B edingung war, dass es pflegeleicht ist, dass es jeder nachmachen kann und dass der Balkonkasten oder Topf den ganzen Sommer über hält: Wir haben die Gemeinschaft der Gärtnerstadt Bamberg gebeten, uns ihre spannendsten Ideen für originelle Blumenkästen und -töpfe zu zeigen. Sechs Gärtnereien stellen auf dieser Seite ihre Ergebnisse vor. Sie reichen von kunterbunt bis schlicht-elegant und Ton in Ton. Es gibt dabei schöne und schmackhafte Pflanzen, solche, die sich selbst ausputzen und solche, die dies vom Wind erledigen lassen (Fotos in der Bildergalerie)
Erde, Dünger, Frost: Das empfehlen Fachleute bei der Balkonbepflanzung
Die Profis haben Kombinationen gewählt, an denen auch Freizeitgärtner mit wenig Zeit Freude haben - und zwar bis zum ersten Frost Ende Oktober, Anfang November. Wie sich die Kästen und Töpfe im Jahresverlauf entwickeln, kann bis dahin auch vor Ort in den Gärtnereien begutachtet werden.
Alle sechs Gärtner legen großen Wert auf gute Blumenerde. Diese versorgt übrigens auch Gemüse wie die Balkontomaten mit den nötigen Nährstoffen. Bei Sommerbepflanzung empfehlen die Fachleute, auch ein wenig zu düngen. Und wann ist der richtige Zeitpunkt, um die Pflanzen ins Freie zu schaffen? Jetzt! Wetterbericht verfolgen und die Pflanzen bei einem Kälteeinbruch über Nacht reinholen - aber ein wenig Bodenfrost schadet einem Balkonkasten nicht, der im ersten oder zweiten Stock hängt.
1. Balkonkasten: der Sommerglühende
Sabine Gründler dachte an Sommerglut, an heiße Tage und Grillabende, als sie die Blumen für diesen Kasten zusammenstellte: "Die Idee ist, mit kräftigem Rot und leuchtenden Farben die Wärme des Sommers einzufangen - wenn er schon so auf sich warten lässt." Die Chefin der Gärtnerei Böhmerwiese setzte an den Rand des Kastens Nemesia Blood Orange und dazwischen die orange und gelb leuchtenden Petunien Crazytunia Citrus Twist und Calibrachoa Neo Orange Red Eye. Nach vorn lässt die Floristin die knallige Begonie Mistral Orange Red hinunterwuchern. "Die wachsen mit der Zeit nach unten, werden fülliger", sagt die 47-Jährige. Einzig die Geranie Dark Red hat einen stehenden Wuchs und bildet so einen Kontrast zu den hängenden Balkonblumen. Ein Kasten für sonnige Standorte, ab und zu verblühte Knospen abzupfen, fertig.
2. Balkonkasten: der Extravagante
Johannes Dörfler hat mit Liebeslocken (das gedrehte Gras vorn) und einem Rosmarinstämmchen eine extravagante Kombination gepflanzt. "Der Rosmarin muss ab und zu zurückgeschnitten werden - aber das macht man eh nebenbei beim Kochen!" Der Gärtnermeister der Gärtnerei Dechant mag diese Kräuter zu Steaks. "Davor habe ich ein weiß blühendes Steinkraut gesetzt. "Weiß ist immer edel und passt gut, wenn man gern Ton in Ton pflanzt", sagt der 36-Jährige. Dazu gibt's links und rechts lilafarbene Petunien in Kombination mit weiß-blühendem Zauberschnee und pinkfarbenen Diplandenien. Die Liebeslocken werden sich im Lauf des Sommers noch mehr durchschlängeln. Ab und zu muss der Kasten ein wenig ausgeputzt werden (Petunien und Diplandenien putzen sich selbst), sonniger Standort, Staunässe unbedingt vermeiden!
