7 Mythen über Antibiotika: Stiftung Warentest klärt auf

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Die Stiftung Warentest klärt über Antibiotika-Mythen auf. Bild: Pixabay/ stevepb

Kaum ein Medikament wird so hitzig diskutiert wie Antibiotika - für die einen Wundermittel im Kampf gegen Infekte, für andere riskante Chemiekeule und gefährlich für die Gesundheit. Doch was ist dran an den Antibiotika-Mythen? Stiftung Warentest klärt auf.

Gefährlicher Chemiecocktail, welcher der Gesundheit schadet - oder Wundermittel, das in jede Hausapotheke gehört? Verschiedener könnten die Meinungen zum Thema Antibiotika gar nicht sein. Und so zahlreich die Meinungen, so zahlreich sind auch die Mythen, die sich um Antibiotika ranken. Die Stiftung Warentest hat nun mit den gängigsten Antibiotika-Mythen aufgeräumt. 

Wer sich besser fühlt, kann das Antibiotikum absetzen, Antibiotika sind gefährliche Chemiekeulen und vertragen sich außerdem nicht mit Milch. Diese und viele weitere Gerüchte ranken sich um das Antibiotikum. Die Stiftung Warentest hat nun mit sieben Gerüchten aufgeräumt. 

Mythos 1: Antibiotika helfen gegen Erkältungen

Dass Antibiotika gegen eine Erkältung helfen, ist leider ein Irrglaube. Atemwegsinfekte wir Husten, Bronchitis, Schnupfen oder eine Halsentzündung sind meistens von Viren ausgelöst, gegen die Antibiotika nichts ausrichten können. Diese helfen nämlich nur gegen Bakterien. Auch die echte Grippe, die oft vermehrt Erkältungssymptome mit sich bringt, ist ein Virus-Infekt. Hier helfen nur viel Ruhe, viel trinken sowie manchmal auch rezeptfreie Erkältungs- oder Hausmittel.

Welche rezeptfreien Mittel wie abschwellendes Nasenspray* oder Hustenbonbons* wirklich gegen eine Erkältung helfen und wovon Sie besser die Finger lassen sollten, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.

Was ist, wenn Bakterien zum Virus-Infekt hinzukommen? Manchmal kommt es vor, dass Bakterien sich in dem durch die Viruserkrankung vorbelasteten Gewebe einnisten. Anzeichen dafür können etwa eitrige Mandeln oder grünlicher Auswurf sein. In diesem Fall müssen Sie von Ihrem Arzt abklären lassen, ob diese Infektionen mit einem Antibiotikum behandelt werden können.

Mythos 2: Antibiotika machen Bakterien resistent

Dass Antibiotika Resistenzen verursachen können ist richtig. Zwar wird nicht der menschliche Körper an das Antibiotikum gewöhnt, dafür aber das Bakterium. Die Bakterien können dann resistent gegen die Antibiotika werden, was durch zufällige Mutation im Erbgut der Erreger passiert. Diese resistenten Keime können schwere Infektionen verursachen, da die ursprünglich hilfreichen Medikamente nicht mehr wirken. Antibiotika sollten daher nicht unnötig eingenommen werden, damit sie wirksam bleiben.

Antibiotika- und keimbelastetes Fleisch: Auch Nutztiere bekommen, besonders in der Massentierhaltung, sehr häufig Antibiotika ins Futter gemischt. Daher werden und wurden in vielen Fleischproben schon resistente Keime entdeckt. So auch im Hänchenschenkel-Test der Stiftung Warentest. Vom Fleisch können die Keime auch auf den Menschen übergehen. Um das Infektionsrisiko zu senken, sollten Sie immer vor und nach der Zubereitung von Fleisch Ihre Hände waschen und das Fleisch immer gut durchgaren. Dadurch können die Keime abgetötet werden, sogar resistente.

Für mehr Informationen rund um den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung und Keimen im Fleisch, lesen Sie Matthias Wolfschmidts Buch "Das Schweinesystem: Wie Tiere gequält, Bauern in den Ruin getrieben und Verbraucher getäuscht werden"* aus dem Jahr 2016.

Mythos 3: Antibiotika gehören in jede Hausapotheke

Dass Antibiotika in jede Hausapotheke gehören sollen, ist eindeutig falsch. Ein Antibiotikum ist nicht ohne triftigen Grund rezeptpflichtig. Ein Arzt muss in jedem Einzelfall entscheiden, ob und welches Antibiotikum eingesetzt werden muss, da nicht jedes Antibiotikum gegen jede Art von Erregern hilft. Übrig gebliebene Antibiotika sollten Sie daher auf keinen Fall aufheben oder gar an Dritte weitergeben. Auch wenn jemand an ähnlichen Symptomen wie Sie leidet, können andere Erreger die Ursache sein

Ihre übrigen Antibiotika müssen sicher entsorgt werden. Niemals dürfen sie in Abfluss oder Toilette gelangen, da Kläranlagen sie nicht gänzlich entfernen können. Es könnten somit Gewässer, Pflanzen und Tiere belastet werden, sowie zur Entwicklung resistenter Keime beigetragen werden. Entsorgen Sie die Antibiotika entweder im Hausmüll, welcher verbrannt wird oder noch besser an der Schadstoff-Sammelstelle.

