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Buß- und Bettag 2024: Sonderregel in Bayern - ist das ein Feiertag?


Autor: Lea Mitulla, Jessica Helbig

Deutschland, Sonntag, 24. November 2024

Buß- und Bettag ist in weiten Teilen Deutschlands kein Feiertag, auch in Bayern nicht. Ein normaler Werktag ist es aber auch nicht - das musst du zur Sonderregel wissen.
Der Buß- und Bettag ist in Bayern kein gesetzlicher Feiertag mehr. Trotzdem haben Schülerinnen und Schüler keinen Unterricht. (Symbolbild)


Der Buß- und Bettag findet jedes Jahr am Mittwoch vor Totensonntag und damit genau elf Tage vor dem ersten Adventssonntag statt. Im Jahr 2024 ist das der 20. November. Er gilt als Feiertag der evangelischen Kirche. An diesem Tag finden in den meisten Gemeinden Gottesdienste statt.

Ein offizieller Feiertag ist der Buß- und Bettag schon seit langem nicht mehr, er fiel vor drei Jahrzehnten der Finanzierung der Pflegeversicherung zum Opfer. Nur noch in Sachsen ist am Mittwoch ein gesetzlicher Feiertag. In anderen Bundesländern wie Bayern gelten am Buß- und Bettag jedoch Sonderregeln.

Buß- und Bettag 2024: Wer muss arbeiten - und wer hat frei?

Dabei wird der Buß- und Bettag zwar nicht mehr wie ein Feiertag behandelt, ist aber auch kein normaler Werktag. In folgenden Bundesländern gibt es solche Zwischenlösungen:

  • Bayern: In Bayern gilt der Buß- und Bettag nicht als Feiertag, aber als "stiller Tag". Sport- und Unterhaltungsveranstaltungen sind verboten, an Schulen ist an diesem Tag unterrichtsfrei.
  • Berlin: Hier können evangelische Schüler am Buß- und Bettag zu Hause bleiben. Sie sind von der Schulpflicht ausgenommen.

Die Sonderregel in Bayern stürzt allerdings viele Eltern in ein Dilemma: Sie müssen arbeiten, die Kinder aber gehen nicht in den Unterricht. Schulfrei an dem Tag gibt es deshalb, weil das bayerische Kultusministerium evangelischen Lehrkräften den Besuch eines Gottesdienstes ermöglichen muss. Lehrkräfte könnten nicht unproblematisch freinehmen, der Unterricht könne so möglicherweise nicht aufrechterhalten werden, heißt es aus dem Ministerium. Jedoch: Lehrerinnen und Lehrer hätten nicht dienstfrei an diesem Tag. "An vielen Schulen des Freistaates wird dieser Tag genutzt, um einen sogenannten Pädagogischen Tag abzuhalten, der aktuelle Aspekte aus Bildung und Erziehung thematisiert."

In anderen Bundesländern ist es gläubigen Arbeitnehmern nach dem Feiertagsgesetz möglich, mit dem Verweis auf religiöse Pflichten freizunehmen. Urlaub muss dann nicht genommen werden, doch wird in diesem Fall kein Lohn gezahlt.

Was steckt hinter dem Buß- und Bettag?

Buß- und Sühnetage gehörten schon vor Jahrhunderten zu den christlichen Konfessionen, gingen jedoch nicht immer direkt von der Kirche aus. In frühchristlicher Zeit etwa wurden sie von den weltlichen Herrschern ausgerufen, besonders bei Notfällen oder Katastrophen. Gemeinsam sollten die Gläubigen für ihre Sünden einstehen und so größeres Unheil von der Gemeinschaft abwenden. Im zersplitterten Deutschland vor 1871 gab es 47 verschiedene Buß- und Bettage. Erst 1892 konnte man sich auf einen einheitlichen Bußtag für das preußische Staatsgebiet einigen.

Heute steht beim Buß- und Bettag vor allem die einzelne gläubige Person im Fokus. Buß- und Bettage sollen zur Besinnung und Reflexion anregen. Gläubige werden ermutigt, eine kritische Lebensbilanz zu ziehen, Versagen und Fehler vor Gott einzugestehen und sich neu zu orientieren. Auch gesellschaftliche Probleme und Fehler werden reflektiert. jh/lm/mit dpa