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Roter Glühwein im Test: Aromen, versteckte Zutaten, Pestizidrückstände


Autor: Katharina Martin

Deutschland, Montag, 11. Dezember 2023

Am Weihnachtsmarkt nicht wegzudenken: Der Glühwein. Ob rot oder weiß, in jedem Winter ist er dabei. Aber was trinken Verbraucherinnen und Verbraucher hier eigentlich? Ökotest klärt über Aromen und Pestizid-Rückstände auf.
Weihnachtszeit ist Glühweinzeit: Aber welcher ist der beste? Und gibt es Qualitätsunterschiede?


  • Glühwein im Test - Geschmackliche Unterschiede
  • Ökotest hat sich verschiedene Sorten angeschaut
  • Aromen und versteckte Zutaten - Erfahren Verbraucher, was drin ist?
  • Achtung, Pestizidrückstände - Lauert hier Gefahr?

Das Trend-Getränk am Weihnachtsmarkt: Der Glühwein. Versetzt mit Nelken, Vanille, Zimt und Kardamom schmeckt er genau so weihnachtlich, wie es sich viele wünschen. Doch welche Zutaten stecken eigentlich in dem süßen Heißgetränk? Und gibt es auch hier Qualitätsunterschiede? Ökotest hat sich dieser Frage in einem Test gewidmet und 24 rote Glühweine auf seine Qualität, Aromen, Pestizide und mehr untersucht

Glühwein im Öko-Test - Aromen, Qualität und Pestizide

Unter den getesteten Heißgetränken waren nicht nur Bio-Produkte wie der "Alnatura Glühwein" oder der "Heiße Hirsch", sondern auch "Winzer-Glühweine", Discounter-Eigenmarken oder der Nürnberger Glühwein "Christkindles Markt-Glühwein", schreibt Ökotest auf seiner Webseite

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Folgende 13 haben von Ökotest die Note "sehr gut" bekommen:

  • Alnatura Glühwein von Alnatura
  • Heißer Hirsch von Acht Grad Plus
  • Nürnberger Rauschgold Engel Bio-Glühwein von Weinkellerei Hechtsheim
  • Pfaffmann Bio Winzerglühwein Rot, Bioland von Weingut 1616 Pfaffmann Heinz Stiftung
  • Rewe Feine Welt Glühwein aus Bio-Rotwein von Rewe (Kunzmann Weinkellerei)
  • Voelkel Hygge Glühwein, rot von Voelkel
  • 1112 Elfhundert Zwölf Roter Glühwein von Markgräflich Badisches Weinhaus
  • Heil Glühwein von Kelterei Heil
  • Premium Glühwein, rot von Aldi Nord (Andreas Oster Weinkellerei)
  • Rotkäppchen Glühwein von Rotkäppchen-Mumm
  • Rotwild Glühwein von Peter Mertes Weinkellerei
  • Wolfsglut Winterglühwein, rot von Villa Baden Weinkontor
  • Würziger, Aromatischer Glühwein von Aldi Nord/AldiSüd (Hauser Weinimport)

Bisher gebe es laut Ökotest "keine gesetzliche Definition für den Geschmack oder Geruch von Glühwein", daher habe man sich an einer Stellungnahme des Arbeitskreises lebensmittelchemischer Sachverständiger (ALS) orientiert. Darin sei auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit vertreten. Für die Verkostung habe man auf "geschulte Sensorik-Experten" zurückgegriffen. Diese hätten an jedem zweiten Glühwein etwas zu bemängeln gehabt.

Glühwein im Test: "Unsaubere" Note, "wenig nach Gewürzen" riechend 

Kritik habe es beispielsweise aufgrund einer "unsauberen" Note im Geschmack und Geruch gegeben, wie es beim Norma Weihnachts Glühwein der Fall sein soll. Verpackungsgeschmack soll in Omas Glühweinbude Omas Glühwein der St. Lorenz Weinkellerei zu erkennen gewesen sein.

In manchen Fällen fielen den Verkosterinnen und Verkostern aber auch "leicht glühweinuntypische" oder "leicht glühweinfremdartige" Aromatisierungen auf. Dies sei bei dem Heil Glühwein und im Weineck's Glühwein der Fall gewesen. Darüber hinaus gab es Anmerkungen, viele Produkte würden "wenig nach Gewürzen" riechen oder manche Gewürznoten würden fehlen. Doch: Will der Verbraucher den Glühwein womöglich auch so dezent?

Wie steht es um das Vanillearoma? 

