Hype um Lotus-Kekse: Zutaten machen süchtig - Experte warnt
Autor: Agentur dpa, Daniel Krüger
Deutschland, Montag, 01. Dezember 2025
Lotus-Biscoff und andere Karamellkekse werden immer beliebter - der Hype führt zu ständig neuen Produktvarianten. Doch Experten sehen den Trend äußerst kritisch.
Was früher nur an dunkle Winternachmittage denken ließ, ist jetzt ein Ganzjahresaroma: der Karamellkeks. Meist einzeln verpackt liegt das kleine Gebäck in Cafés und Restaurants neben der Tasse - als passender Keks zum Kaffee. Oft handelt es sich dabei um den sogenannten Biscoff vom Branchenriesen Lotus, der früher "Speculoos" hieß.
Den Karamellkeksgeschmack, der an Spekulatius erinnert, gibt es inzwischen auch als Brotaufstrich, in Eiscreme, Mousse, Kuchen. Viele sagen, diese Kekse schmeckten "nach Weihnachten". Ist jetzt das ganze Jahr Weihnachten? Auch in Friseursalons, die ein Getränk anbieten, wird Karamellkeks oft serviert. Es gibt nicht nur "Biscoff", es gibt auch Marken wie "Caramellino" oder "Karamellgebäck" unter dem Label "Hellma" oder "Stereo". Was dahinter steckt.
Lotus in Brotaufstrichen, Crossaints und Schnecken - Zutaten machen Experten Sorgen
Die Backwarenkette LeCrobag hat derzeit Croissants mit Biscoff-Füllung im Sortiment, andere Systemgastronomen verkaufen Zimtschnecken mit Biscoff-Crumbles. Foodblogger hypen das Produkt mit Zucker und Zimt ohnehin - für allerlei kalorienreiche Dessert-Kreationen. "Überall seh’ ich nur noch: Lotus-Kekse. Der belgische Karamellkeks", sagt Produktentwickler Sebastian Lege in der ZDF-Sendung "Lege packt aus - Süße Supermarkt-Sünden" unter dem Motto "Sebastian Lege entlarvt den Hype um Lotus". Ständig begegne ihm auf Social Media dieser Biscoff.
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"Schreiend süß, schmeckt immer so ein bisschen nach Spekulatius." Lege baute den Keks dann nach: Mehl, Kandiszuckersirup, Palmfett, Zimt. Die Welt der Kekse sei den Produzenten aber eben nicht genug - siehe etwa den Brotaufstrich als Alternative zu Nuss-Nougat-Creme oder Erdnussbutter. Leges Rat: "Hype hin, Hype her, so Karamellkeksbrotaufstrich sollte man nicht jeden Tag genießen." Ein Blick auf die Nährwerttabelle offenbart: Die "Karamell-Keks-Creme (creamy)" von "Rewe Beste Wahl" zum Beispiel hat knapp 590 Kalorien pro 100 Gramm. 39 Gramm sind Fett und 31 Gramm Zucker ("Nutella" zum Vergleich: 540 Kalorien pro 100 Gramm; 31 Gramm Fett, 56 Gramm Zucker). "Sowohl Zucker als auch Fett sprechen unser Belohnungssystem an", so Ernährungsforscher Stefan Kabisch im ZDF. Diese Kombination sei "besonders ungesund", weil "wir sie immer wieder essen wollen". Wer auf der Suche nach Süßem mit weniger Zucker ist, sollte einen Blick auf dieses Zimt-Bananenbrot werfen.
Einige Mitbewerber der Aufstriche "Biscoff creamy" oder "Biscoff crunchy" nennen ihr Produkt auch "Spekulatiuscreme". Jetzt wird es verwirrend. Ist "Biscoff" jetzt das gleiche wie Spekulatius - oder ist es das eben nicht? Beim Unternehmen Lotus Bakeries wehrt man sich ein wenig: Nein, Biscoff-Kekse seien kein Spekulatius. "Zum einen handelt es sich nicht um ein saisonales Gebäck, sondern um ein Produkt, das ganzjährig im Handel erhältlich ist. Zum anderen unterscheidet sich der Geschmack deutlich von Spekulatius", meint ein Sprecher am deutschen Sitz von Lotus in Düsseldorf.
Biscoff und Spekulatius: Was unterscheidet die beiden Kekse?
Der Biscoff habe eine eigene Rezeptur, die ihm die karamellige Note gebe, sagt der Lotus-Sprecher. Zwar basierten beide Gebäcke auf ähnlichen Grundzutaten wie Mehl und braunem Zucker, "Spekulatius enthält jedoch die typischen weihnachtlichen Gewürze wie etwa Muskatnuss, Nelken, Ingwerpulver, Kardamom sowie teilweise Anis oder Koriander". Deutschlands Süßwarenindustrie zählt klassischen Spekulatius - ebenso wie etwa Dominosteine und Zimtsterne - zur Kategorie "Herbstgebäck".
Alle Jahre wieder liegt es von September bis Dezember massenhaft in den Läden. Ein paar Regale weiter findet man aber ganzjährig Karamellgebäck - oft zwischen Cantuccini, Löffelbiskuits, Amarettini oder Waffelgebäck. Nach Absatzzahlen der Marktforscher Nielsen IQ sind Lebkuchen die Favoriten deutscher Verbraucherinnen und Verbraucher beim Herbstgebäck. Doch danach folgt - noch vor Stollen - der Spekulatius, der in den letzten Jahren boomte. Auch 2025 sei das Spekulatius-Segment innerhalb des Saisongebäcks bei Umsatz und Absatz bislang besonders kräftig gestiegen, heißt es von NIQ.