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Das frühe "Winterfestmachen" ist eine Unsitte


Autor: Jupp Schröder

Lichtenfels, Dienstag, 21. Oktober 2014

Das frühe "Winterfestmachen" im Garten ist laut unserem Gartenexperte Jupp Schröder eine Unsitte. Warum das so ist, erklärt er uns in diesem Beitrag.
Jupp Schröder


Das frühe "Winterfestmachen" im Garten ist eine Unsitte, die darauf beruht, dass einer den anderen Nachbarn an "Ordentlichkeit" übertrumpfen will. So werden oft so viele Dinge gemacht, die gar nicht notwendig sind oder eher sogar schädigen. Es ist viel zu wenig bekannt, dass empfindliche Pflanzen wie Rosen erst im ausgehenden Winter einen Schutz brauchen. Pflanzen leiden nämlich dann, wenn die Sonne schon sehr stark scheint und es nachts oder auch tagsüber sehr kalt ist. Dann kommt es zu einem Eintrocknen der Triebe, da die Leitungsbahnen im Holz durch Eis verstopft sind und kein Nachschub an Feuchtigkeit mehr gegeben ist. Deswegen spricht der Gärtner auch nicht Erfrieren, sondern benutzt den Begriff Frosttrocknis. Die eigentlich gefährliche Zeit beginnt deshalb ab Februar bis März. Dann ist für empfindliche Pflanzen eine Beschattung der Triebe angesagt. Diese schützt aber nicht vor Kälte, sondern vor den immer stärker werdenden Sonnenstrahlen.

Ein Anläufeln der Rosen sollte aber schon zeitig erfolgen, bevor bei eventuell auftretendem Dauerfrost, diese Arbeit später nicht mehr möglich ist. Damit wird die empfindliche Veredlungs-Stelle im Boden geschützt. Falls die Rosen dann im ausgehenden Winter, sowie es schon oft geschah, durch Frosttrocknis geschädigt werden, bleibt im Boden noch ein gesunder Bereich oberhalb der Veredlung übrig, der dann wieder ausschlagen kann. Mit dem Abdecken mit Fichtenreisig hat es aber aus den genannten Gründen noch Zeit.

Sträucher oder Bäume sollten auf keinen Fall jetzt mehr geschnitten werden. Sie können ihre Wunden nur bis etwa Ende September abschotten. Diese werden dann leicht Eintrittspforten für Pilze. Ein Rückschnitt erhöht auch enorm die Empfindlichkeit des Holzes gegen Kälte. Im ausgehenden Winter werden nämlich durch die aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Boden, die frostabwehrenden Mineralien im Rest der Pflanze zu sehr geflutet und können ihre Funktion nicht mehr so gut erfüllen. Das ist ähnlich wie bei einem Frostschutzmittel im Auto, bei dem man zu viel Wasser nachfüllt. Mit einem Schnitt, falls überhaupt notwendig, muss hier gewartet werden bis zum ausgehenden Winter. Dies gilt auch für Lavendel, Heidekraut, Rosen, Schmetterlingssträucher und Bartblume.