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Tag der Deutschen Einheit: Warum feiern wir ihn genau am 3. Oktober?


Autor: Redaktion, Benedikt Günther

Deutschland, Donnerstag, 02. Oktober 2025

Am Freitag (3. Oktober 2025) wird wie jedes Jahr an diesem Datum der Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Aber wieso genau an diesem Tag?


Der Tag der Deutschen Einheit steht bevor: Wie jedes Jahr wird dieser auch heuer am 3. Oktober gefeiert - dieser Tag ist gleichzeitig auch der deutsche Nationalfeiertag. Damit ist er der einzige deutsche Feiertag auf Bundesebene - alle anderen können von den Ländern individuell bestimmt werden. Während den meisten wohl klar ist, was es mit der Deutschen Einheit auf sich hat, gehört zum Verständnis des ganzen Umfangs eines "Nationalfeiertags" mehr, als nur den Anlass für die "Feierlichkeiten" zu kennen. Zumal die wenigsten den Tag der Deutschen Einheit tatsächlich "feiern", wie es im Gegensatz dazu beispielsweise an Weihnachten geschieht. Vielmehr ist man sich eher dessen bewusst, dass am 3. Oktober die Geschäfte geschlossen haben und die Allermeisten auch nicht zur Arbeit gehen müssen. 

Vergleicht man unseren Nationalfeiertag mit denen anderer Länder, wird ein Unterschied schnell deutlich. In den USA wird jährlich am 4. Juli der Unabhängigkeitstag, der gleichbedeutend mit der Staatsgründung ist, mit Feuerwerk und großen Paraden gefeiert, zu denen sich meist die ganze Familie versammelt. Auch der irische Nationalfeiertag, der St. Patrick's Day (17. März) ist wohl dem Meisten ein Begriff. Besonders in den großen Städten Irlands, aber auch an der Ostküste der USA, wo viele irischstämmige Menschen leben, wird dem Heiligen Patrick dabei mit grüner Kleidung und großen Partys gedacht. 

Tag der Deutschen Einheit: offizielle Feierlichkeiten am 3. Oktober

In Deutschland gibt es als offizielle Feierlichkeit das sogenannte "Deutschlandfest", das jährlich über mehrere Tage in der Landeshauptstadt des Bundeslandes, das den aktuellen Bundesratspräsidenten stellt, stattfindet. Bei diesem Bürgerfest präsentieren sich auf der "Ländermeile" die Bundesländer sowie die amtierende Regierung. Zum Fest gehört ein Staatsakt mit einem prominenten Gast, oft Bundeskanzler oder -präsident und ein ökumenischer Gottesdienst. Nach Feuerwerken, Paraden oder großer Feierstimmung aber, sucht man vergebens. Dieses Jahr wird laut dpa beim Festakt in Saarbrücken der französische Staatspräsident Emmanuel Macron als Ehrengast erwartet und soll auch eine Rede halten. Zudem werden die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sprechen. 

Auch private Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit sind eine Seltenheit - obwohl die Wiedervereinigung von BRD und DDR, die am 3. Oktober 1990 offiziell vollendet wurde, zur damaligen Zeit euphorisch gefeiert wurde. Möglicherweise liegt es daran, dass das Datum trotz allem nicht direkt mit der Wiedervereinigung verknüpft wird, sondern die meisten Emotionen dahingehend eher mit der Grenzöffnung und dem Mauerfall assoziiert werden. Tatsächlich sollte ursprünglich auch der 9. November, also der Tag des Mauerfalls, als Nationalfeiertag bestimmt werden. In der deutschen Geschichte ist dieses Datum allerdings mit den Novemberpogromen von 1938, bei denen Juden im damaligen Deutschen Reich gezielt Opfer von Gewalt durch das NS-Regime wurden, stark negativ behaftet, weswegen sich dagegen entschieden wurde. 

Daher wurde der Tag als Nationalfeiertag bestimmt, an dem die neuen Bundesländer offiziell der Bundesrepublik Deutschland beitraten. Der 3. Oktober hatte dabei allerdings keinerlei Symbolcharakter - es war lediglich das schnellstmögliche Datum, zu dem die Wiedervereinigung auf bürokratischem Wege besiegelt werden konnte. Die Regierungen standen damals unter Zeitdruck, denn die Wirtschaft der DDR drohte zusammenzubrechen und eine gesamtdeutsche Wahl sollte trotz offizieller Fristen schnellstmöglich eingeleitet werden, wodurch das Datum feststand. 

Geschichte deutscher Nationalfeiertage

Auch vor dem Tag der Deutschen Einheit gab es bereits mehrere deutsche Nationalfeiertage. In der Weimarer Republik beispielsweise diente der Verfassungstag, der 11. August als ebensolcher. Während des Nationalsozialismus gab es den "Nationalen Feiertag des deutschen Volkes" am 1. Mai, in der DDR feierte man jährlich den Tag der Staatsgründung am 7. Oktober (Tag der Republik). Und auch einen "Tag der deutschen Einheit" gab es bereits - allerdings mit einem kleinen "d" geschrieben: In der Bundesrepublik Deutschland gedachte man von 1954 bis 1990 jährlich am 17. Juni dem Volksaufstand in der DDR von 1953, bei dem sich die Bürger gegen das SED-Regime und die Einführung des Sozialismus wehrten. 

Zu einem Kuriosum kam es dann im Jahr der Wiedervereinigung 1990, als es in der BRD sowohl einen "Tag der deutschen Einheit" mit kleinem "d", als auch erstmals den heutigen "Tag der Deutschen Einheit", mit großem "D" gab. Für den einen Feiertag war es das erste, für den anderen wiederum das letzte Mal, dass dieser offiziell begangen wurde. Streng genommen feiern wir Deutschen also heutzutage den Tag, der wegen bürokratischer Fristen als Tag der Wiedervereinigung bestimmt werden musste, um Komplikationen in diesem Prozess zu verhindern - ist man sich dieser Bedeutung bewusst, ist es sogar nachvollziehbar, dass wirklich große Feierlichkeiten an diesem Tag ausbleiben.

Dennoch: Jährlich am 3. Oktober werden wir daran erinnert, dass Deutschland einmal getrennt war und, obwohl es bis heute Unterschiede zwischen Ost und West gibt und man sich nicht immer einig ist, sollte es gefeiert werden, dass die Zeiten von Grenzkontrollen, Überwachung und getrennten Familien zumindest für uns vorbei sind. Menschen anderswo würden wohl alles dafür geben, wenn es in ihrem Land genauso wäre.