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Unterschätzte Gefahr aus der Tiefkühltruhe - neue Etiketten könnten helfen


Autor: Andrea Blatzky

Deutschland, Freitag, 22. August 2025

Ein weiteres Etikett auf der Verpackung könnte helfen, die Qualität von Tiefkühlprodukten zu gewährleisten. Unsachgemäße Lagerung begünstigt nämlich die Vermehrung von Keimen.
Gefrorene Lebensmittel sind praktisch und im Handumdrehen verzehrfertig. Bemerkst du ungewöhnliche Veränderungen, solltest du vorsichtig sein, um deine Gesundheit nicht zu gefährden.


  • Weshalb sollte Tiefkühlkost mit einem zusätzlichen Etikett versehen werden?
  • Wie wichtig ist die Einhaltung einer optimalen Temperatur?
  • Warum sind gefrorene Lebensmittel so praktisch?

Der Handel muss streng darauf achten, dass gefrorene Lebensmittel, wie beispielsweise Gemüse, Pizza, Fisch und Fleisch, durchgehend bei mindestens -18 °C gelagert werden. Wird die Kühlkette unterbrochen, können die Waren ungenießbar werden. Ein Etikett auf der Verpackung könnte helfen, fehlerhafte Lagerbedingungen aufzudecken. Doch warum setzt sich dieses System nicht durch?

Welche Gründe verhindern eine Kennzeichnung?

Sogenannte intelligente Verpackungen helfen, die Qualität von Lebensmitteln zu gewährleisten. Vor allem bei Tiefkühlprodukten können derartige Innovationen hilfreich sein, denn diese sind besonders empfindlich und müssen bei konstant niedrigen Temperaturen gelagert werden. Schon seit Beginn der 1980er-Jahre werden Forschungen in diesem Bereich angestellt, wobei die Entwicklungen ständig verbessert werden.

Unter anderem sind Zeit-Temperatur-Indikatoren mit einer Farbanzeige optimale Lösungen, um eventuelle Unterbrechungen der Kühlkette zu dokumentieren. Dafür werden spezielle Enzyme eingesetzt, die auf Temperaturunterschiede und Zeitspannen reagieren. Verfärbt sich der Aufkleber rot, ist dies ein eindeutiger Hinweis darauf, dass die Kühlkette für längere Zeit unterbrochen wurde.

Innovative Etiketten werden bereits in mehreren Branchen angewendet, wie beispielsweise in der Industrie für die Kennzeichnung von Farben oder in der Medizin für den Transport von Impfstoffen oder Blut. Bisher sind sie im Lebensmittelbereich allerdings noch nicht verbreitet. Dies hat vor allem organisatorische Gründe. Marie Shrestha hat sich vor etwa zehn Jahren beim Technologie-Transfer-Zentrum Bremerhaven intensiv mit der Thematik beschäftigt.

Etikettenfarben zur Einordnung: Worum geht es?

Das Institut ist als Forschungszentrum für Lebensmittel und Ressourceneffizienz bekannt. Marie Shrestha erklärt gegenüber br.de, dass die Etiketten eigentlich voll funktionsfähig sind. Ergänzend führt sie aus, das Problem liege eher an der Zahl der beteiligten Interessenvertreter. Frühere Markierungen zeigten beispielsweise nur an, dass die Kühlkette unterbrochen wurde – aber nicht den genauen Zeitraum. Hier bleibt die Frage unbeantwortet, wer für die Unterbrechung verantwortlich ist. Eine weitere Möglichkeit wäre der Einsatz von Farbaufklebern, die an eine Ampel erinnern. Rot steht für eine ernst zu nehmende Warnung.

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Bei einer gelben Verfärbung ist der Auftauprozess noch nicht so weit fortgeschritten. Grün zeigt eine vorschriftsmäßige Lagerung an. Allerdings sieht Marie Shrestha eine Problematik bei einer gelben Anzeige. Hier tritt die Frage auf, wie der Handel diese Produkte behandelt. Wirft der Supermarkt diese Produkte weg oder werden sie weiterhin verkauft?

