Amyotrophe Lateralsklerose: Unterscheidet sich das Krankheitsbild von ALS bei den Geschlechtern?
Autor: Werner Diefenthal
Deutschland, Montag, 07. Oktober 2024
Gibt es bei der Krankheit ALS Unterschiede bei den Symptomen und dem Krankheitsbild zwischen den Geschlechtern? Und wie sehen diese aus? Wirken sie sich auf die Therapie aus?
- Was genau ist ALS?
- Wie entsteht die Krankheit?
- Krankheitsverlauf und Therapien
- Verläuft sie bei Männern anders als bei Frauen?
ALS – Amyotrophe Lateralsklerose ist eine Krankheit der Bewegungsneuronen, die zu Muskellähmung führt. Sie ist fortschreitend und führt meist innerhalb weniger Jahre zum Tod. Eine Heilung gibt es momentan nicht. Forschungen deuten darauf hin, dass es möglicherweise Unterschiede bei den Symptomen und im Verlauf zwischen Mann und Frau gibt. Claudia Albreit aus Nürnberg leidet an der Krankheit. Ihr Sohn kann sich kaum noch an ihre Stimme erinnern.
ALS: Wie entsteht sie und was kann man tun?
Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) wurde erstmals vor rund 150 Jahren vom französischen Arzt Jean-Martin Charcot beschrieben. Er gilt als Begründer der modernen Neurologie und ihm gelang es, klinische Symptome mit anatomischen Befunden überein zu bringen und grenzte damit ALS von der Multiplen Sklerose ab. Er beschrieb die Veränderungen im Nervengewebe äußerst genau und sagte voraus, dass es noch sehr lange dauern wird, bis ALS erfolgreich behandeln werden kann.
ALS ist eine Erkrankung des zentralen und peripheren Nervensystems. Die Ursachen sind weitgehend unbekannt. Jedes Jahr erkranken etwa ein bis zwei Personen je 100.000 an ALS, meist bricht sie zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr aus, jüngere Erwachsene sind selten betroffen. Allerdings scheint die Häufigkeit weltweit etwas zuzunehmen. Bekanntester Patient ist wohl der Physiker Stephen Hawking, bei dem die Krankheit diagnostiziert wurde, als er gerade 21 Jahre alt war. Männer erkranken etwas öfter als Frauen im Verhältnis 1,2 zu 1. Die Krankheit betrifft fast ausschließlich das motorische Nervensystem. Empfindungen wie Berührung, Schmerz und Temperatur.
Sehen, Riechen, Hören, Schmecken sowie die Funktionen von Blase und Darm bleiben weitgehend normal. Unsere Muskeln werden vom "motorischen System" kontrolliert, welches auch die Bewegungen steuert. Dieses erkrankt sowohl in seinen zentralen (1. motorisches Neutron im Gehirn bis ins Rückenmark) als auch in seinen peripheren Anteilen (2. motorisches Neutron in Hirnstamm und Rückenmark bis zum Muskel). Dies führt zu unwillkürlichen Muskelzuckungen, Muskelschwäche und Muskelschwund an Armen und Beinen sowie in der Atemmuskulatur. Auch können Sprech-, Kau- und Schluckmuskulatur geschwächt werden. Ebenso können Muskellähmungen und Spastiken auftreten.
Symptome und Diagnostik: So läuft die Krankheit ab
Die ersten Symptome können bei den Erkrankten an unterschiedlichen Stellen auftreten. So können zunächst nur Schwächen an einzelnen Muskeln in der Hand- und Unterarmmuskulatur spürbar werden, dies auch nur an einer Seite, bevor sie sich auf die Gegenseite oder die Beine ausdehnen. Seltener beginnen die Symptome in der Unterschenkel- oder Fußmuskulatur und in der Oberarm- oder Schultermuskulatur. Teilweise beginnt die Krankheit mit Symptomen im Bereich der Sprech-, Kau- und Schluckmuskulatur. Selten hingegen sind am Anfang spastische Lähmungen.
Buchtipp Spiegel-Bestseller: 'ALS und andere Ansichtssachen' - hier ansehenDoch bereits im Frühstadium wird häufig über unwillkürliche Muskelzuckungen oder schmerzhafte Muskellähmungen geklagt. Die Krankheit schreitet in der Regel langsam fort und dehnt sich dabei auf weitere Körperregionen aus, was zu einer zunehmenden Atemschwäche führt. Die Lebenserwartung ist in der Regel auf drei bis vier Jahre verkürzt, es sind allerdings auch sehr langsame Verläufe über zehn Jahre und mehr bekannt.