3. Balkontopf: der Elegante
Heike Böhmer entschied sich für eine schlicht-elegante Variante mit zwei Farben: rot und weiß. Petunien und Topfnelken stechen durch ihr leuchtendes Rot hervor. Den duftigen Effekt erzielt die Chefin der Gärtnerei Franz Böhmer bei ihrer Komposition durch die zarten, weißen Blüten: Der hohe Sommerjasmin (Solanum) in der Mitte, darunter die weißen, kleinen Blüten des Zauberschnees. "Der ist ganz pflegeleicht", erklärt die 52-jährige Floristikmeisterin einen weiteren Aspekt, auf den sie Wert gelegt hat. "Das ist was für alle, die wenig Zeit haben. Verblühte Blüten fliegen einfach weg - genau wie beim Jasmin." Auch das Steinkraut ist extra pflegeleicht - außerdem mögen Bienen die weißen Blüten, die im Lauf des Sommers noch weiter über den Rand des Topfes hinauswuchern werden. Standort: voll sonnig.
4. Balkonkasten: der Schmetterlingsfreund
Georg Böhmer hat schon in den vergangenen beiden Sommern mit bienen- und schmetterlingsfreundlicher Balkonbepflanzung experimentiert. Der Gärtnermeister und Chef der Gärtnerei Hohe zeigt einen Kasten, der "schön bunt ist und auf den die Insekten fliegen". Gelbe Tagetes und roter Zweizahn blühen bereits und werden sich im Lauf des Sommers über den Kasten hängen, genau wie der weißblühende Duftsteinrich (links hinten, vorne rechts). Das rötliche Lampenputzergras im Hintergrund wird gut einen halben Meter hoch. "Sieht klasse aus, wenn sich das im Wind bewegt", sagt der 51-Jährige. Auch die Prachtkerze (links) wächst noch; der Schmetterlingsflieder (rechts) wird gut 1,20 Meter hoch. "Bienen und Schmetterlinge schwirren da bis in die Dämmerung 'rum: Das ist so schön, wenn man abends bei einem Bierle sitzt!" Erste Blüte abschneiden, dann blüht er noch einmal. Sonniger Standort!
5. Balkonkasten: der Knallige
Kathrin Papritz mischt gern stehende und hängende Pflanzen, verschiedene Höhen und Strukturen, um ein landschaftsähnliches Bild zu erzielen. Eine Bougainvillea (Drillingsblume) als Bäumchen kombiniert die Juniorchefin von Lurtz Gartenbaubetrieb mit Dreimastergras und den auffälligen, bronzefarbenen Blättern der Ipomea. Herausstechend sind die Blütenfarben: gefüllte rosafarbene Hängepetunien, lachsfarbene Sommerbegonie, pinkfarbene Geranien und Verbenen. "Die werden sich über den Rand hängen und die Höhe des Topfes kaschieren", erklärt die 38-Jährige. "Bei lila, pink und lachsfarben zögern viele erst mal - aber die Kombination ist schön. Knallig! Das tut den Augen gut - gerade, wenn der Sommer noch auf sich warten lässt." Der Topf braucht einen sonnigen Standort, die Geranie ist selbstputzend, bei den anderen Pflanzen ab und zu verblühte Knospen abzupfen.
6. Balkonkasten: der Leckere
Georg Neubauer hat eine leicht scharfe Snack-Chili auf eine Seite seines Kastens gesetzt und auf die andere die ertragreiche Mini-Buschtomate Red Robin. Davor gefallen dem Juniorchef der Gärtnerei Neubauer Schnittlauch und Petersilie. "Man kann da je nach Geschmack auch andere Kräuter nehmen." Wichtig ist, dass die Salate (hier Lollo Rosso, Rucola und Grüner Eichblattsalat) in der Mitte stehen. "Wenn sie abgeerntet sind, können neue gepflanzt werden. Tomate und Paprika behalten dabei über den Sommer ihren Platz." Der 24-Jährige hat sich auf die Fachrichtung Gemüsebau spezialisiert und ist von der Balkontomate begeistert: "Da hat man auf dem Balkon länger etwas davon, und sie wird nicht so groß, man muss sie nicht anbinden." Der Tomate reichen kleine Stäbchen als Stütze, ab und zu etwas Gemüsedünger fördert den Ertrag. Darauf achten, dass das Wasser gut abfließen kann.