Gegenstand der Untersuchungen waren außerdem die Stoffwechselprodukte bestimmter Bakterien, die in unterschiedlicher Häufigkeit auftauchten. Einige dieser Produkte kamen bei Patienten häufiger, andere jedoch wesentlich seltener vor. Ob diese Stoffwechselprodukte einen Einfluss auf die Entstehung von Depressionen oder depressiver Störungen haben, ist noch unklar.
Therapie durch Bakterienkur? - Weitere Untersuchungen nötig
Wie genau das Zusammenspiel aller Darmbewohner untereinander funktioniert, ist noch nicht vollständig erforscht. "Wir versuchen nun, mehr über die Mechanismen herauszufinden. Ein paar Hinweise gibt es aus unseren Untersuchungen", wird Mireia Valles-Colomer, die an der belgischen Studie von 2019 beteiligt war, zitiert. Von großer Relevanz ist dabei die Erkenntnis, dass Bakterien und Stoffwechselprodukte unter anderem erreichen können, dass Zellen in der Darmwand Stoffe freisetzen, die das Nervensystem beeinflussen. Umgekehrt können diese Nervenzellen jedoch auch auf die Darmbakterien einwirken.
Von besonderem Interesse sind außerdem Beobachtungen, die Forschende mit Mäusen machten. Einigen keimfreien Tieren wurden die Darmbakterien gestresster Artgenossen eingepflanzt. Die Forscher beobachteten bei den Mäusen anschließend Verhaltensveränderungen und typische Symptome mentaler Verstimmungen. Daher liegt der Verdacht nahe, dass die Bakterien Depressionen beeinflussen - und nicht umgekehrt.
"Wir versuchen nun, Therapien zu entwickeln, in denen wir Bakterien einsetzen", erklärt Valles-Colomer. Die Idee ist, depressive Patienten mit den Bakterien zu behandeln, die sie im Gegensatz zu gesunden Menschen seltener haben. Die ersten Versuche dazu laufen bereits.
Ernährung kann positiven Effekt auf Darm und Psyche haben
Das Wissen, dass die Darmflora auch die Psyche beeinflusst, bringt weitere Ideen zur Verbesserung der Psyche ins Spiel. "Wenn wir die Darmflora wieder normalisieren, dann könnte es dazu beitragen, dass die Symptome einer Depression sich deutlich schneller wieder bessern", erklärt Psychiaterin Kamila Jauch-Chara dem SWR. Denkbar seien Versuche mit probiotischem Joghurt, welcher Bakterienstämme enthält, die auch im Darm vorkommen.
Joghurt allein ist jedoch nicht das einzige Lebensmittel, welches positiven Einfluss auf den Darm haben kann: Auch Vollkornbrot und generell ballaststoffreiche Lebensmittel können der Darmflora helfen. Je nach Ernährung verändert sich auch die Bakterienzusammensetzung im Darm. Jedoch zeigt nur eine langfristige Umstellung wirklich Effekte: "Wenn man es ernst meint mit einer solchen Umstellung, dann ist das was, was Monate, Jahre durchgeführt werden muss, um positive Effekte zu erzielen", erklärt Diabetologe und Entzündungsforscher Matthias Laudes dem SWR.
Wichtig ist jedoch, dass eine Ernährungsumstellung allein nicht ausreicht, um eine Depression zu therapieren. "Ich würde mit Joghurt nie im Leben Medikamente oder Psychotherapie ersetzen wollen. Aber es ist für mich eine zusätzliche Maßnahme. Und ich glaube, hier ist sehr viel Platz nach oben", meint Jauch-Chara.
Hinweis der Redaktion: Wenn Sie Hilfe suchen oder Informationen zu Depressionen brauchen, können Sie sich an die Deutsche Depressionshilfe wenden. Das kostenfreie Info-Telefon (0800/3344533) ist Montag, Dienstag und Donnerstag von 13 bis 17 Uhr und Mittwoch und Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr besetzt. Zudem bietet die Deutsche Depressionshilfe einen Selbsttest an, um eine mögliche Depression zu erkennen. Darüber hinaus ist die Telefonseelsorge 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr unter der kostenlosen Hotline 0800/1110111 oder 0800/1110222 erreichbar.
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