"Verheerendes Ergebnis": Stiftung Warentest rät von Produkten speziell für Kinder ab

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Die Stiftung Warentest hat in den letzten Jahrzehnten tausende Artikel getestet. Doch ihr letzter Test habe selbst erfahrene Mitarbeiter "befremdet". 17 von 18 getesteten Produkten war demnach mindestens mangelhaft.

Die Stiftung Warentest testet seit über 60 Jahren Produkte für den deutschen Markt. Doch ein solch vernichtendes Urteil, wie zuletzt, liest man bei den Verbraucherschützern nur selten. Von einem "verheerenden Ergebnis" sprachen die Tester selbst. Ganze 17 von 18 getesteten Produkten hätten Mängel gezeigt. Von 5 beliebten Produkten rät die Stiftung Warentest "stark ab". Das Ergebnis habe sogar erfahrene Tester befremdet.

Dabei wirken die Produkte zunächst harmlos - und ihre Hersteller versprechen Eltern Wunderwirkungen. Die Rede ist von speziellen Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder. "Sie kommen in bunten Verpackungen, mit süßen Tierbildchen oder als Bonbons in Form von Autos daher", schreiben die Autoren von Stiftung Warentest. Doch was sich dahinter verberge, sei im besten Fall "überflüssig".

Vernichtendes Urteil: Produkte für Kinder im besten Fall überflüssig, manchmal schädlich

Tatsächlich sollen die speziellen Nahrungsergänzungsmittel für Kinder das Immunsystem stärken und den Nachwuchs beim Denken unterstützen, so die Versprechen. Die Stiftung Warentest hat 18 Nahrungsergänzungsmittel speziell für Kinder untersucht. Darunter beliebte Marken wie Abtei, Doppelherz, Sanostol und Orthomol.

Das alarmierende Ergebnis: 17 getestete Produkte haben Mängel. Oft überschreiten sie die Tagesdosis der empfohlenen Mengen an Vitaminen oder Nährstoffen. Überflüssig sind sie laut Testern alle. "Die getesteten Produkte von Centrum, Doppelherz, Easyvit und Hübner enthalten Vitamin A in Mengen, die sogar den empohlenen Höchstwert für Erwachsende überschreiten. Kinder sollten besser gar kein Vitamin A in dieser Form einnehmen. Wir raten von den Produkten stark ab", sagt Dr. Holger Brackemann, Bereichsleiter Untersuchungen der Stiftung Warentest.

Auch ein beliebtes Nahrungsergänzungsmittel von Orthomol fällt bei den Testerinnen und Testern durch. Es enthält Kupfer, das Kinder nicht zusätzlich einnehmen sollten. Auch von diesem Produkt rät die Stiftung Warentest stark ab.

Viele Eltern haben Angst, dass ihr Kind zu wenig Obst und Gemüse isst. Sie sorgen sich um die notwendige Versorgung mit Vitamin C, Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren. Aber: "Wissenschaftlich ist belegt, dass die meisten Kinder ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind. Sie brauchen schlicht keine Nahrungsergänzungsmittel. Diese sind bestenfalls überflüssig, können aber auch negative Folgen haben und etwa zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Übelkeit führen", erklärt Nicole Merbach, Ressortleiterin Ernährung & Gesundheit. Alle Ergebnisse des Tests sind auf der Internetseite der Stiftung Warentest zu finden.

Naturgemäß etwas anderes sieht das der Lebensmittelverband Deutschland: Die Interessensvertretung weist "ausdrücklich auf die Bedeutung einer ausreichenden Versorgung mit essenziellen Vitaminen und Mineralstoffen für eine gesunde Entwicklung bei Kindern hin", wie es in einer Mitteilung des Verbands heißt. Zwar würden Nahrungsergänzungsmittel keine gesunde Ernährung ersetzen, doch gäbe es nachweislich Versorgungslücken in Deutschland, bei denen die Mittel helfen könnten. Wichtig dabei sei "ein bewusster und verantwortungsvoller Konsum, der durch die Eltern gesteuert wird."

Die Verbraucherzentralen unterstützen hingegen die Einschätzung der Stiftung Warentest. "Immer wieder werben Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln mit fragwürdigen und nicht zugelassenen Gesundheitsversprechen", heißt es von Seiten der Verbraucherschützer. Verbindliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe seien deshalb überfällig. 

Nahrungsergänzungsmittel schaffen es leider immer wieder mit negativen Schlagzeilen in die Medien. Zuletzt hatten wir darüber berichtet, dass Verbraucherschützer ein Schweizer Unternehmen wegen irreführender Werbung angezeigt hatte.  

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