Insektenfreundliche Stauden im Herbst: ein Wohlfühlort für die heimische Tierwelt
Autor: Sigrun Hannemann
Franken, Mittwoch, 16. Sept. 2020
Der Herbst ist die Jahreszeit, die manche Gärtner gar nicht mögen, denn die Natur zeigt deutlich, dass nun alle Weichen auf den nahen Winter gestellt sind. Stauden sterben ab und hinterlassen hässliche braune Blüten, die Blätter fallen, besonders in trockenen Jahren, vorzeitig ab und das Gemüse im Beet bietet nur noch einen traurigen Anblick. Der naturnahe, insektenfreundliche Garten bietet aber auch im Spätsommer und Herbst noch viele blühende Stauden.
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Schon der berühmte Staudengärtner Karl Förster (1874 - 1970) plädierte vor 100 Jahren für Gärten, in denen immer etwas blüht. „Es wird durchgeglüht“ war seine Parole und das ist besonders in naturnahen Gärten kein Problem. Einige Wildstauden blühen sogar besonders lange, vom Sommer bis in die Herbstzeit. Zurückgeschnittene Kräuter, wie Lavendel, erleben ihre zweite Blütezeit.
Stauden im Sommer zurückschneiden
Ein besonderer Trick der Staudengärtner hat sich bei einigen Pflanzen bewährt. Um sie ein zweites Mal zum Blühen zu bringen, werden sie im Sommer, direkt nach der Blütezeit, zurückgeschnitten, damit sie neu austreiben und blühen können. In der Fachwelt nennt man das remontieren. Durch den Rückschnitt werden die Pflanzen zu neuem Wachstum angeregt und deshalb freuen sie sich besonders über ein wenig organischen Dünger. Kompost ist eine Möglichkeit, aber auch Mulchmaterial in Form von Rasenschnitt, Brennnesselgrün und abgeschnittenen Pflanzenmaterial. Das hilft zusätzlich, dass der Boden nicht so schnell austrocknet und das Bodenleben mit Regenwürmern und Co. gefördert wird.
Fetthenne
Zur Pflanzenfamilie der Dickblattgewächse Crassulaceae gehörend, zählen Sedum telephium’, hohe Fetthennen, zu dem Staudenwundern für den Garten. Ganz besonders in trockenen Jahren, hat man an dieser Pflanze lange Freude, da sie nur wenig Wasser benötigt. Wie bei allen Stauden, sterben die oberirdischen Pflanzenteile im Winter ab und werden Braun. Im Naturgarten sollten Stängel und Blüten im Herbst stehen bleiben. Vögel knabbern gerne im Winter an den Samen, Wildbienen nisten oft in hohlen abgestorbenen Staudenstängeln und der Garten sieht im Winter nicht so kahl aus. Im Frühjahr, wenn die ersten Neuaustriebe sichtbar werden, schneidet man die alten Stängel zurück und bald schießt das neue Grün in die Höhe, so dass keine Lücken im Beet entstehen. Der große Auftritt kommt im Spätsommer. Bis zu den ersten Frösten locken die doldenförmigen Blütenstände zahlreiche Bienen und Schmetterlinge an. Es gibt die Fetten Hennen in verschiedenen Sorten. Beliebt sind besonders die Sorten ‚Herbstfreude‘, ‚Matrona', Munstead Purple’ und ‚Karfunkelstein‘ Es gibt außerdem Sorten mit roten Blättern, wie ‚Mohrchen‘ und gelben Blüten, wie ‚Hab Grey‘.
Bergminze
Den ganzen Sommer tritt diese Staude kaum in Erscheinung. Im Spätsommer überrascht Calamintha nepeta, auch Kleinblütige Bergminze oder Steinquendel genannt, mit unzähligen kleinen, duftenden, zweilippigen Blüten. Als Nektar- oder Pollenpflanze bietet sie Bienen und Schmetterlingen bis in den Herbst Nahrung. Sie ist ebenfalls eine trockenheitsverträgliche Staude. In ihrem Herkunftsland wächst sie in trockenen Laubwäldern, auf Kalkfelsen und zwischen Geröll im Gebirge. Daraus kann man gut die Standortansprüche für den eigenen Garten ableiten. Sehr gut eignet sich die Bergminze für naturnahe Steingärten, am Beetrand im Vordergrund oder am Gehölzrand. Sogar für die Kübelpflanzen ist die buschig wachsende Calamintha geeignet. Die Wuchsform erinnert sehr an Thymian oder Bergbohnenkraut. Die Blüten sind winzig und erscheinen meist in hellem Violett bis Weiß. Beliebt ist die Sorte ‚Triumphator’ mit hellblauen bis violetten Blüten. ‚Blue Cloud‘ ist eine sehr wüchsige Staude und zeigt sich mit blauvioletten Blüten.
Astern
In den Gärtnereien werden im Herbst Astern in großer Menge angeboten. Von niedrigen Sorten für Balkonkasten oder Kübel bis hin zu hohen Sorten, die besser im Staudenbeet Platz finden. Hier sollte der Naturgärtner besonders auf ungefüllte Asternblüten achten, damit auch Biene und Co. in den Garten kommen. Besonders empfehlenswert sind hier die Bergastern der Sorten ‚Aster amellus‘. Mit ihren blauvioletten ungefüllten Blüten bieten sie einen tollen Farbtupfer im Herbstgarten. Sie wachsen aufrecht und buschig von ca. 40 - 60 cm und sind gut für die Kübelbepflanzung geeignet. Als Spätsommerblüher locken sie noch einmal ordentlich die Insektenwelt an und sind wenig anspruchsvoll an den Standort, solange er sonnig ist. Kalkhaltiger, nährstoffarmer oder steiniger Boden ist ideal und so passt die Bergaster auch in den Steingarten. Einige Sorten von Aster amellus werden Weiß oder Rosa blühend angeboten.