Winter und Heißhunger: Warum wir bei Kälte mehr essen wollen
Autor: Andrea Baumann
Deutschland, Dienstag, 09. Dezember 2025
Kälte, Dunkelheit und Hormone: Diese Faktoren lösen im Winter besonders häufig Heißhungerattacken aus.
- Im Winter steigt das Bedürfnis nach kalorienreicher Nahrung
- Weniger Sonnenlicht beeinflusst den Hormonhaushalt und das Hungergefühl
- Der Körper benötigt mehr Energie, um die Temperatur zu halten
Wenn die Temperaturen sinken und die Tage kürzer werden, verspüren viele Menschen mehr Heißhunger als sonst. Plötzlich sind Süßigkeiten, deftige Gerichte und Snacks besonders verlockend. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von hormonellen Veränderungen bis hin zu psychologischen Faktoren. Dunkelheit und Kälte beeinflussen unser Essverhalten und können das Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln verstärken. Auch Stress und der Wunsch nach Gemütlichkeit spielen eine Rolle. Mit den richtigen Strategien lässt sich Heißhunger im Winter jedoch gut in den Griff bekommen.
Grund 1 für "Winterhunger": Die Körpertemperatur
Wenn die Temperaturen fallen, schaltet der Körper in einen anderen Modus: Er braucht mehr Energie, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Dieser Prozess wird als Thermoregulation bezeichnet. Dabei wird Wärme durch Muskelarbeit, zum Beispiel leichtes Zittern, und eine gesteigerte Stoffwechselaktivität erzeugt. Dieser erhöhte Energiebedarf kann ein Grund sein, warum Kälte den Appetit beeinflusst: Wenn der Körper signalisiert, dass er mehr Energie benötigt, greifen viele Menschen intuitiv zu kalorienreichen, wärmenden Speisen. Fett ist dabei besonders energiedicht, da es mehr als doppelt so viele Kalorien wie Kohlenhydrate oder Eiweiß liefert, und gilt daher als effiziente Energiequelle in kalter Umgebung.
Hinzu kommt, dass wir uns im Winter oft weniger bewegen. Durch den geringeren Kalorienverbrauch entsteht ein Ungleichgewicht: Der Appetit bleibt hoch, während der tatsächliche Energiebedarf sinkt. Das führt oft dazu, dass man mehr isst, als man an Energie benötigt. Ein weiterer Faktor ist die Temperatur der Speisen. So können warme Mahlzeiten Geborgenheit vermitteln und das Wohlbefinden steigern. Suppen, Eintöpfe oder warme Getränke aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn, was wiederum das Gefühl von Zufriedenheit verstärkt.
Dieses Bedürfnis nach Wärme und Komfort führt oft dazu, dass man häufiger isst, obwohl der Hunger in Wirklichkeit gar nicht so groß ist. Wenn du merkst, dass du an kalten Tagen häufiger Appetit hast, kannst du bewusst zu warmen, aber leichten Gerichten wie Gemüsesuppen, einem deftigen Hirsebrei oder auch zu Ofengemüse greifen. Diese Gerichte stillen den Winterhunger, ohne zu belasten.
Grund 2: Lichtmangel in den Wintermonaten
Neben der Kälte spielt auch das Licht – oder vielmehr der Lichtmangel – eine zentrale Rolle: In den Wintermonaten sind die Tage kürzer, und die Sonnenstrahlung reicht oft nicht aus, um die Produktion des "Glückshormons" Serotonin anzuregen. Sinkt der Serotoninspiegel, fühlen wir uns müder, antriebsloser und gereizter. Wie Studien zeigen, versucht der Körper dann, dieses Defizit auszugleichen – und zwar über die Nahrung.
Buchtipp: Der Ernährungskompass - Bestseller jetzt bei Amazon anschauenBesonders Kohlenhydrate wirken wie natürliche Stimmungsaufheller. Sie steigern die Aufnahme der Aminosäure Tryptophan ins Gehirn, aus der Serotonin gebildet wird. Das erklärt, warum wir im Winter häufiger Lust auf Pasta, Brot oder Süßes verspüren: Unser Körper sucht nach einer schnellen Möglichkeit, die Stimmung zu heben. Darüber hinaus beeinflusst das Hormon Melatonin, das bei Dunkelheit ausgeschüttet wird, unser Essverhalten. Ein hoher Melatonin-Spiegel kann das Hungergefühl verstärken und gleichzeitig die Aktivität reduzieren.