Das 70-Quadratmeter-Paradies
Autor: Sabine Christofzik
Bamberg, Montag, 24. April 2017
Eva Ruppert aus Bamberg ist mit dem kleinen Garten ihrer Mietwohnung rundum zufrieden.
Da fangen wir doch mal ganz klein an. Höchstens 70 Quadratmeter. Größer schätzt Eva Ruppert den Garten, der zu ihrer Parterre-Wohnung gehört, nicht. Sie hatte sich als eine der Ersten gemeldet, als wir unsere Leser dazu aufriefen, ihre Gärten zu zeigen.
Aber die Schnelligkeit war nicht entscheidend. Dass auch ein vergleichsweise winziges grünes Paradies seine Nutzerin rundum glücklich machen kann, das wollte sie uns demonstrieren. Längst nicht alle alteingesessenen Bamberger können mit der Adresse Lorbersgasse auf Anhieb etwas anfangen. "Ich sage dann immer, zwischen Jakobsberg und Teufelsgraben. Dann dämmert es den meisten", erklärt die Rentnerin, die 2014 von Nürnberg nach Bamberg gezogen ist, um nahe bei Tochter und Enkelin zu sein.
Mit freiem Blick zur Altenburg
Sträßchen, auf denen sich keine zwei Autos begegnen können, führen zu dem Haus. Eine Terrasse, überdacht durch den Balkon der darüber liegenden Wohnung, ein kleines Stück Rasen, ringsum schmale Rabatten, zwei Bäume und einige Büsche, darunter Bank und Tisch: mehr braucht Eva Ruppert nicht für ihr Gartenglück. Sie, die früher schon größere Gärten angelegt hat ("und zwar von Grund auf") ist damit zufrieden. "Hier ist immer gerade soviel zu tun, dass es keine Arbeit, sondern ein Vergnügen ist", sagt sie. Tulpen gedeihen neben Erdbeerpflanzen, Rosen in unmittelbarer Nähe zur kleinen Kräuter-Ecke. Kein wildes Durcheinander, sondern ein mit Liebe beobachtetes Seite-an-Seite. "Als ich hier eingezogen bin - und das war ein echter Glückstreffer - musste ich jede Menge Unkraut und Wildwuchs beseitigen. Einiges, was da war, habe ich aber gelassen, und durch das ergänzt, was mir gefällt. Was wachsen will, soll wachsen. Ich kann dann immer noch entscheiden, ob ich das im nächsten Jahr wieder so haben will ."
Das Gartentagebuch
Nicht nur die täglichen Regenmengen notiert Eva Ruppert in ihrem Gartentagebuch, einer Excel-Tabelle. "Auch was wann anfängt zu blühen, wird dort festgehalten. Das vergleiche ich dann mit den Aufzeichnungen vom Vorjahr."Sonneneinstrahlung und Bodenbeschaffenheit berücksichtigen und nicht versuchen, mit Macht etwas in den Garten reinzubringen, was dann doch nicht gedeiht: Das ist der Rat der Gartenfreundin, die zuletzt Sekretärin bei Stiebel Eltron war, an alle alle, bei denen es nicht so gut klappt.
Gefragt nach einer Pflanze, mit der sie etwas Besonderes verbindet, deutet sie auf einen stattlichen Rosenstock. "Er ist das Letzte, was mein jetzt verstorbener Mann und ich gemeinsam für unseren Garten in Nürnberg angeschafft haben."