Brauch zu Maria Himmelfahrt: Kräuterbusche binden
Autor: Jupp Schröder
Lichtenfels, Montag, 14. August 2017
Brigitte Will aus Bojendorf kennt sich damit aus, wie man Kräuter richtig zu einem Buschen bindet. Diese alte Brauch wird zu Maria Himmelfahrt gepflegt.
Heute, zum Fest Maria Himmelfahrt, werden in katholischen Gegenden Bayerns Sträuße mit Kräutern gebunden, die man in der Kirche weihen lässt. Dieser alte kirchliche Brauch wird in unserer Region noch besonders in den Dörfern des Juragebietes gepflegt. Das Binden von Kräuterbuschen hat eine lange Tradition. Das Fest Maria Himmelfahrt wurde schon 813 in Deutschland eingeführt. Schon damals war, neben der Verehrung der heiligen Jungfrau, die Kräuterweihe ein wesentlicher Bestandteil des Festes.
Heilende Inhaltsstoffe
In der mittelalterlichen Medizin wurden die Marienkräuter wegen ihrer heilenden Inhaltsstoffe hoch geschätzt. Mit den geweihten Büscheln hatten die Menschen früher das ganze Jahr hindurch eine wertvolle Naturapotheke für sich selbst und ihre Tiere zur Hand. Es wurde den Kräutern auch magische Kräfte zugeteilt. Sie sollten bei Gewitter schützen so wie Geister, Hexen und andere böse Mächte abwehren. Dabei hatten besonders die Königskerze und das Johanniskraut eine wichtige Bedeutung.In den gebundenen Kräuterbuschen sind heute die wichtigsten Heil- und Gewürzkräuter aus dem Garten, von den Wiesen und den Waldrändern vorhanden. Brigitte Will aus Bojendorf im Landkreis Bamberg kennt sich aus, wie man die Kräuter richtig zu einem Buschen bindet. Sie hat diese Fertigkeit und das Wissen über die Kräuter von ihrer Mutter gelernt. Gern gibt sie ebenfalls ihre Erfahrungen an die junge Generation weiter. Brigitte Will erklärt, wie wichtig es ist, die einzelnen Pflanzen und deren Beutung auch richtig zu kennen. Sie findet es sehr schade, dass sich immer weniger damit auskennen.
"Bis zu 32 verschiedene Kräuter sollen in einen Strauß kommen. Vier Stunden habe ich gebraucht, bis ich aus dem Umkreis von etwa 4 Kilometer genügend Kräuter zusammen gebracht habe. Durch den immer früher einsetzenden Spätsommer sind leider viele Blumen vorzeitig verblüht," erklärt Brigitte Will. Gefunden hat sie Melisse, Wegwarte, Rainfarn, Johanniskraut, Quendel, Dost, Getreidearten, Schafgarbe, Klette, Beifuß, Wermut, Ringelblume, Oreganum, Baldrian, Kamille, Odermennig, Alant, Pfefferminze, Wiesenknopf, Frauenmantel, Heilziest, Pastinaken, Thymian, Königskerzen, Leinkraut, Wund- und Buschklee, Eisenkraut, Kletten und sogar Brennnesseln.
Königskerze im Mittelpunkt
"Im Mittelpunkt muss immer die Königskerze stehen. Diese fasse ich oben unter der Blüte an und lasse den Stängel nach unten hängen. Dann werden die anderen Blumen nach dem gleichen Prinzip von oben nach unten gebunden. Der Strauß wird dann zunehmend immer dichter und breiter, so dass ein leichtes Trapez entsteht. Ganz unten werden die kleineren Pflanzen wie Thymian und Wilder Majoran angegliedert. Dann wird das Ganze gebunden und überständige Stiele abgeschnitten", erzählt Brigitte Will weiter."Meine Kräuterbuschen lasse ich zusammen mit vielen anderen Dorfbewohnern an Maria Himmelfahrt feierlich nach der Messe in der Kirche weihen. Dann werden die Sträuße mit nach Hause genommen und im Herrgottswinkel der Stube hängend getrocknet und danach gut aufgehoben. Weihnachten, Silvester und Dreikönig räuchern wir immer noch mit den geweihten Marienkräutern das Haus und die Ställe aus. Ein Teil des trockenen Krautes kommt dazu in einen Topf mit glühender Holzkohle. Daher kommt auch der Name Rauhnächte" sagt die Bäuerin.
Früher habe man einige der getrocknete Kräuter "zerbröselt" und sie dann an diesen besonderen heiligen Tagen dem Futter beigemengt. In den Strauß gibt Brigitte Will auch einen Zweig mit drei Haselnüssen. Ihre Mutter habe ihr erzählt, dass dieser bei Gewitter schützen werde.
Bild: Brigitte Will zeigt, wie man einen Kräuterbuschen richtig bindet.