Druckartikel: "Keine Experimente": Pilz-Influencer gibt Tipps für die erfolgreiche Suche im Wald

"Keine Experimente": Pilz-Influencer gibt Tipps für die erfolgreiche Suche im Wald


Autor: Strahinja Bućan, Agentur dpa

Berlin, Donnerstag, 30. Oktober 2025

Pilze sammeln wird immer beliebter - und schon längst landen nicht nur die Speisepilz-Klassiker im Körbchen. Ein Pilz-Influencer klärt auf, worauf man achten sollte.


Es ist wieder Saison: Im Speckgürtel von Großstädten wie Berlin tummeln sich dieser Tage die Pilzsammler - das Hobby im Wald scheint zu boomen. "Ich habe schon den Eindruck, dass es mehr Interessenten gibt als noch vor zehn Jahren", sagt Wolfgang Bivour, Vorsitzender des Brandenburger Landesverbandes der Pilzsachverständigen. 

Auch die sozialen Medien trügen zu dieser Entwicklung bei, befindet Bivour. Es gebe etwa zig Facebook-Gruppen, auf denen Pilze "bestimmt werden sollen". "Da tummeln sich viele Menschen. Da wird viel gepostet." Die Pandemie habe sicher dazu beigetragen, dass Menschen in die Natur gingen und so mit dem Pilzesammeln in Berührung kamen, vermutet Bivour. "In diesen Jahren habe ich viel mehr Leute getroffen, die sich in der Landschaft bewegt haben."

Erfolgreich Pilze sammeln - Influencer Schmid gibt wertvolle Tipps

Wie sehr das Thema Pilze mittlerweile in den sozialen Medien stattfindet, zeigt sich auch im Erfolg von Pilz-Influencern. Dem wohl bekanntesten Pilz-Influencer "pilzaddicted" folgen bei Instagram rund 240.000 Menschen. Auch Moritz Schmid kann sich zu den Pilz-Influencern zählen. Seine Videos werden immerhin teils fünfstellig geklickt. Aber Vorsicht: Wer sich zu sehr inspirieren lässt und zu viele Pilze sammelt, muss mit einem saftigen Bußgeld rechnen.

Es ist ein bewölkter Oktobertag und Moritz Schmid ist wieder unterwegs - unterwegs in den Pilzen. "Der Wald ist einfach eine bullshitfreie Zone. Da hast du keinen Raum für deine Mails und das Handy", sagt der Pilz-Experte trotz seines Influencer-Daseins. Jede Woche sei er mindestens zweimal im Wald, meist auf der Suche nach Pilzen, häufig in einem Wald unweit seines Hauses im Südosten von Berlin. "Am besten allein. Ich bin dann nur für mich."

Kaum aus dem Auto gestiegen, landen die ersten Pilze im Korb. Erst der Klopftest, dann der Drucktest. Die häufigste Vergiftung beim Pilze-Essen sei auf überständige Pilze zurückzuführen – also Pilze, die bereits anfangen zu gammeln. "Dann ist das Eiweiß bereits in der Zersetzung und aus Speisepilzen werden für Magen und Darm giftige Pilze", erklärt er. Er nehme daher auch lieber kleine als große und ältere Pilze. Abgesehen davon muss man vorsichtig sein, damit nicht die giftigen Doppelgänger beliebter Speisepilze im Körbchen landen. 

Ruhe an erster Stelle - Pilzsammler wollen mehr als nur Mittagessen

Doch ihm gehe es nicht ums "Haben, Haben, Haben", betont Schmid. Ziel sei es nicht, die tägliche Mahlzeit zu sichern, sondern der Wald an sich – die Ruhe, das Mit-sich-selbst-sein, das Beobachten und Lernen von der Natur. "Erst einmal in Ruhe sammeln." Etwas verwundert schaut er deshalb auf ein paar andere Sammler, die an diesem Tag schon von weitem hörbar ihrer Pilzsuche nachgehen. "Haaallllooo, Hallloooooo", brüllt jemand durch den Wald. Schmid schüttelt den Kopf.

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Der Antrieb der Pilzsammler weite sich, sagt Verbandschef Bivour. Es seien längst nicht mehr nur die "klassischen Speisepilzsammler". Das Interesse an sogenannten Vitalpilzen habe zugenommen. Viele der Sucher würden sich ausschließlich auf sie konzentrieren, diese als Tee auskochen und sie etwa bei Magenbeschwerden nutzen. 

Trotz der vielen Foren im Netz und Bestimmungs-Apps gibt es pro Jahr weiterhin zahlreiche Vergiftungen, die auf Pilze zurückzuführen sind. Einige enden sogar tödlich. "Vergiftungen durch den Verzehr selbst gesammelter Pilze kommen immer wieder vor", schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Die Giftinformationszentren der Länder beantworten jedes Jahr tausende Anfragen zu Pilzen. In Deutschland gedeiht mit beispielsweise auch einer der giftigsten Pilze weltweit.

Giftpilze erkennen - doch es gibt viele Unwahrheiten 

Experte Schmid sagt, er empfehle grundsätzlich "keine Experimente" bei Pilzen zu machen. Dennoch gebe es eine ganze Palette an Pilzen, die ein tolles Geschmackserlebnis böten, es aber selten in die Pilzkörbe schafften. Da wäre etwa die Gattung der Täublinge. Diese seien nicht per se ungenießbar. Mitunter brauche es einen Geschmackstest, sagt Schmid. Seien die Pilze beim Zerkauen scharf, sollte man besser die Finger davon lassen.

Auch mit einer vermeintlichen Pilzwahrheit räumt Schmid auf: Der Fliegenpilz sei nicht zwingend tödlich giftig und führe meist nur bei stark geschwächten Menschen zum Tode. Man müsste schon eine sehr große Menge von dem Pilz essen – jedoch empfehle er auch, keine Experimente damit zu machen, da der Verzehr zu starken Halluzinationen führen könne. In Wodka eingelegt und äußerlich angewendet, würden einige Menschen auf den Fliegenpilz als Heilmittel bei Gelenkschmerzen schwören – das sei unbedenklich.

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