Wie mit Veränderungen umgehen: Die vier Zimmer der Veränderung - das steckt dahinter
Autor: Joachim Tiefenthal
Deutschland, Dienstag, 02. Mai 2023
Veränderungen sind unsere stetigen Begleiter im Leben. Ob privat oder beruflich – brechen Routinen weg oder funktionieren nicht mehr, dann stehen Veränderungen ins Haus. Hierbei durchlaufen wir bildlich gesprochen vier Zimmer.
- Private und berufliche Veränderungen
- Die vier Zimmer der Veränderung
- Diese Gefühlskurve durchlaufen wir bei Veränderungen
- So gelingt Veränderung
Manchmal sind wir aktiv auf der Suche nach Veränderung, manchmal trifft sie uns unvermittelt und erwischt uns auf kaltem Fuß. Wie du mit Veränderungen umgehst und welche Gefühle dich dabei begleiten, hängt zunächst entscheidend von deiner Einstellung und Bereitschaft ab. Sicher spielen auch der Zeitpunkt, der Kontext, die Konsequenzen und das Ausmaß an Veränderung eine wichtige Rolle. Egal, ob du aktiv auf der Suche nach Veränderung bist oder plötzlich Ereignisse passieren, die dir Veränderungen abverlangen, du durchläufst dabei vier Zimmer der Veränderung. Deine Gefühlskurve wird dich, in der Intensität abhängig von den Umständen und deiner Einstellung, erst ins Tal der Tränen führen. Durch Ausprobieren, Anpassung und Erfahrung wirst du dann die Veränderungen meistern. Dazu braucht jede*r individuell die Zeit, die sie oder er braucht.
Private und berufliche Veränderungen
Im privaten Bereich gehören der Wechsel von Wohnort, Lebenspartner*in oder der Verlust von nahestehenden Menschen zu den häufigsten Ereignissen, die Veränderungen herbeiführen. Auch Unfälle oder Krankheiten zählen dazu. Die Gründe, beispielsweise den Wohnort zu wechseln, können sehr unterschiedlich sein. Du ziehst vielleicht der Liebe wegen in eine andere Stadt oder dein vermeintlicher Traumjob wartet dort auf dich. Vielleicht fühlst du dich aber auch einfach nicht mehr wohl in deinem sozialen Umfeld und möchtest dich verändern. So stellt z. B. der Auszug aus dem Elternhaus die erste große Veränderung dieser Art dar. Es ist immer ein Schritt aus deiner Komfortzone heraus, in der dir bis dahin alles vertraut war und in der du dich sicher bewegt hast.
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Das Arbeitsleben ist ein zweiter großer Lebensbereich, in dem wir häufig mit Veränderungen konfrontiert werden. Sei es der Antritt einer neuen Stelle, der Verlust des Arbeitsplatzes oder aber inhaltliche bzw. strukturelle Veränderungen – diese Situationen sind immer neu und erzeugen zunächst oft Ungewissheit, Angst und Unsicherheit. Auch hier bist du nicht mehr in deiner dir vertrauten Komfortzone und musst neue Wege erkunden. Neue Menschen, neue Umgebung, neue Prozesse, neue Anforderungen. Häufig sind es im Job auch Rollenwechsel, die Veränderungen einfordern. Steigst du z. B. beruflich auf und bekommst mehr Verantwortung übertragen, bedeutet das Veränderung, die dich auch emotional in Anspruch nehmen wird.
Hilfreich zu wissen ist, dass Veränderungen von jedem Menschen die gleichen Schritte erfordern, um sie meistern zu können. Damit bis du also nicht allein auf der Welt. Entscheidend ist der Umgang mit Veränderungen. Dort liegen die sichtbaren Unterschiede bzw. sind dort die Gründe zu finden, ob Veränderung gelingt oder nicht. Ängstliche, unsichere und zögerliche Menschen tun sich verständlicherweise deutlich schwerer mit Veränderungen als diejenigen, die vor Selbstbewusstsein strotzen, Veränderungen als Chance erkennen und gerne abenteuerlustig ihre Komfortzonen verlassen. Sie sehen in Veränderung persönliche Herausforderungen und wollen sich mit ihnen weiterentwickeln.
Die vier Zimmer der Veränderung
Das Modell der vier Zimmer der Veränderung geht auf den schwedischen Psychologen Claes F. Janssen (1996) zurück. Bildlich geht er dabei von einem Haus der Veränderung aus, in dem du nacheinander vier Zimmer durchschreitest, um Veränderungen in deinem Leben zu meistern. Dieses Erklärungsmodell von Veränderungsprozessen ist eine Weiterentwicklung der "Trauerkurve" von Elisabeth Kübler-Ross, die in Interviews mit über 200 unheilbar kranken Menschen feststellte, dass mit dem Tod konfrontierte Patienten ähnliche Phasen durchlaufen. Wie diese Gefühlskurve verläuft, erfährst du im nächsten Abschnitt.
Jedes der vier Zimmer der Veränderungen hat einen entsprechenden Namen. Du wirst bei eigenen Recherchen vermutlich auf (leicht) unterschiedliche Bezeichnungen treffen, die aber einheitlich immer demselben Gedanken folgen: Das erste Zimmer ist das Zimmer der Zufriedenheit. Hierin fühlst du dich sicher, alles ist dir vertraut. Du bist in deiner Komfortzone. Im Rahmen eines bevorstehenden Veränderungsprozesses wird diese Situation auch als die "Ruhe vor dem Sturm" bezeichnet. Tritt nun eine Veränderung ein, begibst du dich in das zweite Zimmer. Es nennt sich das Zimmer der Ablehnung oder auch Verleugnung. In diesem Zimmer dominieren Widerstand und Gefühle der Angst und der Wut. Hier willst du die Veränderung noch nicht wahrhaben. Du versuchst sie zu ignorieren und redest ihre Folgen klein. Auch wenn du Ohren und Augen verschließt, mit der Zeit merkst du, dass du der Veränderung nicht entfliehen kannst. An der Stelle entsteht dann oft der Wunsch, direkt ins vierte Zimmer der Erneuerung eintreten zu wollen. Allerdings kennt das Modell keine Abkürzung.