Dr. Judith Kreyenschmidt von der Hochschule Geisenheim University hat dagegen andere Lösungsvorschläge und unterstützt die Erarbeitung von Preis-Senkungs-Systemen. Die Professorin hat eine mehrjährige Forschungserfahrung für die Realisierung derartiger Hilfsmittel. Sie rät zu Apps, mit denen die gewünschten Daten auf dem Handy abgerufen werden können. Hierzu müsste einfach das Etikett abfotografiert oder gescannt werden. Innerhalb weniger Sekunden hätte der Kunde Zugriff auf die gewünschten Informationen zur Kühlkette.

Mehr Transparenz für Verbraucher 

Allerdings weist Dr. Judith Kreyenschmidt auf rechtliche Probleme hin. Zwar sei der Einsatz derartiger Systeme erlaubt, doch für die Unternehmen treten Fragen auf, ob sie bei Problemen in der Kühlkette rechtlich abgesichert sind. Hier gibt es eine unklare Vorgehensweise. Sie tritt ein, wenn zwar eine Unterbrechung der Kühlkette angezeigt wird, das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum aber noch nicht erreicht ist. 

Zudem sorgt ein derartiges Label für Transparenz, die noch nicht von allen Verbrauchern und Unternehmen akzeptiert wird. Gleichzeitig darf der Kostenfaktor nicht unterschätzt werden. Schließlich müssen die Etiketten produziert werden. Bei der Umsetzung spielt der Umweltgedanke eine wichtige Rolle. Unklar ist, ob die Etiketten recycelt werden können oder ob die Materialien die Wiederverwertung beeinträchtigen. Im Grunde kommt es auf das eingesetzte System an, denn manche Etiketten bestehen aus Kunststoffen und Mikroorganismen, andere Labels werden aus Papier und Farbe produziert. 

Zwar würden bereits in den USA vereinzelt Waren mit derartigen Aufklebern gekennzeichnet, wie beispielsweise Fisch, der mit Schutzgas eingepackt wurde. Ein Einsatz auf breiter Ebene wird bisher aber in keinem Land umgesetzt. 

Wie stellst du fest, ob das Gefriergut noch essbar ist?

Grundsätzlich gibt ein Label nur Hinweise auf die Güte des Produkts. Um sicherzugehen, ob die Nahrungsmittel überhaupt noch genießbar sind, sollten sich Verbraucher auf ihre Sinne verlassen und daran riechen oder nach Veränderungen suchen. Ist der Inhalt mit einer seltsamen Schicht überzogen oder riecht er unangenehm, wirf die Speisen vorsichtshalber weg.

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Daniela Krehl, stellvertretende Referatsleiterin Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern, erörtert, dass eine Realisierung auch im Hinblick auf Lebensmittelhygiene eine fortschrittliche Entwicklung ist. Denn bei undurchsichtigen Verpackungen wäre die Qualität sofort sichtbar. Und eine Kennzeichnung könnte zu mehr Sorgfalt bei Händlern und Konsumenten beitragen. Liegen die Temperaturen über der Mindestgradzahl, leidet die Qualität und die Lebensmittel können auftauen. Fehler während des Transports, bei der Lagerung im Handel oder bei dir zu Hause können zu einer Unterbrechung der Kühlkette führen, die du an folgenden Merkmalen erkennst:  

  • Aufgetautes Gemüse oder sonstige Tiefkühlware klebt bei nochmaligem Einfrieren zusammen und formt sich zu einem Klumpen.
  • Der Inhalt verfärbt sich und die Ränder werden trocken. Bilden sich Eiskristalle und treten weiße bis gräuliche oder braune Flecken auf, spricht man von Gefrierbrand. Dieser ist bei Obst und Gemüse zwar nicht gesundheitsgefährdend, sorgt aber für spürbare Beeinträchtigungen im Geschmack und bei der Konsistenz.
  • Auf der Oberfläche von Fleisch oder Fisch kann Gefrierbrand dagegen gesundheitsschädlich sein, da sich Bakterien und Viren auf tierischen Oberflächen schneller ausbreiten können.

