Öko-Test warnt vor Bambusware: Geschirr und Becher enthalten häufig gesundheitsgefährdende Stoffe
Autor: Franziska Schork,Nergl Katharina
, Freitag, 29. November 2019
Geschirr, welches als "Bambusware" beworben wird, gilt als gesundheitsschädigend. Zu diesem Ergebnis kommen das Bundesinstitut für Risikobewertung und das Verbrauchermagazin Öko-Test. Doch was macht die Ware so gefährlich?
Geschirr, welches als "Bambusware" beworben wird, besteht oft primär aus Kunststoff. Bambus wird nur als Füllstoff der Ware verwendet, während laut Dr. Janina Willers, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen, vor allem Melamin- oder Harnstoff-Formaldehyd-Harze als formgebende Bestandteile verwendet werden.
Bambusware: Gesundheitliche Richtwerte bis zu 120-fach überschritten
Zwar gilt die Bambusware als umweltschonende Alternative zu Einweg-Varianten aus Pappe. Aber: Recycelbar sind die Produkte wegen ihres hohen Kunststoffanteils nicht.
Weiterhin konnte durch die Untersuchung verschiedener chemischer Labors festgestellt werden, dass viele der Produkte bei höheren Temperaturen gesundheitlich bedenkliche Mengen von Melamin und Formaldehyd an die Lebensmittel abgeben. Gesetzliche Höchstmengen werden häufig weit überschritten, berichtet Öko-Test.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) meldete sich zu Wort: "Häufig löst sich aus Bambusware sogar mehr gesundheitsschädliches Formaldehyd und Melamin als aus 'herkömmlichen Melaminharz-Bechern'", erklärt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR.
Das BfR setzte eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von Formaldehyd fest, bei der kein gesundheitliches Risiko für den Menschen besteht. Nach Berechnungen des BfR überschreiten einige "Bambusware"-Becher den TDI um das 30-fache beim Erwachsenen und sogar um das 120-fache bei Kleinkindern. Es wird daher stark angeraten, keine heißen Speisen in den Produkten aufzubewahren und sie auch nicht in der Mikrowelle zu benutzen. Sobald der Inhalt eine Temperatur von 70 Grad erreicht, kann das Material bedenklich werden.
Formaldehyd und Melamin in Bambusware
Formaldehyd kann Augen, Haut und Atemwege reizen und steht im Verdacht, Krebs zu verursachen. Melamin ist verdächtig, für Erkrankungen der Blase und der Nieren verantwortlich zu sein. Bemängelt wird neben den Schadstoffen auch, dass viele Hersteller teilweise damit werben, dass die Ware biologisch abbaubar sei. Das gilt aber nicht mehr für mit Kunststoff angereicherte Produkte. Auch das Recycling ist schwierig, da sich die Mischung nicht wieder in ihre Komponenten aufteilen lässt.