Gute Manieren kommen gut an - sowohl im privaten, als auch im beruflichen Umfeld. Manchmal ändert sich der "Knigge" aber im Laufe der Zeit. Ein Beispiel: Sagt man heutzutage überhaupt noch "Gesundheit", wenn jemand niest?
Über Jahrhunderte hinweg hat es sich so eingebürgert: Wenn jemand niest, wünscht man demjenigen "Gesundheit". Dieser Brauch ist sowohl im privaten, als auch beruflichen Umfeld üblich und galt lange Zeit als höflich.
Doch ist das auch heute noch so? Immer häufiger bleibt es still im Raum, wenn jemand niest. Manch einer entschuldigt sich sogar fürs Niesen in Gesellschaft.
Sagt man "Gesundheit", wenn jemand niest?
Eine Großzahl der heute geltenden Benimmregeln geht auf das Buch "Über den Umgang mit Menschen" von Adolph Freiherr Knigge* zurück. Darin finden sich unzählige Verhaltensregeln für verschiedenste Situationen: Wie verhalte ich mich bei einer Begrüßung oder einer Verabschiedung? Wann darf ich jemanden duzen? Der Knigge weiß alles rund um den guten Ton. Was also ist das korrekte Verhalten beim Niesen?
Die Antwort auf diese Frage dürfte so manchen enttäuschen: Denn eine klare Regel gibt es nicht - jedenfalls nicht im Knigge-Buch. Das Thema wird dort nie direkt angesprochen. An anderer Stelle gibt es jedoch eine allgemeine Verhaltensregel zu körperlichen Äußerungen: Diese sollen generell nicht kommentiert werden. Dieser Faustregel zufolge ist es also nicht angemessen, "Gesundheit" zu sagen, wenn jemand niest.
Trotzdem hat sich diese Umgangsform über die Jahrhunderte eingebürgert und weitreichend etabliert. Seine Ursprünge hat sie übrigens im Mittelalter - "aus einer Zeit, in der die Pest die Menschen in Angst und Schrecken versetzte, genauer gesagt aus dem 14. Jahrhundert", erklärt Focus Online. Niesen war nämlich ein typisches Pest-Symptom. Dem Niesenden "Gesundheit" zu wünschen, war also einfach eine nette und höfliche Geste. Oder?
Warum gilt es als unhöflich, wenn man "Gesundheit" sagt?
Tatsächlich gibt es noch eine andere Sichtweise, welche die scheinbar höfliche Geste in ein völlig anderes Licht rückt. Wenn im Mittelalter jemand "niesen musste und der andere dann Gesundheit gesagt hat, dann hat er tatsächlich nicht seinem Gegenüber Gesundheit gewünscht, sondern vielmehr sich selbst", schreibt Carolin Lüdemann, Mitglied im Deutschen Knigge-Rat, für den SWR. Somit wollte man die "bösen Geister" der Krankheit von sich fernhalten.
Es gibt noch einen weiteren Grund dafür, warum der Brauch immer mehr aus der Mode gerät. Niesen kann ein Krankheitssymptom sein - muss es aber nicht. Heißt: Wer niest, ist nicht zwangsläufig krank. Einer solchen Person Gesundheit zu wünschen, ergibt recht wenig Sinn.