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Bärlauch sammeln: So erkennst du giftige Doppelgänger


Autor: Robert Wagner

Deutschland, Mittwoch, 19. März 2025

Die Bärlauch-Saison ist gestartet: Wer Bärlauch gerne selbst in der Natur sammelt, sollte äußerst vorsichtig sein. Bestimmte Pflanzen sehen Bärlauch verblüffend ähnlich - sind aber sehr giftig.
Herbstzeitlose und Maiglöckchen sehen dem Bärlauch sehr ähnlich. Bei Verwechslung droht eine schwere Vergiftung.


Der Frühling beginnt und neben den ersten Frühlingsblumen sprießt auch der Bärlauch aus den Böden. Er ist eine der beliebtesten Zutaten in der Frühlingsküche und kann so manche Speise verfeinern. Wer gerne Bärlauch in der Natur sammelt, sollte aber vorsichtig sein.

Zum einen ist das Zeitfenster, in dem man ihn zum Kochen verwenden kann, nur klein: Spätestens ab Anfang Mai büßt er an Aroma ein und die Bärlauch-Saison gilt als vorüber, teilt die Barmer Krankenkasse mit. Übrigens: Auch andere Unkräuter, wie beispielsweise Brennnessel, sind lecker und empfehlenswert.

Herbstzeitlose und Maiglöckchen - die giftigen Zwillinge des Bärlauch 

"Bärlauch-Pflücker müssen allerdings genau hinschauen. Beim Sammeln kann Bärlauch leicht mit der giftigen Herbstzeitlose oder Maiglöckchen verwechselt werden, denn die Blätter sehen ähnlich aus", warnt Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der Barmer in Bayern.

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"Obwohl der knoblauchähnliche Geruch ein typisches Merkmal des Bärlauchs ist, wird die Pflanze häufig mit giftigen 'Doppelgängern' verwechselt", sagt Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR). In feuchten Laub- oder Auenwäldern kann man, bis in den Juni hinein, schon am Knoblauchduft den Standort von Bärlauch erkennen. Die Blätter der Maiglöckchen und der Herbstzeitlose haben diesen Duft nicht. "Das Problem besteht darin, dass diese Pflanzen häufig gemeinsam an einem Standort wachsen", so Kindshofer.

Um Bärlauch zu erkennen, reicht es in der Regel, eines der grünen Blätter zwischen den Fingern zu verreiben. Tritt der typische Knoblauchgeruch auf, ist es auch wirklich Bärlauch. Ist das jedoch nicht der Fall, empfiehlt das BfR sofort die Hände gründlich zu reinigen und das Kraut stehenzulassen. Doch der Test hat seine Tücken, denn er kann quasi nur ein einziges Mal durchgeführt werden. Bleibt der Lauchgeruch an den Händen haften, scheint alles, was man anschließend in die Hand nimmt, nach Bärlauch zu riechen. Aus diesem Grund sollte man nicht auf diesen Test vertrauen. "Bärlauch-Sammler sollten also die Pflanze mit all ihren Merkmalen gut kennen, um sie sicher von den giftigen Gegenstücken zu unterscheiden", empfiehlt das BfR. Im Zweifelsfall sollte man lieber auf den gesammelten Bärlauch verzichten.

Herbstzeitlose und Maiglöckchen können tödlich sein

Besonders die Herbstzeitlose, eine der giftigsten einheimischen Grünpflanzen, führt zu schweren Vergiftungen. Zwar blüht die Herbstzeitlose im Herbst, doch ihre Blätter wachsen zeitgleich mit dem Bärlauch. Bereits 50 Gramm der Blätter können für einen Erwachsenen tödlich sein.

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In 2021 kam es zu einem Todesfall, bei dem ein 48-Jähriger bei München die beiden Gewächse Bärlauch und Herbstzeitlose verwechselte. Dieser hatte sich eine Suppe gekocht und lediglich wenige Löffel davon probiert. Kurz darauf verstarb er an der Vergiftung durch die Herbstzeitlose. 

Die giftige Wirkung von Maiglöckchen hingegen wird oft überschätzt. Das Gift wird vom Körper relativ schlecht aufgenommen. Schwere Vergiftungserscheinungen treten erst nach dem Verzehr von großen Mengen auf. Dennoch sollten Eltern auf ihre Kleinkinder achten, wenn sie im Wald unterwegs sind, denn Giftstoffe sind in allen Teilen der Pflanze enthalten.

Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose: Darin liegen die Unterschiede

Doch worin liegen die Unterschiede zwischen Bärlauch und seinen giftigen Doppelgängern? Einen Anhaltspunkt bieten die Blüten. Bärlauch zeichnet sich durch eine halbrunde Doldenblüte aus. Bei Maiglöckchen hingegen wachsen die Blütenknospen in einer Reihe am Stängel entlang. Die Blüte der Herbstzeitlose ist im Frühling in einer Fruchtkapsel eingeschlossen und wird noch von den Blättern umhüllt.

Beim Bärlauch kommt jedes Blatt an einem einzelnen Stiel aus dem Boden, berichtet der BR24. Die Blätter von Maiglöckchen hingegen wachsen paarweise am Stiel. Die Blätter der Herbstzeitlose wachsen in Form einer Rosette direkt aus dem Boden - ohne Stiele. Jedoch sehen die Blätter innerhalb der Arten auch nicht immer gleich aus. Verzehren Sie also nur die Pflanzen, bei denen Sie sich sicher sind, dass es Bärlauch ist.

Am sichersten ist es, den Bärlauch aus großen Bärlauchfeldern herauszupflücken und keine einzeln stehenden Pflanzen mitzunehmen. Alternativ kann man das Kraut auch im Supermarkt kaufen, dort gehört Bärlauch inzwischen häufig zum saisonalen Sortiment. Diese Pflanzen stammen aus kontrollierten Kulturen, laut BfR besteht für die Verbraucher dabei also kein Risiko für eine Vergiftung. Außerdem besteht die Möglichkeit, ganze Pflanzen oder Samen im Fachhandel zu kaufen und selbst anzubauen.

Die Barmer gibt zusammenfassend folgende Tipps, die du beim Sammeln von Bärlauch beachten solltest:

  • Bärlauch-Blätter haben auf der Unterseite eine deutlich spürbare Mittelrippe, also eine durchgängige Erhebung
  • Bärlauch-Blätter wachsen nur einzeln aus dem Boden, das tun Maiglöckchen und Herbstzeitlose nicht.
  • Nicht allein auf den Knoblauchgeruch verlassen, denn, wenn man bereits ein Bärlauch-Blatt gepflückt hat, dann riechen die Hände lange Zeit nach Knoblauch.

Kommt es dennoch zu einer Vergiftung, solltet ihr euch direkt an eine Giftnotrufzentrale wenden. Der Giftnotruf München ist für ganz Bayern zuständig und unter der Nummer 089 192 40 zu erreichen. Solltet ihr die Telefonnummer nicht zur Hand haben, wählt die 112 - die Notrufzentrale kann euch an den Giftnotruf weiterleiten. Eine Liste aller Giftnotrufzentralen findet ihr beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

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