Kann man Aufgetautes getrost erneut wieder einfrieren?

Aufgetaute Lebensmittel, die wieder eingefroren wurden, solltest du vorsichtshalber nicht mehr verzehren, weil sie zu gesundheitlichen Problemen und schlimmstenfalls zu Vergiftungserscheinungen führen können. Schließlich werden trotz des gängigen Schockfrost-Verfahrens Keime und Viren nicht beseitigt – die Methode verhindert lediglich deren Wachstum. Unter anderem werden Noroviren beim Schockfrosten nicht abgetötet, sondern können nach dem Auftauen wieder aktiv werden.

Häufig befinden sich in tiefgekühlter Ware Listerien, Salmonellen, Campylobacter und EHEC-Bakterien. Das Problem besteht darin, dass sich die Bakterien direkt auf den Lebensmitteln befinden und sich bei günstigen Bedingungen uneingeschränkt vermehren können. Um das Wachstum der Mikroorganismen einzudämmen, solltest du die Ware nicht bei Zimmertemperatur auftauen lassen.

Sinnvoller ist das langsame Auftauen im Kühlschrank oder das Erwärmen in der Mikrowelle. Einmal aufgetaute Tiefkühlware solltest du aufgrund der Virengefahr stark erhitzen, bevor du sie erneut einfrierst. Dann verringerst du die Gefahr einer eventuellen Ansteckung. 

Was solltest du beim Kauf beachten?

Trotzdem ist Tiefkühlkost eine sinnvolle Alternative zu frischen Lebensmitteln. Das verbreitete Schockfrost-Verfahren stoppt den Abbau von Nährstoffen, wertvolle Vitamine und Mineralien bleiben im gefrorenen Gemüse und Obst erhalten. Frische Ware dagegen verliert mit der Zeit die wertvollen Inhaltsstoffe. Gemüse wird vor dem Einfrieren gewaschen, geschnitten und in der Regel blanchiert. Tiefkühlgemüse ist das ganze Jahr über erhältlich, sodass du jederzeit saisonale Lebensmittel genießen kannst.

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Zudem fällt bei gefrorenem Gemüse kein Abfall durch das Schälen oder Entkernen der Früchte mehr an. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Convenience-Produkten, wie beispielsweise Pizza und Fertiggerichte, die zeitsparend zubereitet werden können.

Greifst du zu gefrorenen Alternativen, kannst du die Menge aus der Packung entnehmen, die du tatsächlich für eine leckere Mahlzeit benötigst. Das portionsweise Entnehmen verhindert die Verschwendung von Lebensmitteln.

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Danach solltest du die Verpackung gut verschließen und umgehend wieder einfrieren. Wird die Kühlkette eingehalten, ist Gefrorenes länger haltbar als frische Ware. Durch das schnelle Durchfrieren bleibt der volle Geschmack erhalten. Achte beim Einkauf auf die Anzeichen einer möglichen Unterbrechung der Kühlkette:

  • Prüfe die Temperaturanzeige im Supermarkt. 
  • Kontrolliere die Verpackung auf Beschädigungen und greife nur zu intakten Beuteln oder Kartons.
  • Bevorzuge unten liegende Packungen. Falls die markierte Füllgrenze in der Tiefkühltruhe überschritten wird, können die oberen Packungen zu warm lagern.
  • Die Lebensmittel müssen locker sein und dürfen nicht zusammenkleben. Mach einen kurzen Schütteltest. Damit stellst du fest, ob die Kühlkette unterbrochen wurde.
  • Beobachte das Personal. Räumt der Mitarbeiter eine große Menge ein und macht zwischendurch Pause? Dann solltest du vorsichtig sein, denn die Kühlkette könnte nicht eingehalten werden.
  • Transportiere das Gemüse möglichst schnell nach Hause und friere es sofort ein. Bei warmem Wetter kannst du eine Tiefkühlbox oder eine spezielle Kühltasche verwenden. Mit vorgekühlten Akkus kannst du ideale Bedingungen schaffen.
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