysmen

Im Rahmen der Darmkrebsvorsorge sind zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren für Männer ab 50 sowie ab 50 ein regelmäßiger Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl möglich.

Vorsorgeuntersuchungen für Kinder

Für Kinder gibt es eine Reihe an Vorsorgeuntersuchungen innerhalb der ersten sechs Lebensjahre, um den Gesundheitszustand und die Entwicklung des Kindes zu beurteilen, nämlich die U-Untersuchungen (U1 bis U9).

Allerdings zahlen die Krankenkassen nur, wenn die vorgegebenen Zeitspannen eingehalten werden. Zu beachten ist ebenso, dass die Teilnahme in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen verpflichtend ist.

Mit inbegriffen bei den Vorsorgeuntersuchungen für Kinder ist auch die J1-Untersuchung zwischen 12 und 14 Jahren. Es werden der Gesundheitszustand, der Impfstatus und die Entwicklung kontrolliert.

Extraleistungen der Krankenkassen

Viele Kassen bieten den Versicherten neben den gesetzlich geregelten Untersuchungen als Extras zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen an. 

Beispielsweise stellen einige Kassen das Hautkrebs-Screening auch für Versicherte unter 35 oder öfter als alle zwei Jahre zur Verfügung. Zudem finanzieren sie Frauen manchmal einen Ultraschall von Brust oder Eierstöcken oder auch eine Tastuntersuchung der Brust durch blinde Frauen (Discovering Hands). Für Kinder zahlen die meisten Krankenkassen zusätzlich zur U1 bis U9 und J1 die U10 (7-8 Jahre), die U11 (9-10 Jahre) und oft auch die J2 (16-17 Jahre).

Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen liefern wichtige Erkenntnisse über den allgemeinen Gesundheitszustand. Chronische Erkrankungen können bereits im Frühstadium erkannt und mögliche Risikofaktoren durch entsprechende Maßnahmen minimiert werden.