Jedoch gibt es eine Menge an pflanzlichen Antibiotika, die in Ihre Hausapotheke gehören und dort wahrscheinlich schon zu finden sind. Lesen Sie hierzu beispielsweise Claudia Ritters "Pflanzliche Antibiotika selbst gemacht: Heilen und vorbeugen mit Gewürzen und Kräutern"*.

Mythos 4: Antibiotika sind gefährlich

Gefährlich sind Antibiotika meist nicht, sie sind nicht riskanter als andere Medikamente auch. Allerdings können auch Antibiotika zu Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden führen. In seltenen Fällen können Menschen auch auf die Antibiotika-Gruppe Penicilline allergisch reagieren. Die Fluorchinolon-Antibiotika können sogar schwerere Nebenwirkungen wie Sehnenrisse, Nervenschäden oder psychische Erkrankungen haben, diese werde allerdings auch nicht mehr häufig verschrieben. Weitere Informationen zu Antibiotika-Nebenwirkungen gibt Ihnen die Stiftung Warentest hier.

Manchmal leidet der Darm: Der menschliche Darm ist voll verschiedenster Bakterien. Antibiotika unterscheiden aber nicht zwischen nützlichen und nicht-nützlichen Bakterien. Daher kann die Darmflora beim Einsatz von Antibiotika in Mitleidenschaft gezogen werden, aber nach der Behandlung regelt sich dies meistens wieder von alleine. Man kann allerdings nachhelfen, indem man Nahrungsmittel mit Hefe- oder Milchsäurebakterien zu sich nimmt.

Kinder reagieren auf Antibiotika besonders empfindlich, da sich ihre Darmflora noch ausbildet. Auch können bei ihnen Nebenwirkungen wie Übergewicht oder Asthma auftreten. Hier sollten Eltern sich gut überlegen, ob ein Antibiotikum wirklich gegeben werden sollte und dies mit dem Arzt besprechen.

Mythos 5: Antibiotika sind die reinsten Chemiekeulen

Die meisten Antibiotika sind tatsächlich keine Chemiekeulen, sondern natürlichen Ursprungs. Das allererste Antibiotikum Penicillin wurde beispielsweise aus Schimmelpilzen gewonnen. Viele andere Antibiotika sind ebenfalls Naturstoffe aus Pilzen oder anderen Mikroorganismen. Einige werden heute aber auch chemisch abgewandelt oder gänzlich synthetisch produziert. 

Es gibt eine große Zahl an verschiedenen Antibiotika, welche sich je nach Struktur und Wirkweise in Gruppen unterteilen lassen. Auch haben sie verschiedene Angriffspunkte in den Zellen der Bakterien: Manche bekämpfen nur bestimmte Erreger und manche sogenannte Breitbandantibiotika können viele verschiedene Erreger bekämpfen. Genau deswegen ist es wichtig, dass ein Arzt entscheidet, welches Antibiotikum ausgewählt wird.

Mythos 6: Wer sich besser fühlt, kann das Antibiotikum absetzen

Dieser Mythos ist mehr als falsch: Zwar wirken viele Antibiotika sehr schnell, sodass die Patienten kaum noch Symptome spüren, allerdings heißt das nicht, dass die Erreger komplett beseitigt sind. Wird das Antibiotikum verfrüht abgesetzt, kann sich der Erreger ungestört wieder ausbreiten und mit voller Wucht zurückschlagen. Das zu frühe Absetzen oder eine zu geringe Dosis können auch die Resistenzbildung der Bakterien begünstigen. Im Regelfall muss die Packung aufgebraucht werden, außer es ist mit dem Arzt anders abgesprochen, damit die Antibiotikum-Konzentration im Blut konstant bleibt.

Mythos 7: Antibiotika dürfen nicht mit Milch eingenommen werden

Auch dieser Mythos ist nicht ganz korrekt. Denn dass ein Antibiotikum nicht zusammen mit Milch eingenommen werden darf, gilt nur für manche Antibiotika-Wirkstoffe wie Tetrazyklin, Doxyzyklin, Minozyklin/Ciprofloxazin und Norfloxazin. Diese Wirkstoffe können mit dem Kalzium aus der Milch schwer lösliche Verbindungen eingehen und damit die Wirkung schwächen. Sie sollten daher zwei Stunden vor und nach der Einnahme auf den Konsum von Milch, Milchprodukten und kalziumreichem Mineralwasser verzichten. Am besten geeignet ist normales Leitungswasser.

Es sind noch viele weitere Wechselwirkungen mit anderen Nahrungsmittel möglich, daher sollten Sie immer genau den Beipackzettel lesen. Ob das Antibiotikum beispielsweise zu einer Mahlzeit eingenommen werden muss oder ob das Gegenteil der Fall ist, erfahren Sie dort. Auch die Antibaby-Pille kann zu Wechselwirkungen führen. Auf Alkohol sollte während der Einnahme des Antibiotikums gänzlich verzichtet werden, da ansonsten Gewebe und Organe stark geschädigt werden können.

Mehr Informationen rund um Antibiotika finden Sie auf der offiziellen Stiftung Warentest-Webseite.

 

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