Der Garten für den Seelenfrieden
Autor: Sabine Christofzik
Geisfeld, Montag, 22. Mai 2017
Familie Weiß aus Geisfeld gibt auf ihren zwei Grundstücken alten Dingen eine neue Aufgabe. Die Drei sind sehr einfallsreich in Sachen Gestaltung.
Von innen heraus und von außen herein soll Seelenfrieden einen Weg finden. Wie durch ein geöffnetes Fenster. So sieht Michaela Weiß aus Geisfeld ihren Garten. Dass seit dem vergangenen Jahr tatsächlich ein Fenster am Eingang zu ihrem grünen Paradies steht, hat aber nur bedingt damit zu tun.
"Sowas haben wir beim Wandern in den Bergen gesehen und es hat uns so gut gefallen, dass wir das auch haben wollten", sagt Thorsten Weiß. Für den Hobby-Schreiner war es ein Leichtes, aus alten Scheunenbalken und einem ausgedienten Fenster, das einst Verwandten aus dem Allgäu gehörte, dieses ungewöhnliche Element anzufertigen. Es heißt die Besucher auf dem Grundstück in der Melkendorfer Straße willkommen.
Mehltrog und Nachtgeschirr
Hier hat eine solche Vielzahl von schönen, alten Dingen eine neue Aufgabe bekommen, dass man auf Schritt und Tritt an die "gute alte Zeit" erinnert wird. Wagendeichsel, Säu- und Mehltrog, Sauerkrautfass, Karrenräder, Kühtränke, Waschtisch und Nachtgeschirr, ein gusseiserner Ofen und vieles mehr dienen entweder als Pflanzgefäße oder zur Dekoration.
Überall im Garten verteilt: aus Lianen gewundene Kugeln. "Doch, doch, die wachsen hier. Wir haben sie aus dem Wald bei Frankendorf geholt", antwortet Michaela Weiß auf die überraschte Frage nach der Herkunft dieser Klettergewächse.
"Man sollte mit dem arbeiten, was die Natur hergibt"
Überhaupt ist die Familie, zu der auch Sohn Max (11) gehört, darauf spezialisiert, Augen und Ohren offenzuhalten, Geheimtipps und gute Gelegenheiten zu nutzen, wenn es darum geht, etwas zu finden, das den Garten verschönert. So stammen beispielsweise die Steine, die zur Einfassung der Kräuterspirale und einiger anderer Beete verwendet wurden, vom Jura. "Die haben die Arbeiter beim Windräder-Bau auf die Seite geworfen. Die besonders schönen enthalten sogar Muschel-Versteinerungen."
Und manchmal kommen die Gelegenheiten unverhofft. "Dann schleppen wir schon mal ein schweres Teil über Stock und Stein, auch wenn wir gerade nur Flipflops anhaben. Man sollte einfach mit dem arbeiten, was die Natur hergibt."
Arbeitsteilung
Die Kreative im Garten ist Michaela Weiß, die als Dentalhygienikerin in einer Bamberger Zahnarztpraxis tätig ist. Ihr Mann Thorsten, Technologe bei Schaeffler, konstruiert, baut, und schreinert alles, was auf dem großen Areal Funktion haben und Nutzen bringen soll.Zum modernisierten und angebauten Wohnhaus von 1906, dem Elternhaus von Michaela Weiß, gehört der Garten, in dem einst ihre Eltern und Großeltern nebeneinander jeweils ihr eigenes Gemüse nach ihren Vorstellungen anbauten. "Das sah hier alles ganz anders aus, als wir es übernommen haben."
Der Besitz umfasst auch einen ein Bauplatz. Der Übergang von dem mit Liebe zum Detail gestalteten Garten zu diesem Areal, an dessen Rändern die "praktischen" Dinge untergebracht sind, ist fließend.
Hier hat Max sein Holzhaus auf Stelzen und seine Hühner. "Die Tiere waren sein ganz großer Wunsch", erzählt der Vater. "Den Hühnerstall hat er mit mir zusammen gebaut." Der Junior könne sich für jede Arbeit begeistern, die im Garten zu leisten sei, fügt er hinzu. "Er ist viel lieber draußen, als an einer Spielekonsole." Zu versorgen gibt nicht nur die elf jungen Hennen, sondern auch ein Kaninchen und zwei Katzen.
"Loslassen und genießen"
Altes Bett wird zur Hollywoodschaukel
Ein Gartenhaus mit Platz für die Geräte, ein kleiner Vorbau, in dem alles für den "Grillmeister" in der Familie untergebracht ist, und einen großen, überdachten Sitzplatz gibt es ebenfalls. Ein altes, hölzernes Bettgestell fungiert als Hollywoodschaukel und da steht "Michas Hexentisch". Ebenfalls eine Gemeinschaftsarbeit von Thorsten und Max. "Hier trockne ich meine Kräuter und verarbejte sie später zu Kräutersalz, in Essigen und Ölen", sagt Michaela Weiß. Auch sie hat sich etwas Großes wünschen können für den Garten. "Die Terrasse! Hier kann ich jetzt im Sonnenlicht malen. Im Garten zu sein heißt für mich loslassen und genießen. Schuhe aus, bequeme Hose an, barfuß gehen. Diese Erdung ist unheimlich wichtig für mich. Ich bin auch überzeugt davon, dass ein Garten die Seele eines Menschen zeigt."
Brennesseln im Gewächshaus
Selbst auf den - nicht sehr großen - Nutzgartenflächen geht es dekorativ zu. Es gibt ein Gewächshaus, in dem (kontrolliert) unter anderem Brennnesseln wachsen ("für Smoothies") und Gemüsebeete. Immer auch was Exotisches ausprobieren, ist die Devise von Michaela Weiß. Nicht nur bei den Kräutern. Nahe des Grundstückseingangs wächst ein Eukalyptus. Und zwar in einer solchen Pracht, wie man es in dieser Gegend eigentlich nicht erwartet.Am Haus führte der Bierwanderweg durch die Fränkische Toskana vorbei. "Es gibt kaum einen Spaziergänger, der nicht stehenbleibt und das Fenster betrachtet," schmunzelt Thorsten Weiß. "Die Anerkennung spornt uns an, immer wieder was Neues zu machen."