"Flüssiger Zucker": So gefährlich sind Cola, Limo und Co. wirklich
Autor: Strahinja Bućan, Agentur dpa
Deutschland, Mittwoch, 08. Januar 2025
Wie ungesund sind Softdrinks wirklich? Damit hat sich nun ein internationales Forschungsteam befasst - mit beunruhigenden Ergebnissen. Nun fordern Verbraucherschützer Maßnahmen von der Politik.
Es sind beunruhigende Ergebnisse: Weltweit 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten 2020 einer Studie zufolge auf den Konsum von Limo, Energydrinks und anderen mit Zucker gesüßten Getränken zurückgehen. Das berichtet zumindest eine internationale Forschungsgruppe im Fachblatt Nature Medicine.
Ein Glas Cola (250 ml) enthält knapp 27 Gramm Zucker: Das entspricht fast neun Stück Würfelzucker. Auch Energydrinks, Fruchtgetränke und andere Softdrinks können Zuckerbomben sein - dennoch greifen der Studie zufolge immer mehr Menschen zu solchen Getränken, vor allem in Lateinamerika und Afrika.
Flüssige Zuckerbomben - Forscher warnen vor gesundheitlichen Folgen
Dass mit Zucker gesüßte Getränke nicht gut für die Gesundheit sind, ist bekannt. So schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, diese seien nicht als Durstlöscher geeignet: "Sie enthalten viel Zucker (etwa 80 - 100 g pro Liter) und liefern damit viele Kalorien." Die Forschungsgruppe um Laura Lara-Castor von der US-amerikanischen Tufts University berechnete nun die gesundheitlichen Folgen des Konsums zuckerhaltiger Getränke mit Blick auf Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Dafür analysierte das Team Daten aus der Global Dietary Database: Diese Datenbank enthält Schätzungen zum Konsum von zuckergesüßten Getränken auf Grundlage von Ernährungserhebungen sowie Daten über Fettleibigkeit und Diabetesraten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zogen Zahlen aus den Jahren 1990 bis 2020 heran und kombinierten die Datensätze für 184 Länder, um die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs zwischen beiden Faktoren zu berechnen.
Demnach gingen 2020 weltweit 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf zuckergesüßte Getränke zurück. Das wären einer von zehn neuen Fällen von Typ-2-Diabetes und einer von dreißig neuen Fällen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Den größten Anteil machte die Studie in Afrika südlich der Sahara, Lateinamerika und der Karibik aus. Auf einzelne Staaten bezogen seien Kolumbien, Mexiko und Südafrika besonders betroffen. Je weiter sich Länder entwickelten und Einkommen stiegen, umso zugänglicher und begehrter seien zuckerhaltige Getränke, heißt es.
Zuckerfreie Gurken-Limonade selber machenTrotz steigendem Limo-Konsum: Deutschland schneidet im internationalen Vergleich gut ab
Für Deutschland sieht die Studie zwischen 1990 und 2020 einen im Vergleich zu anderen Ländern nur leichten Anstieg der Diabetes-Todesfälle pro Million Einwohner, die auf den Konsum von zuckergesüßten Getränken zurückzuführen seien. Bei den Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird sogar ein Rückgang festgestellt, ebenso in den USA und Großbritannien.
Spiegel-Bestseller bei Thalia ansehen: 100 werden - Gesünder, jünger und leistungsfähiger mit 60 veganen und glutenfreien RezeptenDen Daten der Forschenden zufolge wurden hierzulande 2020 wöchentlich knapp 650 Milliliter - oder zwei große Gläser - solcher Getränke konsumiert. Damit steht Deutschland in der Liste der 30 bevölkerungsreichsten unter den untersuchten Ländern ziemlich in der Mitte - allerdings legen Zahlen der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg) von 2023 nahe, dass der Konsum an Erfrischungsgetränken hierzulande wieder gestiegen ist.