Bis auf eine Ausnahme sollte Alkohol bei einer Erkältung vermieden werden
Autor: Thomas Grotenclos
Deutschland, Montag, 30. Oktober 2023
Noch immer hält sich hartnäckig der Mythos, dass Alkohol Viren und Bakterien im Körper bekämpfen kann. Was steckt hinter dem Mythos?
- Bis auf eine Ausnahme sollte Alkohol bei einer Erkrankung vermieden werden
- Alkohol kann sich sogar negativ auswirken
- Die Desinfektion wirkt nur auf Oberflächen
Vor allem ältere Menschen greifen bei Erkältungen gerne zu Alkohol. Die Erkältungssymptome sollen mit Kräuterschnaps, Glühwein, Grog oder warmem Bier bekämpft werden. Doch mit dieser selbst auferlegten Medizin tut man seinem Körper nichts Gutes. Wir gehen dem Ganzen auf den Grund.
Kann man mit Trinkalkohol Viren bekämpfen?
Tatsächlich ist es ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Alkohol im Körper Viren abtöten kann. Trinkalkohol ist in Getränken einerseits nicht hoch genug konzentriert, wodurch auch ein Gurgeln oder Spülen mit Spirituosen keine Wirkung hat. Andererseits wird der Alkohol im Verdauungssystem verdünnt und durch den Stoffwechsel abgebaut, bevor er auf die Viren im Körper trifft. Erst ab einer Konzentration von etwa 50 % und einer langen Einwirkzeit kann Alkohol Viren abtöten.
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Im Körper ist das nicht möglich, auf Oberflächen dagegen schon. Daher enthalten viele Desinfektionsmittel Alkohol. Die Konzentration liegt dabei jedoch zwischen 60 und 80 %, alkoholische Getränke haben in der Regel zwischen 5 und 40 %. Nutze den Alkohol also nur äußerlich für Oberflächen oder beispielsweise die Handdesinfektion.
Für die äußere Anwendung kannst du dazu tatsächlich Trinkalkohol in Form von Ethanol mit einer Konzentration von 80 % nutzen, allerdings eher auf Oberflächen, da die Hände durch die hohe Konzentration schnell austrocknen können. Das führt anschließend zu einem zusätzlichen Risiko für Verletzungen und somit Infektionen. Im Körper hat Alkohol dagegen keinerlei Auswirkungen auf die Virenlast, du erzielst durch den Konsum sogar eher das Gegenteil.
Auswirkungen von Alkohol auf den Krankheitsverlauf
Alkohol entzieht dem Körper Flüssigkeit, was gerade bei einer Erkältung oder Erkrankung das bereits geschwächte Immunsystem weiter belastet. Stattdessen solltest du auf Schorlen, Tee oder Wasser setzen, feuchte Schleimhäute können sich besser gegen Viren wehren. Ärzt*innen warnen aufgrund der negativen Auswirkungen auf das Immunsystem sogar davor, Alkohol bei Erkrankung einzunehmen.
An dem Mythos des aufgewärmten Bieres könnte dagegen etwas dran sein: Wer bei einer Erkältung das Bier auf maximal 40 Grad erhitzt, profitiert möglicherweise von den enthaltenen ätherischen Ölen und Bitterstoffen. Die Bitterstoffe wirken antibakteriell und fördern gleichzeitig den Schlaf. Du kannst das Bier in kleinen Schlücken mit etwas Honig einnehmen. Negativ wirkt sich allerdings auch beim warmen Bier der Alkohol aus, wähle daher eine Sorte mit möglichst geringem Alkoholgehalt und trinke nicht mehr als ein Glas.