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100-fach erhöhte Häufigkeit von Gicht: Studie mit überraschendem Ergebnis


Autor: Redaktion

Freiburg im Breisgau, Mittwoch, 10. Januar 2024

Kaum eine andere Gelenkkrankheit bereitet größere Schmerzen als ein akuter Gichtanfall. Eine Studie mehrerer internationaler Forscher hat das Auftreten bestimmter Genvarianten genauer untersucht.
Gicht kann sehr schmerzhaft sein. Meist tritt die Krankheit nach dem 40. Lebensjahr auf.


In Deutschland leben laut der Deutschen Rheuma-Liga circa 950.000 Menschen mit Gicht.

Etwa acht von zehn Patienten sind männlich. Meist tritt die Krankheit nach dem 40. Lebensjahr auf, bei Frauen häufig erst nach Eintritt in die Wechseljahre.

Was ist Gicht und wie entsteht Harnsäure?

Bei Untersuchungen des Blutes konnte festgestellt werden, dass Gicht eine Störung des Harnstoffwechsels ist. Es bleibt zu viel Harnsäure im Körper zurück, die sich im Verlauf der Krankheit als Harnsäurekristalle in den Gelenken, Schleimbeuteln, an den Sehnen und in den Nieren einlagert. Daraus resultieren Deformierungen, große Schmerzen und Entzündungen.

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Im Blut kann die Harnsäuremenge gemessen werden, der gefundene Wert wird als Harnsäurespiegel zusammengefasst. Beim gesunden Erwachsenen liegt dieser zwischen 3,0 und 6,0 Millimeter pro 100 Millimeter Blut. Bei höheren Werten wird von einer Hyperurikämie gesprochen.

Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen. Diese sind Bestandteil jeder Zelle und notwendig für die Erbsubstanz und den Aufbau neuer Zellen. Über purinreiche Lebensmittel wie fettreiches Fleisch, bestimmte Fischsorten oder zuckerreiches Obst nehmen wir zusätzliche Purine auf, die der Körper zusätzlich verstoffwechseln muss. Bestimmte Lebensmittel können den Harnsäure-Wert aber auch senken. 

Genetische Ursache für Gicht entschlüsselt

Am Universitätsklinikum Freiburg hat sich ein internationales Forscherteam zusammengeschlossen und an rund 457.000 freiwilligen Testpersonen verschiedene Genuntersuchungen durchgeführt. Die Wissenschaftler setzten sich zusammen aus Forschern des Universitätsklinikums Freiburg und Forschern aus insgesamt 195 wissenschaftlichen Einrichtungen. Die Ergebnisse der Studie wurden ursprünglich im Fachmagazin "Nature Genetics" veröffentlicht.

Das Ziel der Studie lag darin herauszufinden, wie das Auftreten bestimmter Genvarianten im Zusammenhang mit der Krankheit Gicht steht. Durch die enorme Größe der Studie konnten zahlreiche Genveränderungen identifiziert werden, die die Harnsäurewerte im Blut und das Risiko für Gicht beeinflussen.

Die Daten der weltweit circa 457.000 Testpersonen konnte analysiert werden und es wurden insgesamt 183 Genorte identifiziert, die Einfluss auf den Harnsäurespiegel des Menschen haben. Bei ganzen 147 Genorten davon konnte der Zusammenhang erstmals nachgewiesen werden. Genvarianten, die den Harnsäurespiegel beeinflussen, wirken sich dadurch auch direkt auf das Gichtrisiko aus.

100-fach erhöhte Häufigkeit von Gicht

Durch die Forschung wurden jedoch auch erschreckende Fakten herausgefunden. Bei Personengruppen mit einer starken erblichen Veranlagung für die verschiedenen Genvarianten und Genveränderungen, die die Harnsäurewerte im Blut beeinflussen, ist die Häufigkeit von Gicht um ein 100-faches höher als bei Personen mit einer niedrigen erblichen Veranlagung.

Ko-Erstautor Dr. Yong Li vom Institut für Genetische Epidemiologie ist sich sicher: "Wir sind zuversichtlich, dass unsere Ergebnisse als Ansatzpunkte für Folgestudien langfristig die Entwicklung von Therapien für Gicht verbessern."

Die neuen Erkenntnisse über relevante Genveränderungen, Gene, Gewebe und Mechanismen werden in Bezug auf den Harnstoffwechsel und die Krankheit Gicht also einiges an Veränderung für die Therapiemöglichkeiten mit sich bringen.

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