Der warme Winter bringt die Natur durcheinander
Autor: Jupp Schröder
Bamberg, Montag, 20. Januar 2014
"An Fabian und Sebastian, da fängt der rechte Winter an", reimten unsere Vorfahren. Tatsächlich stellt sich um den 20. Januar, dem Gedenktag der beiden Heiligen, häufig nochmals frostiges Wetter ein. Diese Bauernregel ist ein Wink, damit wir um diese Zeit nochmals verstärkt auf Maßnahmen gegen Kälte im Garten achten.
Durch die Klimaverschiebung hat sich aber das Wetter in den letzten Jahren immer mehr verändert. Deshalb ist auf die alten Bauernregeln nicht mehr so ein großer Verlass. Am Fest der beiden Heiligen reimen sich auch noch viele andere Regeln wie "An Fabian und Sebastian, da fängt der Baum zu saften an" oder "Sturm und Frost an Fabian, ist allen Saaten wohl getan".
Beim Gang durch den Garten kann man gerade schon erschrecken: Die Schneeglöckchen sind kurz vor dem Aufblühen und auch die Winterlinge kommen schon aus dem Bode - und das um diese Jahreszeit. Wenn das so weiter geht, ist im Januar schon Frühling. Die Blumen, die jetzt erblühen, stehen dann im ausgehenden Winter den Insekten wie Hummeln, Honig- und Wildbienen nicht mehr zur Verfügung. Ein solcher Winter ist überhaupt nicht gut für das natürliche Gefüge.
Blumen hellen die Stimmung auf
Gerade an dunklen Wintertagen ist es wichtig, frische Blumen im Haus zu haben. Das Stimmungstief wird dann wesentlich aufgehellt. Noch ist die Auswahl an Schnittblumen nicht sehr groß. Seit einiger Zeit werden die ersten angetriebenen Tulpen verkauft. Somit kündigt sich der kommende Frühling auch in der Wohnung schon an. Die Wildform der Tulpen ist übrigens nicht rot, sondern gelb. Bei den Osterglocken dauerte es noch eine Zeit lang, bis man diese schönen Blumen bekommen kann.
Obwohl noch kein Schnee liegt, haben Hasen schon von einigen jungen Obstbäumen und auch Sträuchern die Rinde abgefressen. Eine Schneelage, die bestimmt noch kommt, verschlimmert die Situation noch. Geeignet als Schutz sind Hühnerdraht oder Plastikmanschetten. Eine andere Möglichkeit ist das Bestreichen der Baumstämmchen mit Schweineschmalz. Als reine Vegetarier ekeln sich die Hasen davor. Auch Rehe, die gern an Trieben von Beerensträuchern oder Ästen von Obstbäumen knabbern, werden so fern gehalten.
Moderne Obstbäume, die auf schwach wachsenden Wurzeln wachsen, sollte man erst ab Mitte März schneiden. Denn je niedriger die Baumformen sind, desto größer ist die Frostempfindlichkeit. In Bodennähe ist es in Strahlungsnächten oft fünf Grad kälter als in den Kronen großer Bäume. Dies ist ein Nachteil bei den modernen Züchtungen. Bei früh geschnittenen Bäumen, besonders bei den Angehörigen der Coxgruppe und beim 'Boskoop' besteht in den nächsten Wochen durch zu große Flutung mit aufsteigendem Saft die Gefahr des Aufreißens der Stämme. Das geschieht mit einem lauten Knall, der sich wie ein Gewehrschuss anhört. Diese großen Wunden sind aber vermeidbar durch den Schnitt nach den ganz starken Frösten, falls diese noch kommen.
Geköpfte Bäume sind dem Tode geweiht
Immer wieder kam man beobachten, dass große Bäume einfach geköpft werden. Große Wunden brauchen oft Jahrzehnte, bis sie wieder zu heilen. Inzwischen kommt aber Fäulnis in den Stamm und wird damit instabil. Solche Bäume sind dann dem Tode geweiht. Anders ist dies bei Kopfbäumen wie Kopfweiden, die jetzt einen Schnitt brauchen, damit sie wieder willig austreiben. Hier ist aber ein kopfartiger Aufbau von Jugend auf notwendig. Später ist das nicht mehr möglich.
Im Winter leuchten die Fruchtstände der Waldrebe wie schneeweiße Bubiköpfe aus den Gehölzen. Erst im Frühjahr wird der Samen mit der anhaftenden Feder davon geweht. Die Waldrebe ist eine markante Pflanze in der kalkreichen Juralandschaft. Sie hat den botanischen Namen Clematis vitalba. Sie ist die einzige echte Liane, die bei uns vorkommt. Gern wächst sie an Waldrändern und in Hecken. Sie klettert an Bäumen und Sträuchern empor und kann bis zu zehn Meter Länge erreichen. Das sehr leichte Holz ist von vielen winzigen Poren durchzogen. Diese machen es möglich, dass das Wasser aus dem Boden über die Wurzeln so hoch aufsteigen kann.
Die Waldreben wurden wegen ihres geringen Gewichtes früher gern für die Herstellung von Huckelkörben genommen. Bevor die Triebe verarbeitet wurden, kamen sie in kochendes Wasser, damit sich die Rinde löst. Heute wird unsere echte Liane gern als dekoratives Bastelmaterial genommen. Damit sich das Holz länger hält, ist es, wie bei der Weide die Ruten, jetzt in der Winterruhe zu schneiden.
Überreife und schon faulende Früchte setzen hohe Mengen des Reifegases Ethylen frei. Besonders ist das bei Äpfeln der Fall. Da es ein Gas ist, entweicht es und beschleunigt die Reife der Früchte in der Nähe. Deshalb sollten faule Äpfel ständig aussortiert werden. Sie sind übrigens ein hervorragendes Futter für Amseln.
Das zurzeit aktuellste Thema bei den Vogelschützern ist immer noch die Aufstellung von Windrädern. Sie sind am falschen Ort eine Gefahr besonders für Uhu und Rotmilan. Die Tiere erkennen die schnell rotierenden Propeller trotz ihrer hervorragenden Augen sehr oft zu spät. Der Zusammenstoß mit den Rotorblättern hat dann meist tödliche Folgen. Auch andere Vogelarten so wie auch Fledermäuse sind davon betroffen.