Ein "Apfelsextett" reicht ziemlich weit
Autor: Redaktion
LKR Coburg, Sonntag, 21. Mai 2017
Fachberater Thomas Neder zählt auf, mit welchen Sorten man ein dreiviertel Jahr lang immer wieder Vitamine naschen kann.
Wer sehr frühe Apfelsorten, Herbstsorten und gut lagerfähige Äpfel gezielt für den Apfelanbau im eigenen Garten zusammenstellt, kann leicht ein dreiviertel Jahr lang von der Ernte aus dem eigenen Garten profitieren. Neben dem hohen gesundheitlichen Wert von Äpfeln aus eigener Kultur, rechnet sich der Anbau bei den stolzen Preisen für Bioprodukte - "und die muss man hier ansetzen", sagt der Coburger Gartenbau-Fachberater Thomas Neder - allemal. Schnell kann die Haushaltskasse um viele Hundert Euro entlastet werden. Wie das geht, kann man sich auch im Lehrgarten des Kreisverbandes für Gartenbau neben dem Landratsamt anschauen.
Welche Sorte ist die passende?
Da ein Apfelbaum viele Jahre im Garten seinen Platz einnehmen soll, lohnt es sich, vor der Pflanzung in Ruhe einige grundlegende Gedanken über die gewünschte Sorte und die geeignete Unterlage zu machen. Während sich für den Hausgarten eher schwachwachsende Unterlagen wie M 27, M9, und M 26 anbieten, rät Neder, für die Obstwiese auf starkwachsende und robuste Sämlingsunterlagen zurückzugreifen.
Bäume gegen Schädlinge schützen
Schwach wachsende Unterlagen kommen schnell in den Ertrag, können leicht auf Stehleiterhöhe begrenzt werden und lassen sich problemlos mit Kulturschutznetzen überziehen. Dann sind die Bäume auch gegen Schädlinge wie den Apfelwickler geschützt. Solche Apfelbäume benötigen jedoch ihr ganzes Leben lang einen Pfahl, eine offene Baumscheibe und im Zuge der immer trockeneren Sommer auch entsprechende Wassergaben. Den Grund erläutert Neder: "Ihr Wurzelsystem ist relativ schwach ausgebildet." Zudem ist ihre Lebensdauer mit rund 15 Jahren deutlich limitiert.
Manchmal dauert es mehr als zehn Jahre bis zum Ertrag
Sämlingsunterlagen hingegen lassen sich manchmal über zehn Jahre Zeit, bis sie in den Ertrag kommen. "Dies strapaziert oft die Geduld der Obstfreunde", weiß der Fachberater aus eigener Erfahrung. Dafür können sie, wenn der Standort die Pflege stimmt, über 60 Jahre alt werden. In einer Obstwiese sind sie deutlich durchsetzungsstärker.Im Obstlehrgarten des Kreisverbandes Coburg für Gartenbau und Landespflege wird einem breiten zeitlichen Verwertungskorridor von Äpfeln besonders Rechnung getragen. Mit einem "Apfelsextett" aus dem Obstlehrgarten ist es aber möglich, die Grundlage für einen Apfelgenuss (fast) rund ums Jahr legen.
Auch wenn sie immer noch weit verbreitet ist: die altbewährte Frühsorte Klarapfel wird immer mehr von anderen interessanten Apfelsorten abgelöst. Sehr früh erntereif ist zum Beispiel die Schweizer Züchtung Julia. Der mittelgroße, leuchtend rote und saftige Apfel kann bereits Mitte Juli gepflückt werden. Er ist nur kurz lagerfähig und bietet sich vor allem als kleiner schmackhafter Vitaminsnack im Vorbeigehen an.
Sehr gute Noten in Sachen Geschmack und Optik erhielt der Sommerapfel Piros. Leicht gestreift und ansonsten in der Sonne flächig rot gefärbt, lädt die Frühsorte geradezu zum Reinbeißen ein. Piros reift je nach Witterung von Anfang bis Ende August. Die Sorte ist nur gering anfällig für Schorf, neigt aber zu einem etwas sparrigem Wuchs, weshalb der Kreisfachberater einen regelmäßigen Überwachungsschnitt empfiehlt. In der Reife schließt sich zum Beispiel Retina, eine süß-säuerliche Frühsorte aus Dresden Pillnitz, an.
Und weiter geht's, sagt Neder: "Für den Herbst könnte man sich die schmackhafte Sorte Rubinola vormerken." Sie besitzt ein festes Fleisch und schmeckt süß aromatisch. Die Sorte ist sehr robust gegen Apfelschorf.
Lagerfähig, aber schon ab dem späten Herbst genussreif ist Topaz. Die saftige, aromatische Sorte mit einer angenehmen Säure gilt auch im Hausgarten als eine der Spitzensorten des schorftoleranten Sortiments.
Etwas verkannt wurde längere Zeit die Lagersorte Pilot. Pilot muss erst einige Monate lagern, bevor er mit Genuss verzehrt werden kann. Wenn andere Wintersorten im Naturlager schon "schwächeln", läuft Pilot erst zur Höchstform auf. Bei guten Bedingungen kann er durchaus bis Mai verzehrt werden. tn