Ökotest hat darüber hinaus die Vanillearomen getestet. Dabei wurde in einem Speziallabor die "Authentizität des Vanillearomas" überprüft. Fünf Glühweine wären dabei durch einen "relativ hohen Vanillingehalt" aufgefallen. Ganz oben auf der Liste stand dabei der Nürnberger Glühwein Chistkindles Markt-Glühwein. Von den fünf Weinen "enthielt keine Probe ein rein authentisches Vanille-Aromaspektrum".

Dafür zieht Ökotest eine Note ab, denn "Lebensmittel, die mit hochwertigen natürlichen Zutaten und Gewürzen geschmacklich überzeugen" hätten in den Augen der Testerinnen und Tester eine höhere Qualität. 

Änderungen bei der Auflistung von Zutaten

Doch werden Verbraucherinnen und Verbraucher überhaupt über die Zutaten ausreichend informiert? Wie Ökotest erklärt, ist das überraschenderweise bei Glühwein aktuell noch nicht der Fall: "Glühwein-Hersteller sind bisher nicht verpflichtet, alle verwendeten Zutaten auf ihren Flaschen aufzulisten." Das habe sich allerdings zum 8. Dezember 2023 geändert, sodass es aber noch nicht den aktuellen Test betreffe.

Vorbildlich zu erwähnen seien bisher aber die Lorenz Weinkellerei (Omas Glühwein), Ikea und Alnatura, die schon jetzt ein Zutatenverzeichnis aufdrucken. Sowohl Lorenz als auch Ikea würden angeben, dass sie  "Aroma" beziehungsweise "natürliches  Aroma" verwenden

Wie steht es um Pestizide? 

Ökotest hat nicht nur auf Aromen, sondern auch auf solche Stoffe überprüft, die Produzentinnen und Produzenten nicht auf die Zutatenliste packen: Rückstände aus Spritzgiften, wie beim Traubenanbau verwendet. Heraus gekommen ist, dass bei drei Viertel der Weine laut Ökotest zumindest eine Pestizid-Spur zu finden ist. Bei Glühweinen der Winzergemeinschaft Franken (GWF) und der Winzer von Baden (WVB) seien sogar "Spuren von jeweils drei Spritzgiften" gefunden worden.

Besonders bedenklich seien in diesem Zusammenhang das Vorkommen von Iprovalicarb, das als "vermutlich krebserregend" eingestuft wird und Dimethomorph, das die Fruchtbarkeit beeinträchtigen soll, im badischen WVB Glühwein Premium. Auch die Produkte aus ökologischem Anbau schneiden nicht gerade gut ab, denn laut Ökotest soll bei drei von sieben Produkten mindestens eine Pestizid-Spur auftauchen. 

Dagegen sei positiv zu erwähnen, dass sich zwei konventionelle Produkte, nämlich der Vintersaga Vinglögg und der Rotkäppchen Glühwein, durch komplette Freiheit von Pestizid-Spuren auszeichnen. Auch vier Glühweine aus Bio-Anbau seien "komplett frei von Pestizid-Spuren". Positiv zu erwähnen sei davon der Hygge Glühwein von Voelkel, der laut Ökotest weit oben in der Beliebtheitsskala gelandet sein soll. 

Das ergab die Laienverkostung bei Ökotest

Doch nicht nur Profis durften ran, auch die Ökotest-Redaktion hat die Glühweine blind verkostet. Dabei ging die Bewertung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedoch nicht in die offizielle Bewertung ein. Ein klares Ergebnis der Laienverkostung gab es dennoch. Denn hier überzeugten vor allem zwei Glühweine:

  • Der Hans Baer Dornfelder Glühwein, der 13,3 von 15 möglichen Punkten bekam. Dieser Glühwein wurde mit Attributen wie "angenehm weihnachtlich, harmonisch und nicht zu süß" beschrieben.
  • Der Voelkel Bio Hygge Glühwein, der 13 Punkte von 15 absahnen konnte. Dieser Glühwein bekam die Attribute "sehr gewürzig, dominant nach Nelke und süßlichherb" der Laientesterinnen und -tester.

Wenig überzeugte jedoch Omas Glühweinbude Omas Glühwein, der nur vier Punkte abräumen konnte. Hier lautete das Urteil der Redaktion: "Wenig würzig, sehr süß, ein bisschen künstlich". Und ein Urteil fiel sogar noch deutlicher aus: "Nahezu neutral, wie Zuckerwasser."

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